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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Leuten vor einer schwierigen Situation.« Er lachte leise. »Ich liege hier in meinem Bett und erhole mich. Ich sehe möglicherweise Lösungen oder Teile von Lösungen und stelle vergnügt fest, dass sie mich anrufen und meine Erfahrungen brauchen.« Dann griff er ein Wasserglas und trank genüsslich.
    »Was, zum Teufel, soll ich tun?«, fragte ich und dachte im gleichen Atemzug: Du bist ein Narr, so etwas zu fragen.
    »Arbeiten«, antwortete er. »Das kannst du besonders gut. Hast du jemals von der Pension
Aurora
in Dresden gehört?«
    »Was soll das jetzt?«, fragte ich erstaunt.
    »Ganz einfach«, antwortete er. »Die spielt eine Rolle bei den Bewegungsmustern dieses Falles.«
    »Nie gehört«, sagte ich lahm.
    »Das glaube ich«, nickte er. »Die junge Kollegin Miriam Keil ist darauf gestoßen. Helles Mädchen. Kümmert sich scheinbar um Nebensächlichkeiten und stößt dann auf eine mögliche Goldader. Da ist eine Merkwürdigkeit in diesem Fall. Du erinnerst dich, dass wir wissen, dass Gerhard Hahn und Paul Henrici, genannt Blue, mehrere Male im Urlaub in Tschechien waren. Die mögen das Land. Und sie haben auf dem Hinweg und auf dem Rückweg jeweils eine Nacht in Dresden eingelegt. In der Pension
Aurora
. Die Kollegin Keil ist nun auf die Idee gekommen, diese Bewegungsmuster auszudehnen auf die übrigen Leute im Eulenhof. Und siehe da: Zweimal sind Leute vom Eulenhof in der Pension
Aurora
gewesen. Genauer gesagt: Zweimal nach jeweils der Nacht, in der Blue und Gerhard Hahn dort waren. Einmal auf der Hinreise, dann auf der Rückreise. Da wird man fragen müssen, oder?«
    »Gibt es eine Antwort?«
    »Gibt es noch nicht. Aber du wirst eine Antwort bekommen, wenn du dich darum kümmerst.«
    »Wie lange wirst du noch hier im Krankenhaus sein?«
    »Übermorgen ist der Termin. Ich komme nur kurz nach Hause, dann geht es in die Reha. Gehirntraining.«
    »Wohin gehst du?«
    »Bad Wiessee. Sie sagen, es sei dort allererste Sahne für aussichtslose Fälle wie mich.«
    »Dann sehe ich dich noch?«
    »Natürlich«, sagte er und nickte. »Und jetzt hau ab und arbeite. Und denk nicht, du hast dich blamiert oder einen Fehler gemacht. Das wäre jedem von uns auch passiert. Mir auch.«

    Es war zehn Uhr am Abend, der Tag war unglaublich schleppend an mir vorbeigegangen, als wäre ich in einer extremen Slowmotion gefangen gewesen. Als ich zu Hause ankam, dachte ich, es sei das Beste, keine Zeit mehr zu verlieren.
    Pension
Aurora
Dresden.
    Ich besorgte mir die Telefonnummer, ich suchte bei Google, bei Facebook, ich fand Werbesprüche wie
Hier bist du zu Hause
oder
Wir sind ein irrer Haufen
, aber nichts Klärendes. Ich rief dort an.
    Jemand sagte mit einer sehr tiefen Stimme: »Mein Süßer! Was kann ich für dich tun?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber wir können es vielleicht miteinander versuchen. Es geht um zwei Knaben, die auf dem Weg nach Tschechien bei euch eingekehrt sind und dann auf dem Rückweg wiederkamen. Für jeweils eine Nacht. Ihre Namen sind Paul Henrici und Gerhard Hahn. Sagt dir das was?«
    »Nicht die Spur, Süßer«, sagte die tiefe Stimme. »Wann soll denn das gewesen sein?«
    »November, denke ich mal. Und sie haben als Adresse wahrscheinlich einen Bauernhof angegeben. Eulenhof heißt der, Eulenhof in der Eifel. Und jeweils eine Nacht später kamen erneut Leute von diesem Eulenhof zu euch.«
    »Sag mal, bist du etwa von den Bullen? Na? Naah?«
    Ich musste einen Transsexuellen vor mir haben, jemanden mit einer turmhohen Frisur und sündigen Lippen, und einem Busen wie eine Kletterwand. Vielleicht turnte er auch nackt herum und machte aus dem Telefonat eine Show vor seinen Freunden.
    »Ja, ich bin von den Bullen«, log ich. »Und es wäre schön, wenn du mir behilflich bist. Jeweils viermal die Adresse Eulenhof in zwei aufeinanderfolgenden Nächten, das muss euch doch aufgefallen sein.«
    »Waren die denn irgendwie komisch?«, fragte die Stimme.
    »Was ist denn bei dir komisch?«, fragte ich dagegen.
    »Na ja, komisch wäre es, wenn bei mir ein schwitzender Schlipsträger auftaucht, der beichten möchte, dass er bisexuell ist, das aber in sechzig Lebensjahren nicht gemerkt hat. Also, so was wäre schon sehr komisch.« Dann lachte er unbändig über zwei Oktaven.
    Ich musste einsehen, dass hier noch nichts zu holen war. Ich sagte: »Ich rufe noch einmal an, wenn ich etwas mehr weiß. Okay?« Dann legte ich auf.
    Ich hatte keine genauen Daten, aber ich hatte Miriam Keil, das polizeiliche Superhirn. Ich rief

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