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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Tritt kam, weil er sich gleichzeitig von dem eindrucksvollen Riss am rechten Knie seiner Uniformhose ein Bild machen wollte. Wahrscheinlich war er unsterblich in sie verliebt, und wahrscheinlich war es ihm wurscht, wie er wirkte.
    »Die Komik des deutschen Mannes liegt in seinem bloßen Dasein«, flüsterte Rodenstock.
    »Haben Sie den Toten etwa berührt?«, fragte die Polizistin.
    »Nein, natürlich nicht«, gab ich Auskunft. »Ich habe ihn aus allen erdenklichen Winkeln fotografiert, mehr nicht.«
    »Absperren brauchen wir hier wohl nicht«, stellte sie fest.
    »Das ist richtig«, sagte Rodenstock.
    »Ist er mit einem Auto hergekommen?«, fragte sie.
    »Wissen wir nicht. Wenn er mit einem Auto gekommen ist«, bemerkte ich, »dann muss der Wagen auf der anderen Seite des Baches im Wald stehen. Da münden zwei Waldwege, die man von hier aus nicht einsehen kann.«
    »Gregor, geh mal gucken«, bestimmte sie.
    Gregor hüpfte mit erstaunlicher Eleganz über den Bach und verschwand in den Wald.
    Frau Meinart beugte sich hinunter zu dem jungen Mann, auch bei ihr sah das für einen kurzen Moment so aus, als wollte sie ihm etwas zuflüstern. Komm, steh auf, das wird schon wieder. Dann kam sie hoch und bestätigte: »Ja, das ist er, kein Zweifel. Das ist der Junge, der von seinen Eltern vermisst gemeldet wurde. Ein Foto des Vermissten war an uns alle rausgegangen.«
    Gregors Stimme tönte zwischen den Bäumen zu uns herüber: »Hier steht ein uralter Polo. Schlüssel steckt.«
    »Wenigstens etwas«, bemerkte die junge Beamtin. Dann, ein wenig lauter: »Nicht drangehen. Wegen der Spuren.« Sie wandte sich Rodenstock zu und fragte: »Können Sie sich vorstellen, was hier abgelaufen ist?«
    »Das kann ich nicht«, antwortete er. »Was wissen wir denn über diesen Eulenhof? Man sagt, die Bewohner seien Neonazis. Und der Getötete war dort gemeldet.«
    »Also, den Namen Paul Henrici kennen wir. Er hat auf dem Eulenhof seinen Wohnsitz gemeldet.« Sie schloss die Augen, als sie sich konzentrierte. »Wir sind angehalten, immer auf den Eulenhof zu achten. Wenn da etwas los ist, was aus dem Ruder läuft, dann sollen wir Meldung machen. Wir sollen auch darauf achten, wer dort zu Gast ist. Die Leute nennen den Hof ja auch die Reha. Es ist gesagt worden, dass Leute aus dem Osten dort Ferien machen. Aber auch Leute aus dem Ruhrgebiet. Manchmal wird dort wie irre gesoffen, haben wir gehört. Aber einen polizeilichen Einsatz gab es bislang noch nie. Und es ist bekannt geworden, dass die Leute einen Schießstand betreiben. Sie haben einen Verein für Schießsport gegründet, und sie schießen mit Kurz- und Langwaffen. Also, komisch ist das schon, wenn Sie mich fragen. Aber direkt verboten ist das ja auch nicht.«
    »Wer prüft denn die Waffen?«, fragte ich schnell.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Wir wissen eben nur von Experten, dass in der Eifel sehr viele schwarze Waffen vorhanden sind. Aber vielleicht sind die Waffen auf dem Eulenhof alle ordnungsgemäß gemeldet. Aber, ehrlich gestanden, glaube ich das nicht.«
    »Wie viele Bewohner sind dort gemeldet?«, fragte ich.
    »Ständig sechzehn oder achtzehn«, antwortete sie.
    »Junge Frau«, murmelte Rodenstock nachdenklich, »was war denn Ihr erster Gedanke, als Sie hörten, da sei einer vom Eulenhof erschossen worden?«
    Sie überlegte nicht lange. »Da habe ich gedacht: Vielleicht hat er geredet, vielleicht wollte er aussteigen.«
    »Das ist eine sehr kluge Idee«, lobte Rodenstock. »Und wem könnte er etwas verraten haben?«
    »Na ja, vielleicht irgendeinem Agenten des Verfassungsschutzes? Oder vielleicht jemandem von den Medien?«
    »Sie sollten zur Kripo gehen«, bemerkte Rodenstock.
    »Das habe ich auch vor«, erklärte das erstaunliche Wesen selbstsicher.
    Gregor hüpfte zurück auf unsere Seite des Ahbachs. »Das Auto ist mindestens fünfzehn Jahre alt«, berichtete er. »Da drin herrscht eine Ordnung wie bei Hempels unterm Sofa.«
    »Wobei uns die Ordnung unter Hempels Sofa unbekannt ist«, sagte ich.
    Gregor errötete sanft.
    Auf dem Wirtschaftsweg über uns kam das nächste Auto an. Es war Holger Patt von der Mordkommission, der sofort nach dem Aussteigen lauthals verkündete: »Die Hilfe ist nah!«
    Er war ein großer, sehr dünner Mann um die Fünfzig, der so aussah wie ein neugieriger Vogel mit einer Hakennase. Und er ging auch so. Bei jedem Schritt ruckte sein Hals mit dem Kopf nach vorn. Er machte den Eindruck eines Gelehrten, den menschliche Angelegenheiten

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