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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Hang und schaute ins Tal. Ich dachte: Etwas ist mit ihm geschehen. Und ich gebe zu, ich dachte an Wilma Bruns. Die beiden verstanden sich sehr gut, waren durch die politische Arbeit eng miteinander verbunden und machten auch keinen Hehl daraus. Dann fand eine Geburtstagsfeier statt, zu der auch Wilma eingeladen war. Als sie beschwipst war, suchte ich ein Gespräch mit ihr. Einige von Ihnen haben sie gekannt. Sie war immer sehr offen. Sie erklärte mir, dass sie meinen Mann auf eine sehr spezielle Art lieben würde und dass ich mir nicht die geringsten Sorgen zu machen brauchte. Das glaubte ich ihr. Aber der Zustand meines Mannes änderte sich nicht, im Gegenteil. Manchmal kam er mir vor wie ein jugendlicher Träumer, der vollkommen den Boden unter den Füßen verloren hat. Ich kann das nicht einmal an Beispielen festmachen. In Sachen Windpark unternahm er nichts mehr, er sagte, Annette und Wilma würden das regeln. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl seiner Reisen ungemein.
    Während dieser Zeit überdachte ich meine Situation und fand zu meinem Schrecken heraus, dass ich mich nur noch über Jakob Driesch identifizierte. Ich war keine eigenständige Anna Driesch, ich war die Frau von Jakob. Das machte mir eine wahnsinnige Angst. Dann passierte einer dieser unglaublich blöden Zufälle. Das war im Januar. Jakob war in Berlin, bereitete für die Fraktion irgendwelche Sitzungen vor, musste bei Ausschüssen zugegen sein, das Übliche eben. Da besuchte mich eine frühere Schulfreundin. Und als ich ihr sagte, leider sei mein Mann in Berlin, antwortete sie ganz verblüfft: Aber den habe ich doch eben in Monschau gesehen. Ich reagierte nach außen gar nicht, lächelte und deutete eine wahrscheinliche Verwechslung an. Aber seit diesem Vorfall begann ich meinen Mann systematisch zu kontrollieren. Etwas, das ich früher nicht im Traum für möglich gehalten hätte. Jetzt wurde mir klar, dass ich ihn verlieren würde und alles in mir wehrte sich dagegen. Ich war verzweifelt.«
    Sie endete und zündete sich eine neue Zigarette an. Niemand sonst sprach ein Wort, niemand räusperte sich.
    »Ich habe eine Frage, Anna«, sagte Rodenstock dann. »Was dagegen?«
    »Nein, fragen Sie nur.«
    »Sie schildern sehr anschaulich, wie Sie merkten, dass Sie Ihren Mann langsam zu verlieren drohten. Aber dieser Mann lag jede Nacht, wenn er denn zu Hause war, in dem Bett neben Ihnen. Haben Sie noch miteinander geschlafen? Oder hat er sich dabei anders verhalten als üblich? Entschuldigung, das könnte man als indiskrete Frage bezeichnen, aber wir sind Praktiker, verstehen Sie?«
    Es gab ein leises Gelächter, Emma zischte: »Ruhe, verdammt!«
    Anna nickte bedächtig. »Da hatte sich unmerklich etwas verändert. Wir sind ... sehr offen sexuell miteinander umgegangen. Ja, und es hat Freude gemacht. Aber nun wurde es immer monotoner. Ich hatte das Gefühl: Er bedient mich, weil er mich bedienen muss. Kein Herz mehr dabei, verstehen Sie?«
    »Das verstehe ich gut«, bestätigte Kischkewitz. »Und dieser Vorgang verstärkte das Gefühl, ihn verloren zu haben.«
    »Ja, so war es. Ich habe alles Mögliche gedacht und geplant. Ich dachte sogar daran, ihn von einem Privatdetektiv überwachen zu lassen. Denn mittlerweile war glasklar, dass er mich belog. Und zwar massiv. Er hatte bereits eine komplette Bürobesatzung in Berlin.
    Ich bin dorthin geflogen und habe mich mit denen angefreundet. Von da an konnte ich anrufen und nach Jakob fragen, ohne dass sie ihm das gesagt hätten. So erfuhr ich, wenn er offiziell in Berlin war, aber sich in Wahrheit ganz woanders aufhielt. Das geschah nicht einmal, das geschah mehr als zwanzig Mal.«
    »Haben Sie sich denn nie einer Freundin anvertraut?«, fragte Kischkewitz.
    »Habe ich nicht«, antwortete sie einfach. »Das ist nicht mein Ding, so wurde ich nicht erzogen. Ich bin es mein Leben lang gewohnt gewesen, meine Probleme selbst in den Griff zu kriegen, und die Aussprachen mit der besten Freundin sind doch, wie wir alle wissen, von höchst zweifelhaftem Charakter, weil die beste Freundin unter Umständen auch den Mund nicht halten kann. Nein, ich sprach mit niemandem darüber.«
    Niemand außer Anna hatte sich bisher zu rauchen getraut. Nun räusperte sich Rodenstock: »Ich denke, auch für uns Beamte gilt kein Rauchverbot.« Damit zog er eine seiner fürchterlichen Stinkbomben aus der Innentasche seines Jacketts und grinste faunisch in die Runde. Ich stopfte mir eine Crown Viking von Winslow.
    Dann fuhr Rodenstock

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