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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sehr still, der Wind kam sanft das Tal herunter
und ich fragte mich, ob in diesem düsteren Haus je ein Mensch glücklich gewesen
war. Mir fiel auf, dass es keine Gardinen gab, dass alle Fenster über eine
Doppelverglasung verfügten und dass sie so klar und sauber waren, als seien sie
gestern erst geputzt worden. Der Schornstein entließ eine matte Rauchfahne in
den Sonnenschein.
    Der rechte Flügel des eisernen Tores quietschte leise,
als ich ihn vorwärts schob.
    Die mächtige Haustür öffnete sich und ein Uniformierter
kam heraus. Er nahm seine Mütze ab und kratzte sich in den Haaren. Dann sah er
mich und hielt inne. Er schien misstrauisch.
    Â»Was suchen Sie hier?«, blaffte er, um etwas besonnener
hinzuzusetzen: »Darf ich erfahren, wer Sie sind?«
    Â»Mein Name ist Baumeister, ich kenne Herrn Kischkewitz
sehr gut. Kriminalrat a. D. Rodenstock hat mich hierher bestellt.«
    Â»Ach so«, sagte er, seine Stimme war brüchig. »Ja, dann
gehen Sie mal rein. Das ist nichts für schwache Nerven. Wie in einem schlechten
Film ist das.« Er drehte sich um und hielt die Tür für mich auf. »Wer sich das
wohl ausgedacht hat? Ich muss unbedingt einen Moment was anderes sehen und eine
rauchen.«
    Ich schloss die Tür hinter mir und stand in einem gewaltigen
Treppenhaus, in dem kein Licht brannte. Ich fühlte mich an die mystische,
rätselhafte, schreckauslösende Villa der Rocky
Horror Picture Show erinnert. Die Treppe nach oben war mindestens drei
Meter breit, der Fußboden war mit exquisiten holländischen Kacheln ausgelegt,
so wie es reiche Leute vor 1930 geliebt hatten. Jede Tür war eine zweieinhalb
Meter hohe Kostbarkeit aus Eifeleiche, mit Schnitzereien aus Linden- oder
Ulmenholz belegt. Alles zusammen bildete eine überzeugende Demonstration von
Einfluss und Macht.
    Undeutlich vernahm ich Stimmen und andere Geräusche. Es
ging noch einmal drei Stufen hoch in die eigentliche Halle, an deren Ende eine
zweiflügelige Tür weit offen stand.
    Sie hatten ihn vor der jenseitigen Stirnseite des Raumes
aufgehängt, ihn auf ein hohes Kreuz aus Birkenstämmen genagelt: Sie hatten ihn
gekreuzigt.
    Das Bild war bizarr und es schlug mir wie ein Hieb in den
Magen.
    Kischkewitz’ Frauen und Männer hatten rechts und links
des Toten zwei schwere Scheinwerfer auf den Boden gestellt, wohl um den
Spurensuchern ihre Arbeit zu erleichtern. So hing er da, unübersehbar im
grellen Licht, und war der Mittelpunkt einer geradezu atemberaubenden Szene.
    Der Tote war fast nackt, trug nur ein dunkelgraues Stück
Tuch, das ihm um die Hüften geschlungen worden war. Der Kopf mit den blonden,
langen Haaren hing nach links geneigt in der unnachahmlichen Demut, die seit
fast zweitausend Jahren mit diesem Bild verbunden ist. Das Gesicht hatte die
sanfte Härte und den matten Glanz von Marmor, dabei sehr friedlich. Seine Augen
waren geschlossen. Und überall an seinem Körper war Blut, das zu dunklen
Flecken geronnen war. Dort, wo es kein Blut gab, war seine Haut bleich, nahezu
weiß.
    Links von mir sagte Emma leise: »Sie trauen sich noch
nicht, ihn abzuhängen, sie fürchten, sie könnten etwas übersehen.« Sie saß auf
einem Hocker.
    Â»Das ist … das ist unglaublich«, stammelte ich.
    Â»Ja«, sagte sie. »Wenn du es einfach auf dich wirken
lässt, ist er Christus, nichts als Christus.«
    Â»Ich weiß, dass er achtzehn Jahre alt wurde. Wie heißt
er, wer ist er?«
    Â»Das ist Sven, Sohn höchst ehrbarer Eltern. Der Hausname
lautet Dillinger. Sven wurde seit vier Tagen vermisst.«
    Â»Wer hat das hier entdeckt?«
    Â»Entdeckt hat es eigentlich niemand. Die Mordkommission
in Trier und die Kriminalgruppe in Wittlich haben jeweils anonyme Anrufe
erhalten. Sie sind sofort hierher gerast und haben Sven so gefunden. Die Scheinwerfer
stammen übrigens nicht von den Kriminaltechnikern, wie du vielleicht meinst.
Sie standen schon da und waren eingeschaltet. Das Kreuz ist mit vier schweren,
schrägen Holzbalken auf dem Parkett verankert. Dabei entstand natürlich ein
bisschen Schmutz, so etwas geht nicht ohne Abfälle. Dieser Abfall aus
Borkenstückchen und Sägespänen wurde zusammengekehrt und gemeinsam mit der
kleinen Kehrschaufel und dem Besen sorgfältig in die Ecke des Raumes gelegt …
Während ich so rede, habe ich eine Vision: Ich sehe den Täter irgendwo stehen
und kichern. Das

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