Eifelbaron
seiner Zigarre. Die Spitze glühte hell auf.
»Du weißt schon davon?« Fischbach fragte, obwohl es ihn eigentlich nicht überraschte.
Nettersheim zuckte als Antwort nur mit den Schultern. »Der war ein ganz anderes Kaliber. Manche werden sagen, dass es ausnahmsweise mal den Richtigen getroffen hat.«
Fischbach winkte ab. »Sterbehilfe polarisiert. Wenn jetzt das eine Lager vor Freude jubelt, dann ist es kein Wunder.«
»Das meine ich nicht.«
»Nicht?«
»Nicht, genau.«
»Was dann?« Neugierig blickte er Nettersheim an.
»Bauernfeind war ein gerissener Hund. Der war richtig gefährlich. Er nutzte die Leute aus, spielte sie gegeneinander aus und hatte keine Bedenken, jemanden zu hintergehen, wenn es für seine Sache nützlich war.« Nettersheims Stimme hatte an Schärfe zugenommen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er den Ermordeten nicht ausstehen konnte.
»Und das wolltest du mir persönlich erzählen? Dass Bauernfeind vermutlich mehr Feinde hatte als das Universum Planeten?«
Nettersheim leerte sein Glas auf ex. »Nein. Das hättet ihr auch selbst herausbekommen.« Er schmunzelte. »Ich habe heute Nachmittag aus alter Verbundenheit zu dir mal ein paar Freunde angerufen.« Er stellte sein Glas auf die Lehne und ließ den Zeigefinger über den Rand kreisen. »Der Name Bauernfeind ist ihnen in letzter Zeit häufiger begegnet.«
»Begegnet?«, echote Fischbach. »Wie muss ich mir das vorstellen? Hast du nichts Konkreteres?«
Nettersheim lachte auf. »Mann, glaubst du wirklich, dass mir jeder sofort alle Informationen auf einem goldenen Tablett serviert?« Er tippte sich an die Stirn. »Du bist vielleicht lustig.«
Fischbach verdrehte die Augen und sah dem Rauch seiner Zigarre hinterher, der zur Decke strebte. »Wäre aber schön gewesen.«
»Sicher«, stimmte Nettersheim zu. »Aber so wissen wir zumindest, dass da irgendetwas Illegales gelaufen sein muss. Es könnte der Schlüssel für die Morde sein. Oder zumindest für den Mord an Bauernfeind.«
Fischbach kratzte sich an der Stirn und betrachtete seine Zigarre. De Leon Torpedo. Könnte Bauernfeind einen menschlichen Torpedo arrangiert haben, um Baron beseitigen zu lassen? Aber warum sollte er das tun? Welches Motiv hätte er gehabt? Wusste Baron vielleicht irgendetwas über ihn, was sonst niemand wissen sollte? War Erpressung im Spiel? Aber wer hatte dann Bauernfeind auf dem Gewissen? Hatte sich der Torpedo gegen ihn gewandt, um alle Spuren zu verwischen? Das war doch auch Welschers Vermutung gewesen. Aber so liefen die Geschäfte in dem Gewerbe nicht. Man legte nicht einfach einen Auftraggeber um. Warum auch? Der konnte üblicherweise sowieso nichts beweisen. Die Torpedos hatten schließlich Hirn und sicherten sich ab. Unmut regte sich in Fischbach. Er rutschte auf dem Sessel hin und her, als ob die Sitzfläche heiß geworden wäre. So funktionierte das nicht. Er musste sich von seinen alten Gedankengängen befreien, die brachten ihn nicht weiter. Frische Ideen, neue Ansätze, ein freier Kopf waren dringend notwendig. »Hast du etwas gehört, was uns Aufschluss darüber geben könnte, ob die Morde zusammen–«
»Lass das«, forderte Nettersheim heiter. »Es war dieselbe Tatwaffe. Die Morde hängen zusammen.«
»Davon weißt du auch schon?« Fischbach schüttelte ungläubig den Kopf. »Das sind Polizeiinterna.«
»Ja«, bestätigte Nettersheim, ohne näher darauf einzugehen.
Fischbach bedrängte ihn nicht, nahm sich aber vor, irgendwann mit Bönickhausen über die Möglichkeit einer undichten Stelle zu sprechen. »Gut, dann sag mir, wie das alles zusammenhängen könnte?«
Nettersheim wiegte den Kopf. »Ich tippe auf irgendeine Beziehungskiste. Immer wenn es richtig kompliziert ist, sind Frauen im Spiel.« Er lachte donnernd.
»Frauen«, wiederholte Fischbach nachdenklich. »Davon gab es in Barons Umfeld einige. Aber bei Bauernfeind?«
»Vielleicht eine gemeinsame Geliebte?«
Fischbach ging im Geiste die Bilder durch, die sie auf Barons Festplatte gefunden hatten. Bei keiner konnte er sich vorstellen, dass sie an Bauernfeind, der längst nicht mehr zur attraktivsten Ausgabe seiner Gattung gehört hatte, Gefallen gefunden hätte. Allerdings umgab ihn als Person der medialen Öffentlichkeit ein gewisser Glamour, den Frauen möglicherweise anziehend fanden.
Fischbach spürte, wie die Wärme des Raumes und der Tabak ihm die Sinne vernebelten. Er löschte die Zigarre im Aschenbecher. »Sei mir nicht böse, aber ich muss an die frische Luft.
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