Eifelbaron
Schlichtungsgespräch, abseits jedweder Öffentlichkeit. Baron ist dies recht. Er will seine letzten Tage in Ruhe verbringen, ohne Streitigkeiten. Das Angebot kommt ihm daher gelegen. Argwohn hegt er nicht. Warum auch? Bauernfeind vermittelt nicht gerade den Eindruck eines gefährlichen Gegners. Und dies war vermutlich die größte Fehleinschätzung seines Lebens, das ihn dasselbige kostete.«
Fischbach verstummte.
Welscher ging das Gesagte noch mal im Geiste durch.
»Bauernfeind hätte trotzdem nur warten brauchen. Er wusste ja von Barons schwerer Krankheit«, gab er dann zu bedenken.
»Ein verprellter Liebhaber, dem es nicht schnell genug gehen konnte. Ich gebe zu, an dieser Stelle arbeite ich noch.«
»Und die Sache mit dem Wasser im Mund?«
»Er wollte auf Nummer sicher gehen. So hatte Baron absolut keine Chance, den Schuss zu überleben. Vielleicht fürchtete Bauernfeind sich vor seiner eigenen Courage. Einen zweiten Schuss traute er sich möglicherweise nicht zu. Er war ja schließlich kein Profikiller.«
»Stopp, jetzt mal langsam.« Welscher grübelte einen Moment. »Die Reiseutensilien standen bei unserem ersten Besuch nicht auf dem Tisch. Die tauchten erst später auf. Nach dem Mord haben Bauernfeind und die Baronin ihren Plan, nach Marokko abzuhauen, also wieder aufgegriffen.«
»Sie hat sich in Bauernfeinds Arme geworfen und trösten lassen.«
»Okay.« Welscher gab sich zunächst zufrieden. »Damit hättest du einen Mord erklärt. Ich bin gespannt, wie du den zweiten aufklärst.«
»Die Mordwaffe ist der Schlüssel«, erläuterte Fischbach. »Bauernfeind hat sich nicht selbst getötet. Somit muss es jemand aus seinem Umfeld gewesen sein, der Zugang zu der Pistole hatte.«
»Moment, Moment.« Welscher setzte sich auf die Bettkante. Die Decke zog er mit sich und hüllte sich darin ein. »Du willst darauf hinaus, dass die Baronin …«
»Genau!«, jubelte Fischbach.
»Psst!«, mahnte Welscher erneut. In dem Moment klopfte es leise, und die Tür schwang auf. Sigrid steckte den Kopf herein.
»In zehn Minuten Kaffee in der Küche«, trällerte sie, machte kehrt und ging die knarrende Treppe hinunter.
»Jetzt ist sie wach«, stellte Welscher schuldbewusst fest.
Fischbach lachte. »Sigrid ist das gewöhnt, mach dir deswegen mal keinen Kopp.« Übergangslos wurde er wieder ernst. »Ich stelle mir das so vor: Bauernfeind hat der Baronin seine Tat gestanden.«
»Warum? Bauernfeind hatte doch erreicht, was er wollte. Es war doch gar nicht nötig, ihr irgendetwas von der Tat zu erzählen.«
»Reue. Oder vielleicht war Alkohol im Spiel. So ein paar Hochprozentige lockern die Zunge.«
»Na ja.« Welscher war nicht überzeugt.
»Lass uns mal weitersehen«, sagte Fischbach. »Die Feinarbeit machen wir später. Also, rasend vor Wut entschließt sie sich, dem Exgeliebten den Garaus zu machen. Sie entwendet die Tatwaffe, möglicherweise schwatzt sie sie ihm unter einem Vorwand ab, lockt ihn nach Wachendorf und legt ihn kaltblütig um.«
Welscher stützte den Kopf in seine Hände und grübelte. »Warum Wachendorf?«
»Ich vermute, dass sie sich da immer getroffen haben, als es zwischen ihnen noch hoch herging.«
»Ein romantisches Revival?«
»Von mir aus nenn es so.«
»Ich weiß nicht. In Bauernfeinds Alter bevorzugt man vermutlich ein Bett in einem Hotel.«
»Dann eben ein nächtlicher Ausflug, um die Sterne zu beobachten. Vielleicht werden wir nie den Grund erfahren, warum sie gerade Wachendorf gewählt hat.«
Welscher kombinierte. »Also gut, dann müssten aber die Reifenspuren, die Feuersänger gesichert hat, von Barons Bentley stammen. Ansonsten kannst du meine Zweifel nicht beseitigen.«
Fischbach gluckste freudig. »Da würde ich glatt meine Seele drauf verwetten.«
»Du bist dir aber sehr sicher«, meinte Welscher. Er stand auf und zog seine nagelneue Jeans von dem Fußende des Bettgestells.
»Ich gehe sogar noch weiter: Ich wette, dass wir den Namen Jörg Bauernfeind auf der Passagierliste einer vermutlich marokkanischen Fluggesellschaft direkt neben dem von Susanne Baron finden.« Fischbach klatschte mit der Faust in seine Hand.
Welscher streifte sich die Hose über. Nach dem Alptraum freute er sich auf einen Tee, auch wenn der Digitalwecker erst kurz nach zwei anzeigte. »Dann lass uns diese beiden Punkte morgen als Erstes klären«, schlug er vor. »Wenn sich die Reifenspuren und die Passagierliste bestätigen, dann bin ich geneigt, deiner Theorie zu folgen.«
Voller Elan sprang
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