Ein Abenteuer zuviel
Papier unter einem Briefbeschwerer herausnahm. „Sie werden sofort mehr Geld bekommen. Und in drei Monaten erfolgt eine weitere Erhöhung, wenn Sie sich in der verantwortlicheren Stellung bewährt haben. Das heißt, wenn Sie überhaupt mehr Verantwortung übernehmen wollen.”
Er beugte sich vor und klopfte energisch mit dem Finger unten auf das Blatt. „Sie müssen nur hier unterschreiben.” Schon hielt er ihr einen Füllfederhalter hin.
Ruth konzentrierte sich kurz auf das, was auf dem eng bedruckten Blatt stand. Sie las die neue Stellenbeschreibung, und ihr stockte fast der Atem, als sie sah, was sie in Zukunft verdienen würde.
„Unterschreiben Sie hier unten, und dann hat alles seine Richtigkeit.”
„Ich bin mir noch nicht sicher …” Sie blickte von dem Vertrag auf.
„Natürlich sind Sie das”, erwiderte er freundlich. „Sie haben etwas Angst, sind sich aber sicher.”
Ruth runzelte die Stirn, wusste nicht, was sie von seiner Kurzanalyse halten sollte. Ärgerlich gestand sie sich dann ein, dass er Recht hatte.
Franco sah auf seine Armbanduhr. „Mit Ihrer Unterschrift setzen Sie nicht Ihr Leben aufs Spiel. Wenn Sie nach einer Woche feststellen, dass Ihnen die Arbeit missfällt, werde ich Sie bestimmt nicht zum Weitermachen zwingen. Aber geben Sie sich die Chance, es herauszufinden.” i.
Sie zögerte noch einen Moment und unterschrieb schließlich. i Nein, sie besiegelte mit ihrer Unterschrift nicht ihr Leben. Doch als sie ihm das Papier wieder zuschob, hatte sie das Gefühl, dass sie irgendetwas besiegelte, auch wenn sie nicht wusste, was es war.
Oder machte sie einfach nur der selbstgefällige Zug um seinen § Mund ein wenig nervös? Sie war stark versucht, den Vertrag wieder in die Hand zu nehmen, ihn in tausend Stücke zu reißen und das Büro zu verlassen. Aber als könnte Franco ihre Gedanken lesen, nahm er das Papier schnell an sich, öffnete den Aktenkoffer, der neben dem Schreibtisch stand, und ließ es darin verschwinden. Dann klappte er ihn energisch wieder zu und stand auf.
„Da wir nun alles geregelt haben, möchte ich noch einige Dinge anmerken, bevor wir am Mittwoch mit der Arbeit beginnen.”
„Schon am Mittwoch?”
„Warum kostbare Zeit verschenken?” Franco schrieb etwas auf einen Zettel. „Wir treffen uns abends um acht in der Breakfast Bar in Soho. Ich habe Ihnen hier die Adresse notiert.” Er reichte ihr den Zettel. „Das Lokal soll eine Anlaufstelle für viele junge Mädchen sein, wenn sie das erste Mal nach London kommen.
Es ist billig, liegt im Zentrum und hat den zweifelhaften Ruf, dass man dort Leute kennen lernen kann.”
„Wie haben Sie das alles herausgefunden?”
„Ich bin clever und begabt. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?” erwiderte er sanft. „Ziehen Sie sich leger an. Jeans, Freizeitschuhe, nichts zu … Offizielles. Sie sollten in etwa wie die Mädchen gekleidet sein, die wir dort treffen … Dann begegnen sie uns entspannter und öffnen sich uns leichter.”
„Woher wollen Sie wissen, dass sie uns nicht einfach auslachen und stehen lassen?”
„Meiner Meinung nach fühlen sie sich entweder geschmeichelt oder sind erleichtert darüber, dass sich jemand für sie interessiert.” Franco umfasste den Türknauf. „Wir gehen folgendermaßen vor: Am Abend führen wir Interviews und besprechen uns am nächsten Tag beim Abendessen, bevor wir zur nächsten Befragungsrunde aufbrechen.” Er lächelte sie an. „Und haben Sie keine Angst. Ich passe auf Sie auf.”
3. KAPITEL
„Ich weiß nicht, ob ich das machen kann.”
Ruth hatte eine lange Rede vorbereitet und einstudiert. Sie hatte sie sogar vor dem Badezimmerspiegel geübt, damit sie nicht zu schnell sprach und selbstbewusst und entschlossen wirkte.
Aber als sie Franco gegenüber jetzt zu ihrem ersten Geschäftsessen Platz nahm, war sie alles andere als
selbstsicher. Die Worte waren nur so aus ihr herausgesprudelt, und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, hielt er sie wohl für verrückt.
Mit dem Satz „Ich weiß nicht, ob ich das machen kann” begrüßt zu werden ist ja auch wirklich etwas seltsam, gestand sie sich ein.
„Möchten Sie etwas trinken?”
Aufgebracht sah sie ihn an. „Nein, ich möchte nichts trinken. Ich möchte das sagen, was ich zu sagen habe.”
„Ich höre.” Franco lehnte sich auf dem Stuhl zurück, schlug die Beine übereinander und blickte sie interessiert an.
Sie hatten sich gestern Abend in diesem Pub in Hampstead verabredet, der jetzt,
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