Ein Akt der Gewalt
die Augen sieht, sie anlächelt. Sie möchte seine starken Arme um sich spüren, die ihr Sicherheit schenken.
»Ich bin auf dem Weg«, sagt Frank. »Und gleich bei dir.«
»Danke«, sagt sie. »Ich liebe dich.« Erin fühlt sich, als sei ihr eine Riesenlast von den Schultern genommen. »Ich liebe dich so sehr.«
»Ich liebe dich auch«, sagt er und legt den zerkratzten Hörer des Münztelefons zurück auf die Gabel. Er steht einen Augenblick nur da und schmunzelt über die Absurdität der Situation, darüber, dass es letztlich nur um eine einäugige Puppe gegangen ist. Dann wendet er sich vom Telefon ab und macht sich zu seinem Wagen auf, der auf der anderen Straßenseite parkt.
Als er den Bordstein erreicht hat, sieht er weder von links noch von rechts Scheinwerfer näher kommen und läuft über die Straße. Dabei fällt ihm ein Streifenwagen auf, der zwei Autolängen hinter ihm parkt. Er sieht, dass ein Officer
am Lenkrad sitzt. Er sieht auch, dass der Officer ihn beobachtet.
Frank nickt kurz in Richtung des Cops – Hallo! – und geht weiter zu seinem Wagen. Der Cop reagiert nicht. Aber er wendet den Blick auch nicht ab.
Frank steigt ein, setzt sich und zieht die Tür hinter sich zu.
Er sieht in den Rückspiegel; der Cop beobachtet ihn.
Frank startet den Motor. Kurz darauf hört er, dass der Cop ebenfalls seinen Wagen startet.
Er blinkt nach links, lenkt den Skylark hinaus auf die ruhige Straße und schlägt den Heimweg ein. Die runden gelben Scheinwerfer des Streifenwagens schwenken heraus und folgen ihm.
23
Peter Adams geht unablässig auf und ab und strapaziert dadurch den Teppich. Ron und Bettie sitzen nebeneinander auf der Couch. Sie halten die Hände verschränkt und betrachten ihn schweigend.
Aber er geht nur auf und ab – auf und ab.
Das hier ist nicht richtig. Das hier hätte nicht geschehen dürfen. Er versteht nicht, wie es geschehen konnte. Es ist gegen alle Vernunft. Das ist es. Er ist ein guter Mensch – versucht wenigstens, einer zu sein. Wie kann ein guter Mensch in eine solche Situation geraten? Es ist bescheuert. Verdammt bescheuert, und es widerspricht jeder Vernunft.
»Du solltest zu ihr gehen und mit ihr sprechen«, sagt Ron.
Peter bleibt kurz stehen und sieht Ron an.
Der erwidert seinen Blick, ungerührt, als sei er nicht derjenige gewesen, der Peter diesen Schlamassel eingebrockt hat, als sei diese ganze Partnertauscherei nicht überhaupt seine Idee gewesen.
»Ich will nicht mit ihr sprechen«, sagt Peter schließlich.
»Du machst einen Fehler«, befindet Ron.
»Leck mich!«
»Ich will dir doch nur helfen.«
»Scheiße, ich will auch nicht mit dir reden«, sagt Peter und wendet sich an Bettie. »Wie kannst du behaupten, dass wir nichts anderes geteilt haben als nur Sex?« In seiner
Stimme klingt dieses kindliche Quengeln mit, das er so hasst.
»Deswegen«, sagt Ron, »weil ihr nichts als Sex geteilt habt. Und genau darum ging es auch nur.«
»Scheiße, mit dir rede ich nicht«, wiederholt sich Peter. Und dann: »Du findest wohl, du stehst über allem, was? Du hältst dich für so verflucht abgeklärt. Aber mit dir hab ich gar nicht geredet. Ich hab mit Bettie gesprochen.«
»Schön, mit mir hast du nicht gesprochen«, sagt Ron gelassen, und dafür hasst Peter ihn umso mehr. Er wünschte, dass der Kerl einen Wutanfall bekäme oder furchtbar überreagieren würde – schließlich ist das hier eine absurde Situation, die verdammt nochmal absurdes Verhalten verlangt, nicht einfach Gelassenheit -, »aber du hast mit meiner Frau gesprochen, und in Situationen wie dieser fühle ich mich durchaus befugt, für sie das Wort zu ergreifen. Besonders wenn ich sozusagen nur wiederhole, was sie bereits selbst gesagt hat.«
»In Situationen wie dieser?«
»Bettie ist meine Frau. Dass ihr beide Sex miteinander hattet, bedeutet nicht, dass du ein Anrecht auf ihre Liebe hast. Das hast du nicht. Die Liebe ist für mich reserviert. Je schneller du das in deine Birne kriegst, desto eher kannst du aus der Welt räumen, was zwischen dir und deiner Frau ist, und desto besser wird es dir wieder gehen.«
»Ach, fick dich doch …!«, sagt Peter und wendet sich von Ron ab. Aber gleich darauf dreht er sich wieder um. »Würdest du mich allein mit Bettie reden lassen? Bitte.« Wieder diese quengelnde Stimme. Er hasst sich dafür, kann es aber nicht ändern. Ein erwachsener Mann, der quengelt. Ein erwachsener Mann mit manikürten Fingernägeln und perfekter Frisur, quengelnd. Ein
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