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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nochmal an.
    »Vielleicht waren die Radfahrer aber auch scharf darauf, Gerd Salm und seine kleine Russin auszuspionieren«, sagte Emma.
    Langsam nickte ich. »Aber dann hat er davon nichts bemerkt. Und auch der Zeuge, der Gerd Salm beobachtet hat, hat niemanden sonst gesehen.«
    Rodenstock fragte: »Ist denn eindeutig erwiesen, dass Gerd Salm und die kleine Annegret ein Paar waren?«
    »Für die Kinder todsicher«, meinte ich. »Möglich ist auch, dass Annegret vor Eifersucht tobte, weil sie ahnte, dass Gerd mit der Russin zusammen war. Das würde heißen, sie war stinksauer, als sie starb.«
    »Hat Benecke Spuren von Dritten gefunden?«, fragte Emma.
    »Ja und nein«, sagte Rodenstock. »Er fand Spuren von so vielen Menschen, dass es schwierig war, die Spuren auszusortieren, die er nicht im Zusammenhang mit der Tat in dem Bild unterbringen konnte. Jetzt ist ja klar, warum: Dieser Busch war tagsüber das Spielfeld der Kinder und abends der Treffpunkt der älteren Jugendlichen.«
    »Sollen wir davon ausgehen, dass die Radfahrer den Mord gesehen oder die tote Annegret entdeckt haben?«, fragte Emma.
    »Können wir nicht«, widersprach ich. »Annegret war gut unter tiefem Laub und alten Zweigen in einer Bodenfurche versteckt, dass die Suchtrupps sie nicht gesehen haben. Diesen Zustand müssen wir für die Kinder auf den Rädern auch annehmen. Für wahrscheinlicher halte ich, was Anni vermutete: dass sie vor dem Mord etwas gesehen haben, was ihre Seelen verschließt. Andererseits ist auch das fraglich, weil es kaum möglich ist, dass alle drei das furchtbare Bild gleichermaßen verdrängen. Und jetzt muss ich nach Hause und duschen. Ich habe das Gefühl, ich rieche streng.«
    Ich wandte mich an Rodenstock und riet ihm: »Schreib die vierzigtausend in den Wind, vergiss Mallorca. Wir waren alle zu sehr mit uns selbst beschäftigt, das war ein beschissener Zustand.«
    »Aber im Prinzip war die Idee gut«, sagte er störrisch wie ein Esel.
    »War sie nicht«, motzte Emma böse. »Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe. Und du überlegst, auszuwandern, ohne mit mir darüber zu sprechen. Du bist der letzte Ehemann meines Lebens, ich will noch etwas von dir haben.« Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verdammt, verdammt, verdammt!«
    Vera kam aus den Tiefen des Hauses und betrachtete uns:
    »Konferenz? Störe ich? Bin ich im Wege? Soll ich mich verdrücken?«
    »Schon gut«, beschwichtigte Rodenstock sie. »Ich begrabe gerade meinen Traum von der Sonneninsel.«
    »Wie schön«, sagte Vera. »Kennst du übrigens den? Bei welchem Spiel hat die Blondine gewonnen, deren Skelett am Heiligen Abend unter der Treppe einer Pension in Palma gefunden wurde? Da ihr sowieso nicht auf die Antwort kommt, gebe ich sie euch: beim Versteckspiel.« Dann betrachtete sie die Papierbahnen. »Habt ihr den Mörder entdeckt?«
    »Nein«, sagte Emma. »Aber ich verspreche meinem lieben Mann, dass ich seinen blöden Apartmentvertrag innerhalb der nächsten vierzehn Tage an den erstbesten Ahnungslosen verkaufen werde. Wir Juden sind in dieser Beziehung einfach unschlagbar, sagt man uns nach. Obwohl das nicht stimmt, in den letzten Jahrhunderten wurden wir von den Chinesen eindrucksvoll überholt. Aber wen interessiert in der Eifel schon der schnöde Ferne Osten?«
    »Baumeister, kann ich mit dir kommen?«, fragte Vera und setzte hinzu: »Ich liebe dein Haus, weißt du.«
    »Aber ja«, sagte ich. »Ich muss allerdings gegen halb zwei nochmal weg.«
    So fuhren wir denn nach Brück, liefen durch das Gartentor auf die Terrasse und plötzlich fasste mich Vera hart am Arm und flüsterte: »Sieh dir das an!«
    In meinem Teich stand ein Graureiher und tat, was Reiher so tun. Er stand bewegungslos und starrte in das Wasser. Es konnte nur Sekunden dauern, bis einer meiner Koikarpfen oder einer der dämlichen Goldfische sich ahnungslos an seine langen, staksigen Beine schmiegen würde.
    Ich sagte: »Pst!«, aber da war es auch schon passiert. Mit einem blitzschnellen Hieb hatte der Reiher einen rot leuchtenden Fisch im Schnabel und ging damit um, wie er es gelernt hatte. Er warf ihn leicht hoch, um ihn, Schnauze voran, verzehren zu können. Das gelang beim ersten Versuch nicht richtig. Also warf er den Fisch ein zweites Mal hoch, dann ein drittes Mal, und jetzt passte alles zusammen. Der Besucher hatte keinen Grund wegzufliegen, denn es war ersichtlich, dass noch mindestens weitere dreißig dumme Fische zu seiner freien Verfügung standen.
    Aber Vera

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