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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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fort: »Sie sind ein hochintelligenter Mensch. Warum sind Sie nicht auf die Idee gekommen, mit Jakob offen zu sprechen? Es wenigstens zu versuchen?«
    »Ich versuchte es. Vielleicht zehnmal, vielleicht öfter. Er wich aus, er ließ sich auf nichts ein. Einmal habe ich sogar deutlich gesagt, dass ich vermuten würde, er habe eine Geliebte. Da hat er mich angesehen, als ob er mich verprügeln wollte. Dann schlief ich nicht mehr mit ihm, ich sagte, es würde mich anöden. Er reagierte überhaupt nicht, er wirkte erleichtert. Mein ganzes Leben war kaputt, das Leben meiner Töchter bis zu einem gewissen Grad auch. Plötzlich begriff ich: Da gab es gar nichts mehr zu reparieren, die Ehe war zu Ende, gescheitert. Jakob Driesch hatte mich verlassen.«
    »Aber Sie wussten noch nichts von Annette von Hülsdonk?«, fragte Kischkewitz.
    »Doch, davon wusste ich seit Februar. Ich bin von meiner Ausbildung her systematisches Arbeiten gewohnt. Verreiste mein Mann, kontrollierte ich Wilma Bruns, der ich in meiner Verwirrung und Angst zuweilen immer noch nicht traute. Und irgendwann begann ich Annette zu kontrollieren. War mein Mann angeblich in Berlin und in Wirklichkeit woanders, war auch Annette nicht erreichbar. Also konzentrierte ich meine Nachforschungen ganz auf Annette. Sie ist ... nun ja, sie war kindlich unaufmerksam und nicht im Geringsten vorsichtig. Zu Beginn des Jahres trafen sie sich im alten Forsthaus, das zuweilen an Jäger vermietet wird. Sie zündeten sich ein Feuer im Kamin an, sie machten sich Brote, meistens Weißbrot mit Salami und Käse. Und sie tranken Wein, einen trockenen Wehlener...«
    »Moment«, Rodenstock wedelte mit der rechten Hand. »Heißt das, Sie haben ihnen zugeschaut?«
    »Ja.«
    Wieder herrschte Stille, bedrückende Stille.
    Sie räusperte sich und blies den Rauch ihrer Zigarette nachdenklich in den Raum. »Es war demütigend, es war selbstzerstörerisch, es war irgendwie mein Tod.«
    »Haben Sie das oft getan?«
    »Dreimal«, sagte sie seltsam klar. »Das war dreimal zu viel. Sie gingen dann nicht mehr in das Forsthaus. Ich konzentrierte mich auf Annette, sobald mein Mann sagte, er müsse verreisen. Und wenn ich ihr folgte, traf ich ihn. Ich habe es aufgeschrieben, wo sie miteinander ... wo sie es trieben. Bis dann die Sache mit der Million passierte. Anfangs wusste ich nicht, was ich davon halten sollte.«
    »Das heißt, Sie haben das alles von Beginn an gewusst?«, fragte Rodenstock. »Das mit Annette, das mit dem Projekt auf Mallorca?«
    »Natürlich«, erklärte Anna. »Wenn man Annette folgte, musste man auf diese Geschichte stoßen. Ihr Vater kaufte ihr das große Bauernhaus. Drei Monate später bot er es selbst zum Verkauf an. Und er verkaufte es. Und ich habe von dem Banker erfahren, dass er sich das Geld hat bar auszahlen lassen. Ich bin Jakob Drieschs Frau, mir erzählt man so was. Dann ist mein Mann nach Mallorca geflogen. Von Berlin aus. Eine der Damen in seinem Büro erwähnte das so ganz nebenbei und ließ auch eine Bemerkung von einem Koffer voll Geld fallen. Ich brauchte dann nur noch Annette zu folgen, von der sicher anzunehmen war, dass sie ihren Mund nicht halten würde. Und sie erzählte in einem Cafe einer Freundin ganz aufgeregt, sie habe soeben ein Hotel auf Mallorca geschenkt bekommen. Es war so simpel, mein Gott, war das simpel. Und Jakob hatte das Geld transportiert. Und sein Name stand in der Besitzurkunde. Ich wusste: Er würde mich bald verlassen und ich würde nur noch ein Schatten sein. Sie können sich nicht vorstellen, wie ich ihn für diese finanzielle Banalität gehasst habe. Er nimmt sich eine Junge, er denkt nur noch an seine und ihre Rente. Meine Kinder würden keinen Vater mehr haben und ich würde in Not geraten, weil ich nicht erklären kann, wieso das Schwein uns sitzen lässt.« Ihre Stimme war jetzt hart und ohne den Hauch eines Gefühls.
    »Und Sie haben ihn in der Monschauer Wohnung überrascht und dann getötet?«, fragte Kischkewitz.
    »Ja. Ich wollte, dass er stirbt. Er hatte nicht das Recht, mich auf den Müllberg seines Lebens zu werfen und meine Töchter gleich mit. Ich holte mir das Gewehr von seinem Onkel. Der hatte genug davon. Dieses Gewehr kannte ich genau, denn damit hatte ich schon auf Blechdosen geschossen und mich darüber gewundert, wie zielgenau diese Dinger funktionieren. Es hat auch so ein Gerät über dem Lauf, das ein rotes Signal sendet, das man auf dem Ziel sehen kann. Das funktioniert idiotensicher. Die beiden trieben in

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