Eifel-Jagd
vorbei.«
Unvermittelt begann Trierberg wie ein Verrückter mit beiden
Fäusten auf den Tisch zu schlagen. Und er schlug in sein aufgeklapptes Messer.
Immer wieder und mit aller Gewalt.
Kischkewitz und der Zöllner hielten ihn fest, sie muÃten alle
Kraft aufwenden. Plötzlich hielt der Zahnarzt das Messer in der blutenden
rechten Hand. Er starrte es an, und es schien ihm die einzige Lösung zu sein.
Der kleine, schmale Zöllner schlug ihm heftig ins Gesicht, links, rechts,
links, rechts.
Wie aus einem Nebel tauchte Trierberg wieder auf und schluchzte
wie ein Kind, das keinen Atem mehr hat. Dabei hielt er Kischkewitz umfangen und
stammelte: »Ich kann nicht mehr, ich kann wirklich nicht mehr.«
»Das Treffen der Mörder«, sagte ich. »Das gab es also
wirklich.«
»Wo ist dieser Aktenkoffer?« fragte Rodenstock unerbittlich.
Trierberg machte sich von Kischkewitz frei und ging zu dem
Bett, das er gebaut hatte. Er bückte sich und zog einen dunkelbraunen eleganten
Aktenkoffer unter dem hölzernen Gestell hervor. Er ging damit zum Tisch und
klappte den Koffer auf. Er war voll Geld.
»Genau eine Million«, sagte der Arzt. »Sie brauchen nicht
nachzuzählen.«
»Ich muà noch eine Frage stellen«, sagte Emma in die Stille.
»Hat dieser Martin Kleve Sie identifizieren können?«
»Ja, natürlich«, antwortete Trierberg hohl. »Er rief mich auf
meinem Handy an. Erst bot er mir eine Million, dann zwei, dann drei. Er sagte,
ich könne alles haben, was ich will. Wer ist der Mann?«
»Ein Polizeibeamter«, gab Rodenstock Auskunft. »Aber er hatte
keine Ahnung, wo Sie sind?«
»Nein. Nach dem Gespräch habe ich das Handy weggeworfen und mir
eines von einer meiner Sprechstundenhilfen geliehen.« Er sah aus wie ein Schwerkranker.
»Holt mal den Arzt von unten«, murmelte Kischkewitz. Er wandte
sich an den Zöllner: »Was denkst du?«
»Julius Berner ist in seinem Haus in Mürlenbach. Bewacht, wenn
ich das richtig verstanden habe.« Der kleine, schmale Mann hatte Augen wie
Schlitze. »Beide sind sehr reich, unermeÃlich reich. Und beide haben viel Dreck
am Stecken. Da stellt sich die Frage, wieviel Berner weià oder ahnt. Dieser
Kleve scheint mir ein eiskalter Killer zu sein, der tatsächlich über Leichen
geht, egal wieviel es sein müssen.« Der Zöllner dachte über etwas nach. »Es
sieht doch so aus, als müÃte dieser Kleve darüber nachdenken, seinen Kumpel
Julius Berner zu töten. Oder ist das falsch?«
»Das ist richtig«, nickte Emma langsam. »Sollen wir ihn damit
in die Falle locken?«
»Zu einfach!« widersprach der Zöllner schnell. »Viel zu
einfach. Was wird dieser Kleve tun? Er wird Julius Berner sang- und klanglos
erschieÃen. Und dann? Er wird aus dem Haus gehen und sich in seinen Wagen
setzen, er wird unter allen Umständen versuchen, den ersten und einzigen
Augenzeugen zu finden, also den Doktor Trierberg. Richtig? Richtig! Und den
würde er auch erschieÃen, kurz und schmerzlos. Wenn Berner und Trierberg tot sind,
kann er sich relativ sicher fühlen, oder? Ach nein, da gibt es ja noch den
Fahnder Andreas Ballmann. Den müÃte Kleve natürlich auch noch töten. Verdammt
noch mal, eigentlich ist es doch ganz einfach, oder?« Der kleine Mann strahlte
uns alle an, als seien wir schwer von Begriff.
»Ihr seid übermüdet, Leute, ihr steckt zu tief in dem Fall, ihr
seht nicht klar. Wir lassen Kleve den Julius Berner erschieÃen. Dann liefern
wir ihm hier zwei Leichen und die Million. Die Leichen sind natürlich Dr.
Trierberg und Andreas Ballmann. Wir müssen nur noch entscheiden, wer Martin
Kleve erpressen soll. Und da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: der
Wildhüter Stefan Hommes. Der fürchtet um seine Zukunft, will heiraten und hat
alles zu verlieren, und er hat die Schnauze von seinem Chef gestrichen voll.
Der biedert sich an, will sich absichern, der verlangt drei Millionen in bar
und bietet dafür zwei Leichen. Und sein Wissen, daà er die Verbindung zwischen
Julius Berner und eben Martin Kleve kennt. Das wird der gute Polizist Kleve
schlucken. Das muà er schlucken. Er muà einfach kommen, weil dieser kleine
Wildhüter ihm alles liefern kann, was Kleve braucht.«
Rodenstock hatte ganz schmale Augen. »Fehler«, sagte er
schrill. »Fehler. Wieso brauchen wir zwei
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