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Eifler Zorn

Eifler Zorn

Titel: Eifler Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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hätte.«
    »Und?« Ich verstand nicht,
worauf er hinauswollte.
    »Das ist jetzt die dritte
Stelle in dieser Art, die wir gefunden haben.«
    »Immer hier?«
    »Immer an Stellen wie
dieser. Abgelegene Lichtungen, nicht viel größer oder kleiner als hier.
Eichenhaine.«
    Ich nickte.
    »Du hast gehört, welche
Gerüchte gerade umgehen?«, fragte er mich.
    »Welche? Es gibt immer
einige. Vor allem in der Eifel.«
    »Über die Satanisten.«
    »Satanisten?« Jetzt musste
ich lachen. »Das glaubst du nicht im Ernst, oder?«
    Er zuckte mit den Schultern.
»Was soll ich denn sonst von dem hier denken? Das waren definitiv keine
Pfadfinder.«
    »Ich hätte dir ein
differenzierteres Einschätzungsvermögen zugetraut.«
    »Und was denkst du darüber?«
Er hielt mir einen zusammengefalteten Ausdruck hin und wartete, während ich ihn
las.
    »Das ist Verleumdung,
Steffen«, sagte ich und sah ihm direkt in die Augen. »Wie kann denn jemand
behaupten, Michaela Rüttner sei eine Satansanhängerin und würde grausame
Rituale durchführen? Steht da womöglich auch noch etwas darüber, dass sie
kleine Kinder frisst? Weiß sie davon? Habt ihr mit ihr gesprochen?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Sie ist eine von Henrikes
Lehrerinnen. Und sie ist Vorsitzende des Eifler Kulturrates. Beim letzten
Elternsprechtag habe ich sie kennengelernt.« Ich ließ langsam das Blatt sinken.
»Das ist totaler Quatsch.«
    »Sagst du als Henrikes
Mutter. Und was sagt die Polizistin? Du solltest mehr sachlichen Abstand wahren
und dich nicht auf dein Gefühl verlassen.«
    »Aber auf Gerüchte und
Vorurteile? Du meinst, das ist besser?«
    »Es ist egal, was ich meine.
Es ist deine verdammte Aufgabe, das zu untersuchen. Und meine auch. Wir dürfen
es nicht ignorieren.«
    Ich seufzte. Steffen hatte
recht. Ich musste mich darum kümmern.
    »Hast du die Mail schon
gelöscht?«
    »Nein.«
    »Gut. Wir können versuchen
festzustellen, von welchem Computer sie losgeschickt wurde. Das wird vielleicht
ein bisschen dauern. Ich muss es erst beantragen.«
    »Was machen wir solange
hiermit?« Er umfasste die Lichtung mit einer Geste.
    »Im Auge behalten. Mehr
können wir nicht tun.« Ich drehte mich um und suchte den kleinen Trampelpfad,
der mich zurück zum Wagen brachte. »Und morgen werde ich zu Michaela Rüttner
gehen und mit ihr über die Angelegenheit sprechen.«

VIER
    »Verdammt, Junge! Ich hab dir doch gesagt, solche Schlaumeier wie dich
können wir hier nicht gebrauchen.« Die Ader an der Stirn des Aufsehers schwillt
an und pulsiert unter der Haut. Sein Gesicht ist von Hitze und Wut gerötet, die
er nun auf Paul entlädt. Er hält ein Stück Pappe in der Hand und fuchtelt damit
unter seiner Nase herum.
    Paul
weicht einige Schritte zurück und stößt mit dem Rücken gegen die Verkleidung
des Indigobads, in dem es leise gluckert. Er und der Arbeiter, dem er heute
zugeteilt ist, waren gerade dabei, die schweren Wollballen aus der weißlichen
Flüssigkeit zu hieven, als der Aufseher ihn von dem Bottich wegzerrte. Im
ersten Moment völlig überrumpelt, benötigte er einige Sekunden, um zu
begreifen, was der Mann von ihm will und worum es geht. Die runde Pappe, die
jetzt mit Schwung vor seinen Füßen landet, hat er selbst vor einigen Stunden
zugeschnitten und angebracht, als er gesehen hatte, wie einer der Färber mit
dem Arm in die Speichen eines Walzenstellrads geriet und nur knapp entkommen
konnte. Die Pappe verdeckte die Speichen, die nun keine Gefahr mehr
darstellten, wenn das Rad rotierte.
    »Was
glaubst du eigentlich, wer du bist?« Der Aufseher packt ihn am Kragen, hebt ihn
an und stößt ihn mit genau dem Maß an Kraft von sich weg, das ausreicht, um
klarzumachen, dass der Drohung weit Schlimmeres folgen kann. Paul schluckt. Es
hat keinen Sinn, ihm zu erklären, was er damit erreichen will. Er wird es nicht
verstehen, und ob es besser für ihn wäre, wenn doch, bezweifelt er. »Hast du
jetzt auch noch deine Zunge verschluckt?«
    »Nein.«
Paul sieht sich um. Die Umstehenden haben ihre Arbeit wieder aufgenommen und
tun so, als ob es ihn und den Aufseher nicht gibt.
    »Seine
Idee ist gut, Otto.« Einer der Färber legt eine Hand auf die Schulter des
Aufsehers. Der Ärmel seines Kittels hängt nur noch halb an der Schulter, und
auf seinen Händen sind dunkelblaue Flecken zu erkennen. »Ich habe das Glück
gehabt, das dem Nächsten vielleicht fehlt. Diese Speichen nehmen alles mit,
wenn sie einmal in Schwung sind, das weißt du genauso gut wie ich.« Er hebt die
Pappe

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