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Ein Abenteuer zuviel

Ein Abenteuer zuviel

Titel: Ein Abenteuer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
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dadurch nur einer unbequemen Konfrontation.”

    Wie gestern trug sie das Haar offen, so dass es ihr locker auf die Schultern fiel. Und in dem etwas kürzeren Rock und der nicht ganz so hochgeschlossenen Bluse fühlte sie sich seltsam verletzlich. Sie empfand sich als Frau und nicht als Mädchen, vor allem jetzt, in der unmittelbaren Nähe dieses so ausgesprochen maskulinen Mannes.
    Gestern hatte sie sich bewusst so weit wie möglich von ihm entfernt hingesetzt, sich aber dennoch dabei ertappt, wie sie immer wieder zu ihm hingesehen hatte. Es war ihr fast so vorgekommen, als würde sie unter einem gewissen Zwang stehen, ihn mit ihren Blicken zu verschlingen und sich von seiner überwälti-genden Ausstrahlung durchdringen zu lassen.
    Ihre Reaktion auf ihn machte ihr Angst und verwirrte sie. Aber ist es nicht eigentlich normal, von einem Mann fasziniert zu sein, der so anders ist als jene, die ich bisher kennen gelernt habe? fragte sich Ruth.
    Wenn ich einem zweiköpfigen Monster gegenübersitzen würde, wäre ich doch auch fasziniert, überlegte sie weiter, ohne sich dessen bewusst zu sein, wie unlogisch es war.
    „Ich habe kein Problem damit, mich der Realität zu stellen”, erwiderte sie verlegen.
    „Sagen Sie es, wenn ich mich irre. Ich glaube, dass Sie sehr behütet aufgewachsen sind. Sie haben in der Schule fleißig gelernt, Ballettunterricht und vielleicht auch Reitstunden genommen. Ihr Leben war bis ins kleinste Detail geplant…”
    „Was ist falsch daran? Ich bin froh, dass ich so behütet und umsorgt wurde. Ich fände es schrecklich, wenn ich wie diese Mädchen gewesen wäre!”
    „Fällt Ihnen die Begegnung mit ihnen deshalb so schwer? Weil Sie sich nicht mit ihnen identifizieren können? Weil sie Ihnen wie Außerirdische erscheinen, während sie eigentlich nur nicht so viel Glück gehabt haben wie Sie?”
    „Nein”, antwortete Ruth. „Ich empfinde einfach zu viel Mitleid … und komme mir in ihrer Gegenwart vor, als wäre ich hundert, obwohl ich nur einige Jahre älter bin. Ich fühle wie ihre Mütter und reagiere, als wäre ich es …”
    „Sie kommen sich wegen Ihrer Selbstdarstellung älter vor.”
    „Wie meinen Sie das?”
    Franco atmete tief ein und blickte sie unverwandt an. „Nehmen Sie zum Beispiel Ihre Kleidung.”
    Unwillkürlich sah sie an sich hinunter und errötete.
    „Sie haben gestern den ganzen Abend Ihre Jeansjacke anbehalten, als hätten Sie Angst davor, sich irgendetwas zu holen, wenn Sie sie ausziehen würden.”
    „Mir war kalt.”
    „In dem Lokal wimmelte es von Leuten, und es war brütend heiß.”
    „Ich … ich …” Vergebens suchte sie nach einer plausiblen Erklärung.
    Die Wahrheit war, dass sie sich nicht getraut hatte, sich in dem hautengen Top zu zeigen, das sie unter der Jacke getragen
    hatte. Normalerweise zog sie es nur zu Hause an, wenn sie allein war. Es war ihr selbst rätselhaft, warum sie es gestern getragen hatte. Vielleicht war es ein Anflug von Leichtsinn gewesen … Im Lokal hatte sie dann jedoch den Mut verloren und die Jacke anbehalten, obwohl ihr ausgesprochen warm gewesen war.
    Dass er es überhaupt bemerkt hatte, wunderte sie allerdings.
    „Sie haben das Gesicht eines jungen Mädchens, eines engelhaften Kindes, und kleiden sich wie eine Matrone, als würden Sie sich Ihres Aussehens schämen”, fuhr er fort und ließ den Blick an ihr hinuntergleiten.
    „Ich bin kein Kind mehr”, erwiderte Ruth, wusste in ihrer Verletztheit nichts weiter zu sagen.
    „Sie müssen nicht zur Sozialarbeiterin dieser Teenager werden. Sie sollen nur erfassen, was in ihnen vorgeht. Dieses Verständnis wird sich in unserer Reportage niederschlagen, und was wir schreiben, wird dann vielleicht das Leben einiger von ihnen verändern. Es gibt sehr gute Anlaufstellen, wohin sich die jungen Leute flüchten können, bis sie wieder klarer denken und ihr Leben besser im Griff haben. Aber wie so viele andere brauchen auch diese Stellen staatliche Förderung. Und das gedruckte Wort wirkt zuweilen Wunder.”
    Franco bemerkte, wie ihre Verlegenheit allmählich wich und ein interessierter Ausdruck in ihre graue Augen trat. Sie mochte eine erwachsene Frau sein, doch sie war so leicht zu durchschauen wie ein junges Mädchen. Jede noch so kleine Gefühlsregung, jeder noch so kleine Stimmungswandel spiegelte sich in ihrem Gesicht. Er konnte das Wechselspiel endlos verfolgen, es war so faszinierend wie Ebbe und Flut in einer mondhellen Nacht. Ruth zu betrachten war unterhaltsamer,

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