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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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Innere, bis zur Seele durchzudringen und damit jedes Geheimnis offenzulegen.
    »Sie sehen aus, als ob Sie dem Teufel persönlich begegnet wären«, sagte der Mann und reichte Welscher die Hand. »Jörg Bauernfeind.«
    »Zwei Teufel trifft es eher«, antwortete Welscher, während er den laschen Händedruck erwiderte. Argwöhnisch betrachtete er die tollenden Hunde.
    Bauernfeind lachte. »Die tun nichts.«
    »Klar, die wollen nur spielen. Das sagen alle«, murmelte Welscher.
    Bauernfeind ging nicht darauf ein. »Darf ich den Herren eine kleine Vesper anbieten?«, fragte er und wies mit einer großzügigen Geste aufs Haus.
    Welscher wollte ablehnen. Er fürchtete immer, solche Dinge könnten ihm später als Annahme von Belohnungen und Geschenken ausgelegt werden. Er wollte sich nicht angreifbar machen. Außerdem sehnte er sich so schnell wie möglich wieder weg. Bei den Hunden fühlte er sich unwohl.
    »Aber gerne«, rief Fischbach aus, der solche Bedenken offensichtlich nicht teilte. »Was haben Sie denn im Angebot?« Er ging neben Bauernfeind ins Haus. Welscher folgte ihnen und achtete dabei darauf, die Hunde nicht durch rasche Gesten zu provozieren.
    »Sie sehen es an meiner Kleidung«, Bauernfeind spielte mit seinen Knöpfen und lachte, »ich bin der Tradition sehr verbunden. Ich liebe die bayerische Lebensart, und Weißwürste gehören zu meiner Lieblingsspeise. Aber ab und an giere ich nach der einfachen Eifler Küche meiner Großmutter. Daher habe ich alles für einen ›Armen Eifelbauern‹ vorbereitet.«
    »Oh! Das ist ja wunderbar«, sagte Fischbach erfreut. Sie traten in die Küche. Wie angewurzelt blieben die Hunde im Türrahmen stehen und setzten sich. Hechelnd blickten sie hin und her.
    »Brav«, lobte Bauernfeind und erklärte: »Die beiden dürfen hier nur nach meiner ausdrücklichen Aufforderung herein.«
    Welscher staunte nicht schlecht. Zum einen über die Hunde, die offensichtlich so gut erzogen waren, dass sie die Verbote des Herrchens konsequent befolgten. Zum anderen über die Küchengröße. Ein Tanzsaal konnte kaum größer sein. Der Raum musste fast die ganze untere Etage in Beschlag nehmen. Auffälligste Einrichtung war ein großer Herd in der Mitte des Raums, vor dem ein Tisch stand. Die Gäste konnten sich dort hinsetzen und bei einem Glas Wein zuschauen, wie der Hausherr kochte. Über dem Herd schwebte eine kupferne Esse.
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte Bauernfeind und band sich eine Schürze um. Während Welscher und Fischbach an dem bereits eingedeckten Tisch Platz nahmen, holte Bauernfeind eine große Pfanne aus dem Schrank und erhitzte Fett. »Ich habe das Weißbrot bereits in Milch eingelegt und paniert. Jetzt muss ich es nur noch goldgelb backen. Zimt und Zucker drauf, und die Herren werden begeistert sein. Das Einfache ist oft das Beste.« Er lachte und holte aus dem Kühlschrank eine Glasschüssel, in der die panierten Weißbrotscheiben lagen.
    »Sie wohnen allein?«, fragte Fischbach.
    Bauernfeind drehte das Gas an und stellte die Pfanne darüber. »Ja. Leider habe ich noch kein bezauberndes Geschöpf gefunden, das mich in den Hafen der Ehe gelotst hat. Darf ich fragen, ob Ihre Frage privater Wissbegierde entstammt oder ob meine Antwort für Sie von dienstlichem Interesse ist?«
    Innerlich stöhnte Welscher auf. Was für ein schwülstiges Gelaber. Noch ein paar Sätze dieses Kalibers, und er würde Bauernfeind eigenhändig die Zunge verknoten.
    Fischbach gackerte belustigt. »Der Rechtsgelehrte wittert überall Gefahren und Fallen. Ich kann Sie beruhigen. Sie werden keineswegs verdächtigt.«
    »Zumindest von uns nicht«, konnte sich Welscher nicht verkneifen zu sagen.
    Bauernfeind lachte wieder und prüfte mit einem Holzlöffel die Temperatur des Öls. »Wenn Sie weiterhin so provokativ sind, dann werde ich meine Hunde auf Sie hetzen.« Er zwinkerte Welscher zu und legte mit einem Esslöffel die panierten Scheiben in die Pfanne, gleich einem Chirurg, der eine schwierige Herzoperation durchführte. Das Öl zischte. »Wollen Sie mir nun sagen, warum Sie hier sind?«
    Fischbach breitete die Serviette über seine Beine. »Wir ermitteln in einem Mordfall.«
    Bauernfeind hielt in seiner Tätigkeit inne und sah auf. Sein Lächeln gefror. »Es geht also doch um mich.«
    »Ach, Sie morden?« Fischbach tat überrascht.
    Bauernfeind schaltete die Dunstabzugshaube ein und wendete das Brot. »Die Sterbehilfe erlaubt ein sanftes Ableben und vermeidet unnötige Schmerzen«, dozierte er.

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