Ein Abenteuer zuviel
es nur, um seine brennende Neugierde zu stillen. Wieder verspürte er das Verlangen, sie auf sich aufmerksam zu machen, und wunderte sich insgeheim über seine pubertäre Anwandlung.
„Nein”, entgegnete Ruth lachend. „Ich bin keine Intelligenzbestie. Meine einzigen Tugenden sind meine Begeisterungsfähigkeit und meine Bereitschaft, hart zu arbeiten.”
„Tatsächlich?” meinte er bedächtig. „Das sind wirklich bewundernswerte Tugenden.” Er betrachtete ihr Gesicht, und sie errötete, als ihr die Mehrdeutigkeit seiner Antwort bewusst wurde. „Sie erröten leicht.
Kommt es daher, dass Sie sich in meiner Gegenwart unbehaglich fühlen?”
Franco betrachtete sie so durchdringend, dass sie die Lider senkte. Welch ein Fehler! Denn ihr Blick glitt unwillkürlich an seinem langen Oberkörper hinab und immer tiefer bis zu seinem Schritt. Sie spürte, wie ihr leicht anders wurde.
„Nein”, protestierte sie schnell und sah Franco wieder ins Gesicht. „Ich erröte bei jedem … Da gibt es keinen Unterschied. In dem Punkt bin ich einfach ein hoffnungsloser Fall… Aber egal, Sie haben mir noch immer nicht gesagt, worüber Sie mit mir sprechen wollten.”
„Habe ich nicht?”
„Nein”, antwortete sie trocken, „das haben Sie nicht.”
Er lächelte sie an. „Vielleicht habe ich darum herumgeredet, weil ich ausloten wollte, wie ich Ihnen meinen Vorschlag am besten unterbreite. Und bevor Sie mich fragen, er hat nichts mit dem Schreiben von Artikeln zu tun.”
„Und womit dann?”
„Wie ich schon sagte, sollte das Magazin wieder schlagkräftige Artikel enthalten, die die Menschen
interessieren und ihnen etwas geben.” Franco stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, als könnte er so besser nachdenken. „Ich habe vor, selber den Anfang zu machen.”
„Ja?” Was sollte das heißen? Ruth fühlte sich wie jemand, der unbeabsichtigt ein Labyrinth betreten hatte und sich immer weiter darin verirrte.
„Ich habe vor, die erste Story selbst zu recherchieren und zu schreiben.”
„Ich dachte, Sie seien Geschäftsmann.” Sie hatte das Gefühl, dass sie irgendetwas Wichtiges überhört hatte, wusste jedoch nicht, was.
„Ich bin sehr vielseitig”, antwortete Franco leise. Er wartete darauf, dass sie ihn bat, seine Äußerung näher zu erklären, und sie spürte, dass es ihn unverhältnismäßig ärgerte, als sie nur nickte und meinte, es sei sicher eine sehr gute Idee, sich persönlich zu engagieren.
„Haben Sie deshalb das Magazin gekauft? Um als Journalist aktiv werden zu können? Es ist bestimmt etwas ganz anderes, als in einem Büro zu arbeiten.”
„Ich arbeite in keinem Büro”, widersprach er mürrisch. „Ich leite Unternehmen.”
„Ich weiß. Aber das tun Sie von einem Büro aus.”
„Ja, das stimmt. Ich habe einen Schreibtisch und auch alles andere, was ich in meiner Position brauche, aber …”
„Entschuldigen Sie, ich wollte nicht unhöflich sein.”
Franco murmelte etwas Unverständliches, während er sich wunderte, wie, zum Teufel, er nur derart erotische Fantasien über eine Frau entwickeln konnte, die ihn kaum lange genug ansah, um überhaupt festzustellen, dass er ein Mann war - noch dazu ein ausgesprochen wohlhabender und einflussreicher Mann.
„Ich habe mich nur gefragt”, fuhr Ruth fort, „ob Ihr Entschluss, journalistisch tätig zu werden, mit Ihrer Langeweile im Büro zusammenhängt…”
Wieder sagte er etwas Unverständliches, wenngleich es deutlich lauter war und auch alarmierender klang.
„Entschuldigung.” Wie hatte sie es nur geschafft, so unbekümmert und gründlich ins Fettnäpfchen zu treten? „Ich habe ganz vergessen, dass Sie nicht im Büro arbeiten. Es gehört Ihnen mehr oder weniger, und Sie langweilen sich nicht. Es tut mir Leid. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe. Ich muss wohl etwas abgespannt sein. Das Wochenende war sehr anstrengend.”
„So? Was haben Sie denn gemacht, Ruth?” fragte er schalkhaft. „Sind Sie und der junge Mann da draußen zusammen? Sie sollten wissen, dass ich Liebesbeziehungen unter Angestellten nicht schätze. Darunter leidet normalerweise als Erstes die Arbeit.”
„Wie bitte?” Ruth war entsetzt über seine Vermutung und überlegte, wie sie überhaupt auf dieses Thema gekommen waren. Eigentlich hatten sie doch über seine Idee geredet, einen Artikel für Issues zu schreiben.
Doch jetzt sprachen sie plötzlich über ihr Privatleben und obendrein über ihr - nicht vorhandenes
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