Eifel-Jagd
wir.«
»Danke«, äuÃerte sie spitz, aber sie schwieg.
Wir fuhren hinunter nach Birresborn und bogen im Kylltal nach
Mürlenbach ab. Den Wagen lieÃen wir links neben der Burg stehen und gingen den
Rest des Weges zu FuÃ.
Als wir bei Berner schellten, war es elf Uhr, es regnete
wieder, und der Wald triefte vor Nässe.
Stefan Hommes empfing uns an der Haustür. Er sah schlecht aus.
»Er ist drin und wartet auf euch. Bevor er kam, haben Techniker alles
installiert. Wanzen, Tonbänder und Fangschaltungen. Alles funkgesteuert. Oh,
ich habe ein ScheiÃgefühl. Er sitzt da und brütet vor sich hin. Wollt ihr ein
Bier?«
»Ein Bier für mich«, nickte Rodenstock.
»Ein Sekt vielleicht«, sagte Emma. »Und beruhige dich, mein
Junge. WeiÃt du, wo Andreas Ballmann ist?«
»Auf Jagen zweihundertzehn. Ziemlich nah hier beim Haus.
Braucht ihr ihn?«
»Wir brauchen ihn«, sagte ich. »Sofort. Aber Berner soll ihn
nicht sehen.«
Stefan Hommes ging vor uns her, öffnete die Tür zu dem riesigen
Raum und sagte: »Die drei sind da, Chef.«
»Gut. Bring was zu trinken, Stefan.«
»Klar, Chef.«
»Kommen Sie, meine Herrschaften, setzen Sie sich.«
Berner hatte sich den Kamin anzünden lassen, das Holz prasselte
leise und roch gut.
»Wissen Sie jetzt, wer Cherie getötet hat?« fragte Emma.
»Nein«, sagte er. Er wirkte wie ein kleiner müder alter Mann,
der sich in seinem Ohrensessel verkriecht.
»Aber Sie ahnen es«, hakte Rodenstock nach.
Julius Berner sah ihn. »Muà ich das?« Er hatte ein Pokergesicht.
»Selbstverständlich«, sagte Emma hell. »Nun hören Sie schon
auf, Martin Kleve zu verheimlichen. Sie haben es doch eigentlich nicht nötig,
so zu tun, als seien Sie ein Heiliger. Sie sind keiner, Sie waren keiner und
Sie werden nie einer sein. Natürlich haben Sie sofort an Martin Kleve gedacht.
Und er tötete sie tatsächlich. Nehmen Sie das als verbindlich zur Kenntnis.«
Berner starrte in das Feuer. »Das ist merkwürdig. Ich habe in
früheren Jahren gedacht, daà alles einmal zu Ende sein wird, weil er Fehler
macht. Den Gedanken habe ich inzwischen verdrängt, ich habe gedacht, wir können
gar keine Fehler mehr machen. Ich glaubte, daà Kleve perfekt ist.«
»Er ist ein perfekter Killer«, nickte ich. »Haben Sie eine
Ahnung, warum er Narben-Otto umgebracht hat?«
»Habe ich nicht«, sagte er, und es klang glaubwürdig.
»Er hat ihn umgebracht, weil er entdeckte, daà Cherie
Narben-Otto alles Mögliche erzählt hat, und ...«
»Warum sollte sie Narben-Otto etwas erzählen? Und was?«
»Er hat ihr ein Kind abgetrieben. Ein Kind von Ihnen. Sie
wollte es nicht. Sie haben ihr viel von Martin Kleve erzählt, nicht wahr?«
Berner legte die Fingerspitzen aneinander. »So ziemlich alles.«
»Sie hat versucht, Kleve um eine Million zu erpressen. Er ist
in die Eifel gekommen und hat sie deshalb getötet.«
»Das glaube ich nicht«, behauptete er, aber er glaubte es in
Wahrheit doch. Langsam und unerbittlich sickerte die Erkenntnis in ihn hinein
und fraà an seiner Seele.
»Warum haben Sie die Polen engagiert, Ballmann zu töten?«
fragte Emma. »Das war so schrecklich sinnlos.«
»Das habe ich nicht. Ich habe die drei gebeten, sich Ballmann
vorzunehmen, ihn zu verscheuchen, zu ... zu verprügeln vielleicht. Aber nachts
ist Kleve gekommen und hat ihnen zehntausend Mark gegeben. Jedem. Und er hat
gesagt: Tötet den Mann! So ist das gelaufen. Und ich merkte, Kleve dreht durch,
Kleve fängt an zu versagen. Was ist mit Mathilde? Hat er auch Mathilde getötet?«
»Nein«, murmelte Rodenstock. »Das war ihr Mann, der soviel von
Ihrem Katholizismus hielt. Sie waren sein Vorbild. Nun brauchen wir Ihre Hilfe.
Zunächst einmal eine Beschreibung von Kleves Frau.«
»Hah, die Walburga.« Er zeigte plötzlich eine Spur des alten
Berner, plötzlich war Bewegung in seinem Gesicht, richtige Anteilnahme. Und er
lächelte. »Das ist mit Abstand die furchtbarste Frau, die ich kenne, und ich
kenne eine Menge Frauen. Wir sehen uns selten, manchmal ein Jahr lang nicht.
Sie ist blond und hat eine Figur wie aus einer Wagner-Oper entsprungen, sie ist
eben eine echte Walburga, eine richtige teutonische Frauenkampfmaschine. Sie
macht auf Mutti, aber sie ist so wenig
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