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Eifelheiler (German Edition)

Eifelheiler (German Edition)

Titel: Eifelheiler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Jagusch
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sind wir fertig«, antwortete eine näselnde Stimme. Fragend
sah Fischbach Welscher an.
    »Erkältet. Richtig heftig.«
    »Was macht er dann hier?«
    »Du kennst ihn länger. Sag du es mir.«
    Fischbach öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Heinz
Feuersänger würde eher mit dem Kopf unterm Arm ankommen, als die Leitung der
Spurensicherung jemand anderem in seiner Gruppe zu übertragen. Zumindest wenn
es sich um einen Mord handelte.
    Sie schritten vorsichtig durch die Diele, darauf achtend, nicht
auszurutschen. Fischbachs langjährige Erfahrung sagte ihm, dass hier viel Blut
in den alten Dielenboden gesickert war. Links ging es in die Küche. Flüchtig
warf Fischbach einen Blick hinein. Alles aufgeräumt, kein Blut auf dem Boden.
Anscheinend war dieser Raum nicht Teil der grauenhaften Szene gewesen.
    An der Tür zum Wohnzimmer blieben sie stehen. Scheinwerfer erhellten
jeden Winkel und heizten kräftig ein. Fischbach öffnete den Reißverschluss
seiner Lederjacke.
    »Tauwetter für Dicke?«, fragte Welscher und deutete auf das Hemd,
das feucht an Fischbachs feistem Bauch klebte.
    »Haben wir keine anderen Probleme?«, grummelte Fischbach.
    Welscher biss sich auf die Unterlippe. »Du hast recht, entschuldige.
Aber du weißt ja … Ich wollte mir die Situation nur schönred…« Er brach ab,
drehte sich um und rannte hinaus. Sekunden später hörte man ihn würgen.
    »Was hat er denn?«, fragte Levknecht.
    »Mag keine Leichen. Dreht ihm den Magen auf links.«
    Levknecht legte die Hand auf den Mund. »Kann ich verstehen. Und wie
geht es dir?«
    Fischbach winkte ab. »Frag nicht.«
    Emsig und konzentriert verrichteten die Männer und Frauen der
Tatortgruppe ihre Aufgaben. Sie klebten ab, sicherten Fingerabdrücke, schossen
Fotos, vermaßen und zeichneten den Tatort. Schildchen mit Nummern markierten
die Spuren. Über allem wachte Heinz Feuersänger. Fischbach fragte sich, ob er
es jemals schaffen würde, vor Feuersänger an einen Tatort zu gelangen. Ein
wenig kam es ihm vor wie bei der Fabel mit dem Hasen und dem Igel. Feuersänger
thronte auf einem Stuhl, den er auf den schweren Eichentisch im Wohnzimmer
gestellt hatte. In der linken Hand hielt er eine weiße Plastiktüte, mit rechts
schniefte er in ein Taschentuch. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und sein
Feuermal, das sich über die Hälfte seines Gesichts ausbreitete, schien heute
blasser als sonst.
    »Erkältet?«, fragte Fischbach mitleidig. Er selbst hasste
Erkältungen wie die Pest. Sobald sich die ersten Anzeichen zeigten, braute
Sigrid ihm ein fürchterliches Gebräu, das sie Zaubermittel nannte. Die Zutaten
hielt sie geheim. Allzu genau wollte er es auch gar nicht wissen, denn er vermutete
Ingredienzien in dem Getränk, die er für gewöhnlich niemals in den Mund nehmen
würde. Sigrid lief so lange damit hinter ihm her, bis er klein beigab und es
herunterstürzte. Jedes Mal bekam er anschließend einen Würgereiz. Ekliger
konnte auch Jauche nicht schmecken. Allerdings konnte er eine positive Wirkung
nicht verleugnen. Die letzte Erkältung, die ihn umgehauen hatte, lag lange
zurück. Das war gewesen, bevor er Sigrid kennengelernt hatte. Heutzutage
verliefen seine Krankheiten gemäßigter und waren leichter zu ertragen.
    Mit blutunterlaufenen Augen stierte Feuersänger ihn an. »Deine
Beobachtungs- und Kombinationsgabe ist immer wieder erstaunlich. Du hättest
einen guten Polizisten abgegeben.«
    Levknecht schmunzelte. »Wo er recht hat, hat er recht.«
    Feuersänger richtete sich auf. »Unbefugte haben am Tatort nichts …«
Ein heftiger Niesanfall unterbrach seinen Vortrag.
    »Ist schon in Ordnung. Der gehört zu mir.« Fischbach versuchte,
einen Blick auf das Opfer zu werfen. Doch zu sehen war nur ein mit dicken
grauen Wollsocken bestrumpfter Fuß, der hinter dem Sofa hervorschaute.
    »Sie liegt hinter dem Sofa«, hörte er Welscher sagen. Er wandte den
Kopf. Welscher stand in der Tür und hielt sich ein Taschentuch vor den Mund.
Sein Gesicht war kreideweiß.
    »Schon klar.«
    Feuersänger warf zwar noch einen missmutigen Blick auf den Pfarrer,
enthielt sich aber eines weiteren Kommentars. »Ihr könnt gleich loslegen«,
sagte er stattdessen.
    »Dann komme ich ja im richtigen Augenblick.«
    Erneut wandte sich Fischbach um und sah in das Gesicht der
Staatsanwältin Doris Schmitz-Ellinger. Ihre roten Stoppelhaare hatte sie unter
einem Tuch versteckt, das kunstvoll um ihren Kopf gebunden war. Ein Abendkleid
umschmeichelte ihre kräftige

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