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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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alles hier ist in Szene gesetzt worden, das sollte so gefunden
werden. Jemand wollte eine Botschaft loswerden.«
    Â»Eine Botschaft muss jemanden haben, an den sie sich
richtet.«
    Â»Richtig. Aber der Adressat ist noch unbekannt.« Emma
zündete sich einen Zigarillo an. »Unser Freund Kischkewitz ist nervös und wird
zunehmend nervöser. Das ist wieder mal eine Geschichte, die für ihn alles oder
nichts bedeuten kann.«
    Â»Wieso das? Schau dir das Bühnenbild an, schau dir diesen
Toten an, da muss es von Spuren wimmeln.«
    Â»Denkst du«, erwiderte sie spöttisch. »Ob du es glaubst
oder nicht, sie haben bisher nicht einen einzigen brauchbaren Fingerabdruck
gefunden. Nicht einmal auf den Birkenstämmen.«
    Â»Das kann doch gar nicht sein!«
    Â»Doch, das ist Fakt«, nickte sie. Abrupt fauchte sie:
»Was soll das hier, Baumeister? Jemand geht in den Wald, schlägt eine ziemlich
massive Birke und zimmert ein Kreuz daraus. Dann hat er das Kreuz hergebracht
und diesen Jungen daraufgenagelt. Und zwar nicht so, wie es viele Jesusdarstellungen
zeigen, sondern so, wie es historisch wahrscheinlicher ist: Die schweren Nägel
sind durch die Sehnen in der Handwurzel getrieben worden und nicht durch die
Handflächen. Das alles, ohne einen brauchbaren Fingerabdruck zu hinterlassen.
Und dann wurde die Polizei benachrichtigt.«
    Â»Wieso sind die Jesusdarstellungen falsch?«, fragte ich etwas
dümmlich.
    Â»Es gibt Untersuchungen, die die Bibel auf Schwachstellen
abklopfen. So wie Jesus auf den meisten Darstellungen am Kreuz hängt, kann er
vor zweitausend Jahren nicht am Kreuz gehangen haben. Das war damals nicht möglich,
er wäre abgestürzt.«
    In diesem Moment schrie Kischkewitz wütend: »Martin,
verdammte Hacke, geh sicherheitshalber die Rückseite und Vorderseite des Opfers
noch einmal an!«
    Von hinten wurde eine fahrbare, grell quietschende Leiter
dicht an den Toten gefahren. Jemand in der weißen Arbeitskleidung der Techniker
kletterte hinauf, drehte den Kopf und brüllte zurück: »Ihr seid ja alle
beknackt, es gibt einfach keine Prints!«
    Â»Versuch es, bitte«, seufzte Kischkewitz, deutlich
ruhiger. »Tut mir leid.«
    Â»Hat er euch angerufen?«, fragte ich und deutete in
Kischkewitz’ Richtung.
    Â»Nein«, sagte Emma. »Er war auf einer Gewerkschaftskonferenz
in Koblenz und hat auf dem Rückweg bei uns reingeschaut, nur so, Guten Tag
sagen. Und während er bei uns war, kriegte er den Anruf von seinen Kollegen.«
    Ein junger Mann schoss plötzlich durch die Tür unmittelbar
neben uns und sagte atemlos: »Chef! Der Vater! Der Vater kommt! Wir konnten ihn
nicht aufhalten.«
    Â»Um Gottes willen«, stöhnte Kischkewitz.
    Er rannte durch den Raum in die Halle und befahl: »Macht
den Laden dicht!«
    Emma sprang von ihrem Hocker und schloss die große Tür.
    Ein Automotor heulte auf, erstarb. Dann knallte eine Tür,
jemand rief voller Erregung: »… schließlich geht es um meinen Sohn!«
    Kischkewitz’ Stimme war deutlich zu vernehmen: »Das ist
ein Tatort. Bleiben Sie draußen.«
    Â»Du lieber Gott«, seufzte Emma. »Wie soll der Mann das
verstehen?«
    Kischkewitz sagte wieder etwas, wesentlich leiser. Dann
wurde es ganz still, bis ein hoher, verzweifelt klingender Ton aus der Halle in
den Saal schallte. Der Mann weinte.
    Â»Was ist mit der Frau im Wald?«, fragte ich.
    Â»Sie ist noch nicht identifiziert«, antwortete Emma. »Sie
liegt in einem Waldstück in Richtung St. Thomas. In der Gemarkung von
Weißenseifen. Kopfschuss.«
    Â»Und wie wurde sie entdeckt?«
    Â»Ein Bauer, der sich einen Eichenstamm aus dem Wald
ziehen wollte, hat sie gefunden.«
    Â»Vor diesem Fund?«
    Â»Vor diesem Fund. Die Nachricht kam ungefähr eine halbe
Stunde früher. Bei der Frau ermittelt eine Gruppe der Wittlicher.«
    Draußen wurde ein Auto gestartet.
    Kischkewitz kehrte zurück und wirkte verunsichert. Er sah
mich an, nickte und murmelte: »Das ist noch mal gut gegangen. Kein Vater würde
diesen Anblick aushalten. Martin, hast du inzwischen was?«
    Â»Nee«, sagte der Mann auf der Leiter, »hier ist einfach
nichts. Das ist alles clean.«
    Kischkewitz stieg die andere Seite der Leiter hoch. »Das
kann doch nicht sein, dass ihn niemand ungeschützt berührt hat und dass das
verdammte Kreuz ohne jede Spur ist!«
    Â»Sieht aber

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