Eifel-Jagd
zusätzliche Leichen in der
Blockhütte, wenn eine Leiche namens Berner reicht?«
Der Zöllner bià sich auf die Unterlippe und grinste dann
dreist. »Ich bin Beamter, ich sichere mich gern ab. Wenn irgend etwas in
Berners Haus schiefgeht, sollte Kleve auf seinem Killertrip bleiben. Er wird
todsicher Hommes zu töten versuchen, oder?«
»Wann?« fragte Emma sachlich.
»In der kommenden Nacht«, sagte der Mann vom Zoll. »Wir haben
keine Zeit zu verlieren. Trödelt nicht, Leute, macht euch auf die Socken.«
Zwölftes Kapitel
Es war der mit Abstand verrückteste Plan, an dessen Umsetzung
ich jemals mitgearbeitet hatte. Hätte mir jemand davon erzählt, ich hätte ihn
für irre gehalten und zu einem Psychiater geschickt. Der Plan basierte allein
auf der Voraussetzung, daà die beiden Hauptbeteiligten moralisch gesehen
Schweine waren. Von Julius Berner wuÃten wir, daà er auf einigen Lebensfeldern
durchaus ein netter und anständiger Kerl war, und ich ging davon aus, daà es
sich bei Martin Kleve ähnlich verhielt. Doch die beiden standen unter ungeheurem
Druck. Es ging um ihre Existenz, und zwar nicht um ihre wirtschaftliche
Existenz, denn Geld brauchten sie seit Jahren nicht mehr, davon hatten sie
genug, es vermehrte sich automatisch. Es ging um ihre Machtpositionen im
gesellschaftlichen Umfeld, es ging um die hohe berufliche Anerkennung, die sie
genossen, es ging um ihre Wichtigkeit, es ging um sie selbst und ihren untadeligen
Ruf als Profis.
Der Notarzt spritzte Trierberg ein mildes Beruhigungsmittel und
verschwand wieder.
»Ich bin dafür«, sagte der Zöllner energisch, »daà wir den
Druck auf Kleve so weit erhöhen, daà er dem Verlangen, hierher zu kommen und zu
töten, nicht mehr widerstehen kann. Wie kann das funktionieren?«
»Sag mal«, meinte Emma, »wie heiÃt du eigentlich?«
»Egbert«, antwortete er. »Wie kriegen wir den Druck so hoch?«
»Es gibt nur eine Möglichkeit.« Emma bià herzhaft in eine
Scheibe Schwarzbrot. »Kleves Schwachpunkt wird seine Frau sein. Wenn ich das
richtig verstanden habe, ist sie genauso geldgeil wie Kleve selbst. Wenn er sie
nicht mehr kontrollieren kann, wenn ...«
»Wir müssen sie festnehmen«, nickte Rodenstock mit neuem Elan.
»Na sicher, das ist es, wir müssen sie von der Bildfläche verschwinden lassen.«
»Das hört sich gut an. Spielen wir das mal durch«, murmelte der
Zöllner namens Egbert. »Wir brauchen die Hilfe der Staatsanwaltschaft in Trier
und die der in Düsseldorf. AuÃerdem eine Menge technischen Kram. Das übernehmen
meine Leute. Wir benötigen einen Haufen Handys, damit jeder so ein Ding hat,
und eine eigene Nummer für Standleitungen. Es gibt massenweise zu tun, Leute.«
Wenig später durften Emma, Rodenstock und ich gehen. Wir hatten
genau umrissene Aufgaben zu erledigen und sollten zunächst zu Julius Berner
fahren, weil Kischkewitz und Egbert davon ausgingen, daà er uns gegenüber
offener sein würde als gegenüber der Mordkommission.
Und alles muÃte sehr schnell gehen, Schnelligkeit war ein
entscheidender Faktor. Egbert hatte gemeint: »Wenn wir ihnen zuviel Zeit geben
nachzudenken, sind wir schon vor dem Start im Eimer.«
Inzwischen war es stockdunkel, die Luft war feucht, aus dem Tal
stieg sanft Nebel und sah aus wie ein weiÃes, waberndes Tuch. Die Eifel deckte
sich zu. Ich hatte schon feurig rote Ahornblätter gesehen, der Sommer war sehr
kurz gewesen, der Herbst fiel ein, und wir hatten noch nicht einmal das
Erntedankfest erreicht. Wenige Tage Hitze, dann der Absturz um gute fünfzehn
Grad, dann Regen, jetzt Nebel und rote Blätter.
Als ich auf der schmalen Veranda stand, seufzte ich: »Oh Herr,
der Sommer war sehr kurz. Kannst du nicht Dinah bringen? «
»Das ist fest geplant«, nickte Emma. »Morgen früh hole ich
sie.«
»Ich freue mich auf sie«, murmelte Rodenstock. »Jetzt gib mir
deine Hand, Weib, und führe mich zu Tal.«
»Möglicherweise machen wir einen Fehler«, überlegte Emma. »Wir
gehen davon aus, daà Kleve das Oberschwein ist und Berner nur Schwein Nummer
zwei. Was ist, wenn Berner viel mehr auf dem Kerbholz hat als Kleve? Dann
machen wir den Bock zum Gärtner ...«
Rodenstock unterbrach sie. »Wir haben nur diesen einen Versuch,
zerrede ihn nicht. Daà du klug bist, wissen
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