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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Kopfsteinpflaster an ihnen vorbei und auf das ehemalige Firmengelände. Welscher sah dem Mercedes-Lkw mit der vorstehenden rundlichen Motorhaube nach. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal ein solch antiquiertes Gefährt im Stadtverkehr gesehen hatte. Sogar Peilstangen standen aufrecht von den Kotflügeln ab. Welscher kam es vor, als ob er nicht nur in die Eifel versetzt worden war, sondern auch eine Zeitreise angetreten hätte.
    Prüfend kontrollierte Fischbach den Himmel. Die Wolken flogen rasch dahin. »Trocken«, stellte er zufrieden fest und setzte seinen Helm auf.
    Welscher sah ebenfalls nach oben. »Die Frage ist nur: Wie lange noch?«
    »Stadtmenschen«, lästerte Fischbach und streifte seine Handschuhe über. »Ihr habt verlernt, die Zeichen des Wettergottes zu deuten.«
    Welscher überging den Spott. Er wollte sich nicht auf eine Diskussion einlassen. Zudem war er lieber Stadtmensch als Wetterfrosch. »Was ist mit Nettersheim?«, fragte er.
    Fischbach hielt inne. »Er ist der Typ Mann, der vordergründig als Gentleman auftritt, aber insgeheim keine Skrupel hat, jemanden beseitigen zu lassen. Allerdings bin ich sicher, dass er inzwischen den Absprung geschafft hat. Sein Geschäft hier läuft bestens, und er ist ein angesehener Mann. Warum sollte er noch etwas riskieren wollen?«
    »Weil er den Hals nicht vollkriegt, zum Beispiel?«
    Fischbach schlug Welscher freundschaftlich auf die Schulter. »Dagegen kann ich nichts anführen. Aber glaub mir, Nettersheim ist sauber.«
    Welscher runzelte die Stirn und blickte Fischbach skeptisch an. »Eben, oben in seinem Büro, da dachte ich einen Moment, ihr beide wärt dicke Freunde. Dein freundliches Auftreten, die gemeinsam gepafften Zigarren …«
    Fischbach schmunzelte. »Man muss mitunter mit den Wölfen heulen.« Er zwinkerte Welscher zu. »Ich denke jedenfalls, dass er nichts vor uns verborgen hat. Nenn es von mir aus Bauchgefühl. Wir sollten uns nicht auf ihn konzentrieren.«
    Welscher verzog gequält das Gesicht. »Aha. Tolle Ermittlungsmethoden habt ihr Eifelköppe. Bauchgefühl. Hättest du früher auf deinen Bauch gehört, hätten wir uns den Ausflug hierher ersparen können.«
    Eine Fledermaus flog über ihre Köpfe hinweg.
    »Die muss jemand aufgescheucht haben«, sagte Fischbach und sah ihr hinterher. »So spät ist es ja noch nicht.« Er blickte wieder zu Welscher. »Oder Nettersheim ist ein Vampir und hat uns gerade belauscht.«
    »Dass du dich mit Vampiren auskennst«, wunderte sich Welscher.
    »Nicht mit diesem neumodischen Kram, der heute im Kino läuft. Aber die guten alten Klassiker mit Christopher Lee, die liebe ich.« Er verschränkte die Finger ineinander und rückte so das Leder der Handschuhe zurecht. Gerade als er den Zündschlüssel drehen wollte, brummte sein Handy in der Hosentasche »Highway to Hell«. »Verflixtemeng«, zischte er. »Kannst du mal gerade? Rechts.« Er schob seine Hüfte vor, damit Welscher an die vordere Hosentasche kam.
    Der seufzte und versuchte mit zwei Fingern, das Handy zu fischen. »Mann, kann es sein, dass du Wunschgröße trägst? Das sitzt ja total spack.«
    »Jetzt laber nicht und mach endlich.«
    Welscher bemerkte, dass die taubstumme Asiatin, die vorhin den Tisch eingedeckt hatte, vor dem Gebäude eine Zigarette rauchte und interessiert zu ihnen herüberstarrte. Er winkte ihr mit seiner freien Hand zu. Sie trat ihre Kippe aus und wandte sich mit einem Kopfschütteln ab. Endlich gelang es ihm, das Handy aus der Tasche zu ziehen. Er drückte die Taste mit dem grünen Hörer und hielt Fischbach das Handy so ans Ohr, dass dieser sprechen konnte.
    »Fischbach? … Mama! … Ja, sicher komme ich … später … ja, versprochen, ich habe nur … Ich muss los.« Fischbach zog den Kopf vom Hörer weg und versuchte mit seinen behandschuhten Fingern, die kleine rote Taste zu treffen. Da er keinen Erfolg hatte, erlöste ihn Welscher und erledigte es für ihn.
    »Danke«, sagte Fischbach. »Im Moment habe ich keine Zeit für sie.«
    Welscher spürte, dass er gerne seine Zustimmung gehört hätte. Stattdessen fragte er: »Wohnt deine Mutter weit weg?«
    Fischbach wand sich. »Äh, eigentlich nicht, nein.«
    Welscher wartete. Er wusste aus Erfahrung, dass Menschen, die ein schlechtes Gewissen hatten, irgendwann einfach weiterplapperten. Fischbach war da nicht anders.
    »Sie wohnt im gleichen Ort, in Kommern.«
    Welscher schwieg beharrlich.
    »Stimmt schon«, brummte Fischbach, »ich könnte öfters

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