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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Uhr.
    »Ich will jetzt den Status um vierzehn Uhr festhalten. Hier, auf der anderen Seite der Stadt, am Uhlenhorst, redet der fünfzehnjährige Gerd Salm mit einer jungen Russin, die Zoff mit der Familie hat. Er wird dabei gesehen von einem Mann, der gefälltes Holz ausmisst. Zur gleichen Zeit misst auch Annegrets Vater Holz aus. Das findet hier statt, hinter einer Blockhütte, die der Familie Schmitz gehört. Und da ist Mama Schmitz im hellen Sonnenschein und verlustiert sich mit einem netten, muskulösen Polen, der im Alltag die Gärten der gut betuchten Bürger auf Vordermann bringt. Währenddessen verlassen die Kinder Anke, Bernard und Kevin ihre Elternhäuser. Sie setzen sich auf ihre Räder und fahren rum, wie sie das nennen. Und sie sagen, jeder ist für sich gefahren. Das können wir glauben oder nicht. Jetzt muss man noch wissen, dass Gerd Salm eigentlich mit Annegret im Busch verabredet war, er redete aber zu diesem Zeitpunkt mit Nastassia am Uhlenhorst. Weiter: Kevins Mutter war also oben am Blockhaus, Ankes Mutter befand sich auf einem Feldzug gegen die Geliebte ihres Mannes und Bernards Mutter war mit Bernards drei Geschwistern beschäftigt. Nun zeichne ich noch die Bundesstraße ein, die zwischen Annegrets Straße und den Häusern der drei Kumpane am gegenüberliegenden Hang verläuft, so ungefähr. Und jetzt warte ich auf eure klugen Kommentare.«
    »Sind diese drei Radfahrer in das Städtchen gedüst oder da oben im Bereich des Waldes geblieben?«, wollte Emma wissen.
    »Das ist nicht klar. Wenn sie rumfahren, fahren sie wohl ganz gern den EDEKA-Markt an, um sich ein Eis oder eine Süßigkeit zu kaufen. Der Markt liegt hier, mittendrin, kurz vor dem Wirrwarr des Schleichweges zwischen den alten Häusern.« Ich stopfte mir eine dreißig Jahre alte Kommodore von Oldenkott aus Rees am Niederrhein, ein echtes antikes Schätzchen.
    »Wir dürfen aber eins nicht vergessen«, hob Rodenstock einen Zeigefinger. »Es ist möglich, dass ein Durchreisender die Bundesstraße nahm, dann in den Feldweg auf den Busch zu fuhr, Annegret entdeckte und sie tötete.«
    »Ja«, nickte ich. »Aber bleiben wir mal im Lande und nähren uns redlich.«
    »Wie verhielt sich Gerd Salm? Er war doch eigentlich mit Annegret verabredet, während er mit der Russin rummachte. Hat er Annegret angerufen? Diese Kinder haben doch alle ein Handy, oder?«
    »Er hat sie angerufen«, bestätigte ich. »Aber ich gehe davon aus, dass Annegret zu diesem Zeitpunkt schon tot war.
    Auf jeden Fall meldete sie sich nicht mehr. Ach ja, noch etwas: Die engste Freundin von Annegret war zwar nicht wirklich informiert, hat aber todsicher geahnt, dass Annegret sich mit Gerd im Busch treffen wollte. Sie ist wohl die weltberühmte beste Freundin, die grundsätzlich den Mund hält.«
    »Heißt das, dass die Annegret in dieser kleinen Clique die Handelnde war und die anderen ihr verehrend zugeschaut haben?«, fragte Emma.
    »So ähnlich muss man sich das wohl vorstellen. Annegret war bildhübsch. Sie lachte gern und war neugierig auf das Leben. Und sie war nach den Schilderungen ein offensiver Typ. Die Mutter hat gesagt, sie habe Annegrets Kleidung heimlich inspiziert und dabei Spuren von männlichem Samen festgestellt. Gerd Salm und die Kleine, die sich wohl beide mochten oder sogar liebten, haben miteinander all das gemacht, was Jugendliche in diesem Alter miteinander so machen. Das heißt, dass Annegret hungrig war, dass sie genau wusste, wie ein erigierter Penis aussah, aber sie ist auf eine gewisse anrührende Weise unschuldig geblieben. Übrigens hatte sie in ihrer Mutter eine Gegnerin, die der Ansicht ist: Männer wollen immer nur das eine, und das ist schmutzig!«
    »Ach, du lieber Gott«, murmelte Rodenstock angewidert.
    »Was ist mit dem Vater?«, fragte Emma.
    »Er ist meines Erachtens ein netter Kerl. Die Ehe war längst tot und er wusste das. Aber er liebte seine Tochter über alles.«
    »Wir haben also Annegret, die in diesem Busch auf Gerd wartet, während der sich mit einer Russin trifft. Dann haben wir drei Fahrradfahrer, die rumgefahren sind und nichts gehört und gesehen haben.« Emma starrte auf die Papierbahnen. »Da würde ich ansetzen, da stimmt was nicht.«
    »Das sagte Anni auch. Anni sagte, es wäre eigentlich viel logischer, dass die Radfahrer rauskriegen wollten, mit wem Annegret verabredet war. Und dann müssten sie jemanden gesehen haben. Denn jemand tauchte auf und tötete Annegret.« Der Tabak war zu feucht, ich zündete ihn

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