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Ein Akt der Gewalt

Ein Akt der Gewalt

Titel: Ein Akt der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryan David Jahn
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hinaus in die Nacht achtet er darauf, diesmal nicht in die Blutlache zu treten, die sich immer weiter ausbreitet. Ausrutschen und hinfallen möchte er jetzt keinesfalls. Er streift sich die Gummihandschuhe ab, als er zu seinem Streifenwagen geht. Die Hände sind schweißnass, und die Finger fangen langsam an zu schrumpeln. Er wird die Handschuhe noch einmal anziehen müssen, bevor die Nacht vorüber ist, aber bis dahin dürfen die Hände noch ein wenig atmen.

21
    William lenkt den langen Kombi in die Auffahrt und parkt ihn über einem Metallblech, das mit Sand bedeckt ist. Der Wagen hat zuletzt Öl verloren, aber ihm fehlt die Zeit, ihn reparieren zu lassen. Ein Blech, um das Öl zu sammeln – mehr kann er im Augenblick nicht tun.
    Er sitzt hinterm Lenkrad und starrt auf das weiße Garagentor. Es ist verbeult, denn vor ungefähr drei Monaten war er zu weit vorgefahren und hatte es leicht touchiert. In der Einbeulung, dort, wo der Knick im Metall die Farbe hat absplittern lassen, ist bereits Rost zu sehen. Noch etwas, das erledigt werden muss.
    Und jetzt hat er Blut auf seinen Arbeitsstiefeln.
    Und vielleicht wird jemand ihn wiedererkennen.
    Zumindest ist er rechtzeitig abgehauen. Die Polizei ist wahrscheinlich jetzt da, und deswegen ist es gut, dass er sofort abgehauen ist.
    Er stößt die Tür des Kombis auf und steigt aus. Er betrachtet seine Stiefel im Mondlicht. Hier draußen sieht das Blut fast schwarz aus, und es gibt ziemlich viel davon, aber vielleicht kann er es ja abscheuern. Hoffentlich. Die Stiefel sind noch fast neu, und es würde ihn wurmen, sie jetzt schon austauschen zu müssen. Wo er sie doch gerade erst eingetragen hat.
    Er hätte es besser wissen müssen und sie heute Nacht nicht anziehen sollen. Aber er hatte nicht klar denken können,
er hatte überhaupt nicht denken können. Es hatte ihn nur getrieben. Es treibt ihn immer noch. Sein Magen krampft, und seine Erektion schmerzt vor Verlangen. Es wird nicht vergehen. Es ist allumfassend, dieses Verlangen, und er hat aufgeben und abhauen müssen. Es ist also noch immer da. Er muss es ignorieren. Irgendwann wird es sich verflüchtigen. Hofft er.
    Er wirft die Wagentür zu und ist schon fast am Haus, als ihm das Messer einfällt. Er geht zurück, nimmt es vom Beifahrersitz und hält es in der Hand, als er wieder den Pfad zum Haus einschlägt.
    Drinnen schiebt er die Vordertür leise zu, weil er seine Frau und die Kinder nicht wecken will. Dann verschließt er die Tür mit Riegel und Kette.
    Danach geht er in die Küche und macht das Licht über dem Spülbecken an. Er legt das Messer in das Becken und dreht das warme Wasser auf. Er spritzt Spülmittel auf seine Hände und schrubbt sie ab. Sie sind rau und voller Schwielen. Niednägel lösen sich und legen die Nagelbetten frei. Es kommt ihm so vor, als würde sich das Blut niemals abwaschen lassen – aber dasselbe Gefühl hat er beim letzten Mal auch gehabt.
    Er spült sich die Hände unter dem Hahn ab. Das dampfende Wasser ist so heiß, dass es fast schon schmerzt. Es bewirkt ein Prickeln in den Händen. Er schaut zu, wie das rosa Wasser in einem gegen den Uhrzeigersinn quirlenden Strudel in den Abfluss rinnt.
    Er nimmt das große Küchenmesser zur Hand und schrubbt das Blut mit einem grünen Schwamm ab. Als es sauber und abgespült ist, stellt er es in den Abtropfkorb, in dem er es zu Beginn des Abends auch gefunden hatte.
    Seine Erektion hat nicht nachgelassen. Sie schmerzt, aber er versucht sie zu ignorieren.

    Denk an was anderes, sagt er sich, aber jetzt kommt ihm nur der Angriff von vorhin in den Sinn, der verhinderte Überfall. Beinahe hätte er sie gehabt. Fast hätte sie ihm gehört.
    Er schüttelt den Kopf, bemüht, den Gedanken loszuwerden.
    Dann löscht er das Licht über der Spüle und verlässt die Küche.
     
     
    William stößt die Tür auf und sieht ins Zimmer hinein. Er kann seine beiden Töchter erkennen, die aneinandergekuschelt in einem Bett liegen. Er weiß, dass es nur an dem Licht der Straßenlaternen liegt, das zum Fenster herein und zwischen den staubigen Lamellen der Jalousie hindurch in den Raum fällt, aber dennoch scheinen die beiden zu leuchten. Für ihn sehen sie wie Engel aus, wunderschöne, strahlende Engel. Er kann sich nicht erklären, wie jemand so Abscheuliches wie er auch nur im Entferntesten seinen Anteil daran hatte haben können, diese Wesen zu erschaffen. Wie konnten sie von ihm stammen, so strahlend und wunderschön und rein?
    Die Achtjährige hebt den

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