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Eifler Zorn

Eifler Zorn

Titel: Eifler Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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mein weiteres Leben ging, hatte ich in manchen Momenten doch das
Gefühl, ihn mies behandelt zu haben. Steffen seufzte. Dann räusperte er sich
und wurde sachlich.
    »Einer der Ranger hat wieder
eine dieser Feuerstellen gefunden.«
    »Aha.«
    »Wir sollten sie uns
gemeinsam ansehen.«
    »Das hat sicher auch Zeit
bis morgen.«
    »Wir haben die Stelle
bereits heute in der Früh entdeckt. Wenn es regnet, werden die Spuren, die wir
unter Umständen noch finden können, verwischen.«
    »Also gut. Wo ist es?« Wenn
es schon sein musste, wollte ich die Angelegenheit so schnell wie möglich
hinter mich bringen. Das Feuermachen war auf dem Gelände des Nationalparks
strikt verboten und zog hohe Strafen nach sich. Trotzdem gab es immer wieder
Leute, die es versuchten. Zum Glück hatte bisher noch niemand einen großen
Schaden verursacht. Die Chancen, jemanden im Nachhinein zu erwischen, waren
sehr gering.
    Steffen nannte mir die
Stelle in der Nähe von Hirschrott hinter Erkensruhr. Nicht gerade nebenan. Die
Ausmaße des Nationalparks waren beeindruckend.
    »In einer halben Stunde
treffen wir uns an der Schranke«, sagte ich, legte auf und wählte direkt im
Anschluss Henrikes Handynummer. Aber auch dort meldete sie sich nicht. Ich
schickte ihr eine SMS mit der Bitte, sich
umgehend zu melden. Die Überlegung, meinen Vater Hermann ebenfalls anzurufen
und ihn auf die Suche nach ihr zu schicken, verwarf ich bei dem Gedanken daran,
wie er sich und seine Freundin Amalie vor Sorge verrückt machen würde.
    Es regnete. Die Tropfen
zogen feine Bahnen über meine Windschutzscheibe, rotteten sich zu Wasserflecken
zusammen und beschleunigten ihren Weg nach unten. Steffen war noch nicht da,
und in einer halben Stunde würde es dunkel werden. Ich drehte die  CD lauter und sprang zu meinem Lieblingsstück vor.
Henrike hatte sich nicht zurückgemeldet und ging immer noch nicht ans Telefon.
Unabhängigkeit und Eigenständigkeit in allen Ehren, aber gewisse Spielregeln
mussten sein, auch wenn sie es spießig nennen würde. Ich zweifelte immer
wieder, ob meine Versuche, ihr eine Stütze zu sein, fruchteten, oder ob ihre
Bockigkeit die normalen Erscheinungen der Teenagerphase überschritt und ich anders
reagieren musste. Meine Autotür wurde geöffnet, und ich erschrak.
    »Steffen!«
    »Entschuldige die
Verspätung.« Sonst nichts. Keine Erklärung.
    »Wo ist die Stelle?«, fragte
ich, stieg aus und schloss den Wagen ab. Er drehte sich um und ging los, ein
Stück den Weg entlang und dann in den Wald hinein. Ich folgte ihm. Schweigend
liefen wir eine Weile hintereinander her. Ich achtete darauf, in seinen
Fußstapfen zu bleiben, um nicht mehr Schaden als notwendig am Waldboden zu
verursachen. Es hatte mich überrascht, als er mir in unserer ersten gemeinsamen
Zeit erklärt hatte, wie durch die Unwissenheit oder die Ignoranz der
Waldspaziergänger die Natur zerstört und Tiere verstört wurden. Auch wenn es in
jedem Wanderführer zu lesen stand und Schilder darauf hinwiesen, dass man die
Wege nicht verlassen sollte, gab es doch immer wieder Leute, die sich nicht
daran hielten, denen die Folgen ihres Tuns restlos egal waren.
    »Wir sind da.« Steffen blieb
auf einer Lichtung stehen und zeigte auf einen dunklen Fleck inmitten der Wiese.
Ich sah mich um. Auf den ersten Blick konnte ich nichts Ungewöhnliches
entdecken. Keinen Müll, keine zurückgelassenen Reste oder Kleidungsstücke, die
uns einen Hinweis hätten geben können.
    »Hat euer Ranger hier schon
irgendetwas eingesammelt?«
    »Er hat es gesehen und mich
sofort informiert.«
    »War das Feuer noch an?«
    »Nein. Er ist natürlich
nachsehen gegangen. Es war aus. Trotzdem kann es nur von gestern Nacht stammen.
Am Abend vorher war er ebenfalls hier, weil er meinte, Spuren eines verletzten
Rehs entdeckt zu haben, und das nachprüfen wollte. Da war es noch nicht da.«
    »Okay.« Ich zog wieder mein
Handy aus der Tasche und stellte den Fotomodus an. »Wollt ihr Anzeige gegen
unbekannt erstatten?«
    »Ina, hier steckt mehr
dahinter.«
    »Inwiefern?«
    »Schau dir die Anordnung an.
Das Feuer liegt mitten auf der Lichtung.«
    »Ja?«
    »Es ist keine einfache
Feuerstelle.« Er umrundete den dunklen Kreis. »Es sind neun kleinere
Brandherde. Im Kreis um eine freie Stelle angeordnet.« Er ging in die Hocke und
zeigte auf die Mitte, in der das Gras niedergedrückt war. »Die oberste Schicht
ist angekohlt, aber darunter ist es noch grün. Für mich sieht das aus, als ob
da etwas draufgestanden

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