Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
Glas und ließ sich neben ihr nieder. „Inzwischen habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was Rafe mir alles über Justins Ehe erzählt hat. Ich erinnere mich nur, dass die Frau einen Unfall hatte, als Justin schon auf dem Kontinent weilte. Da ist nichts, worum Sie sich sorgen müssten, wirklich. Ich hätte es gar nicht erwähnen sollen; er wird es Ihnen, wenn die Zeit reif ist, sicherlich selbst erzählen. Schließlich haben Sie sich ja gerade erst kennengelernt. Übrigens finde ich es nahezu mittelalterlich, dass Ihnen beiden diese Heirat praktisch befohlen wurde. Oh, wenn Rafe mich jetzt reden hörte, würde er sagen, dass mich all das nichts angeht.“
„Nein, ich denke, Sie haben recht. Es ist sehr seltsam. Ich hatte immer gedacht, dass nur Prinzen und Prinzessinnen aus politischen Gründen an wildfremde Menschen verheiratet würden. Aber ich konnte wählen – meine Tante machte mir das sehr klar. Ich bin also aus freier Entscheidung hier.“ Wieder schaute sie zu Justin hinüber, der immer noch in sein Gespräch mit dem Duke vertieft war. „Warum seine Lordschaft einwilligte, weiß ich nicht.“
„Und ich weiß nicht, warum ich immer weiterrede, aber ich tu’s trotzdem. Wie ich von Tanner – Lydias Gatte – hörte, hat der Prinzregent Justin irgendwie in der Hand. Wie, weiß ich nicht, aber um weiterhin in England bleiben zu dürfen, muss Justin tun, was immer der Prinzregent von ihm verlangt. Wissen Sie, er durfte erst vor Kurzem überhaupt zurückkommen, nachdem er viele Jahre im Exil lebte, selbst als seine Gattin starb und auch während des gesamten Krieges gegen Frankreich. Mehr weiß ich wirklich nicht; da ich immer betone, wie sehr ich Klatsch verabscheue, höre ich möglichst nicht auf das Gerede der Leute oder versuche zumindest, es mir nicht zu merken. Ah, da ist der Tee! Danke, Grayson.“
Während der Tee eingeschenkt wurde, saß Alina sehr stumm da und verdaute, was sie gehört hatte. Deshalb war Justin also so hastig nach London gereist: um Seine Königliche Hoheit in Kenntnis zu setzen, dass er nicht länger gehorchen werde. Und deshalb hatte er sich als Flüchtling bezeichnet. Es hatte nichts mit ihr zu tun, oder ob es für ihn so schrecklich war, sie zu heiraten. Und sie hatte gedacht, er fände sie irgendwie abstoßend – zu jung, zu dumm, zu fremdländisch, was auch immer. Dabei war es ihm die ganze Zeit über, während sie bekümmert war oder sich ärgerte oder ihn am liebsten geschlagen hätte, nicht um sie gegangen. Justins Privatfehde mit dem Prinzregenten hatte ihn nach London hetzen lassen.
Etwas – sehr wenig nur – wusste sie über ihn, einiges hatte sie erraten, trotzdem war ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie lediglich der Auslöser dafür gewesen war, Justin zum Hofe eilen zu lassen, um dem königlichen Spross zu sagen, er möge sich „zum Teufel scheren“, wie sie es einen der Knechte hatte sagen hören.
Entweder war er sehr mutig oder der dümmste, gefährlichste Mann der Welt.
Alina hob die Hand an den Mund und tat so, als müsste sie gähnen. „Oh, Charlotte, Verzeihung, anscheinend kann ich die Augen nicht mehr offen halten. Wäre es sehr schlimm, wenn ich hinaufginge? Man sagte mir, dass wir morgen sehr früh aufbrechen werden.“
Charlotte stand sofort auf und verkündete, dass Alina sich zurückziehen werde, also kamen die Herren und wünschten Gute Nacht.
„Es war uns eine Freude, Sie hier bei uns zu haben. Leider werden wir uns morgen früh nicht mehr sehen können“, erklärte der Duke, und zu ihrer Überraschung küsste er sie auf die Wange. „Ich kenne diesen Mann hier; er wird dafür sorgen, dass Ihnen nichts zustößt“, flüsterte er ihr zu, ehe er zurücktrat.
Alina lächelte dankbar und hatte sich schon zur Tür gewandt, als Justin ihre Hand nahm und in seine Armbeuge schob. „Sie sind sehr blass; hat der Kampf mit den Kätzchen Sie so erschöpft?“
„Mich hat der Kampf mit so manchem erschöpft“, entgegnete sie, während sie in die Halle hinausgingen. Widerstrebend löste sie sich von ihm. „Aber ich bin zuversichtlich, dass ich schon sehr bald die Antwort auf das, was mir Sorgen macht, finde. Nein, eigentlich bin ich sogar überzeugt davon. Gute Nacht, Mylord.“
Gesetzten Schrittes stieg sie die Treppe hinauf, bis sie sicher war, dass Justin in den Salon zurückgekehrt war. Dann raffte sie ihre Röcke und rannte, ja, flog beinahe die Stufen hinauf zu ihrem Zimmer, wobei sie ausnahmsweise hoffte, dass Danica
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