Ein Antrag nach Mitternacht
geben müssen.“ Als sie seine bestürzte Miene sah, fügte sie hastig an: „Oder wir veranstalten den Ball hier. Ich kann alle notwendigen Vorbereitungen treffen.“
„Ja.“ Er atmete erleichtert aus. „Oh, ja, das wäre ideal, wenn Sie das übernehmen würden. Senden Sie mir einfach die Rechnungen zu.“
„Das werde ich machen.“ Francesca lächelte. Es war immer wieder ein Vergnügen, mit freigebigen Eltern zu tun zu haben, vor allem mit solchen, die ihr alle Entscheidungen und Vereinbarungen überließen.
Sir Alan sah sie strahlend an, offenkundig sehr zufrieden darüber, dass sie beide übereingekommen waren. „Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, Lady Haughston. Harriet wird sehr erfreut sein, davon bin ich überzeugt. Aber nun sollte ich Ihre Zeit nicht noch länger in Anspruch nehmen. Das habe ich schon jetzt mehr als genug getan.“
Er verabschiedete sich, verbeugte sich höflich und wurde vom Butler zur Tür begleitet, während Francesca in den ersten Stock zurückkehrte. Sich um Harriet Sherbourne zu kümmern würde sie für eine Weile beschäftigen und in den nächsten Wochen auch für eine wichtige Einnahmequelle sorgen. Angesichts der Mahlzeiten, die die Köchin in den letzten Tagen zubereitet hatte, musste Fenton das Geld aufgebraucht haben, das der Buchhalter des Dukes ihnen gezahlt hatte, um für die Kosten aufzukommen, die durch Callies Aufenthalt bei Francesca entstanden waren. Der Butler und die Köchin hatten wie üblich mit den wenigen verfügbaren Mitteln wahre Zauberkunststücke vollbracht, da sie damit etliche Wochen länger haushalten konnten, als sich Callie überhaupt hier aufgehalten hatte.
Der Haushalt war noch immer zahlungskräftig und würde das für den Rest der Saison auch bleiben, was dem Geschenk zu verdanken war, das die Dowager Duchess – Callies Großmutter – ihr geschickt hatte. Als Callie ihr Haus verließ, überreichte sie Francesca eine Kamee ihrer Mutter, ein Präsent, von dem sie sich nicht trennen konnte, obwohl es ihr viel Geld eingebracht hätte. Kurz darauf jedoch traf ein reizendes silbernes Schminkensemble ein, mit dem die Duchess ihr dafür dankte, dass sie sich die Mühe gemacht hatte, die gesamte Hochzeitszeremonie zu planen. Es war Francesca ebenfalls zuwider, sich vom gravierten Tablett mit den kleinen Schachteln, den Tiegeln und Parfümflaschen zu lösen, weil alles so liebevoll gearbeitet war. Doch erst gestern hatte sie Maisie damit zum Juwelier geschickt, damit der es ankaufte.
Dennoch würde auch dieses Geld nicht ewig reichen, und nach der Saison folgten der Herbst und der Winter, insgesamt eine lange Phase, in der sich nur wenige Gelegenheiten bieten würden, etwas zu verdienen. Das Geld, das sie durch Sir Alans Tochter einnehmen würde, kam ihr mehr als gelegen. Außerdem erschien ihr das Leben immer etwas interessanter, wenn sie ein Projekt hatte, dem sie sich widmen konnte. Und zwei Projekte sollten genügen, um die Depressionen zu vertreiben, von denen sie vor Kurzem befallen worden war.
Ihre Laune besserte sich weiter, da Maisie inzwischen auf etwas silberfarbene Spitze gestoßen war, die sie letzten Herbst von einem ruinierten Ballkleid hatte retten können. Das war genau das Richtige, um Francescas taubengraues Abendkleid, das sie beim Theaterbesuch tragen wollte, etwas Raffinesse zu verleihen.
Den Rest des Nachmittags verbrachten die beiden Frauen damit, das fragliche Ballkleid zu verschönern, indem sie den Oberrock gegen einen aus silbernem Voile von einem anderen Kleid austauschten und den Saum, das Dekolletee und die Puffärmel mit der Spitze drapierten. Danach musste nur noch an den Nähten gearbeitet und eine Schärpe aus silberfarbener Borte hinzugefügt werden, und schon wirkte das Ergebnis wie ein neues, extravagantes Kleid, das nicht mehr an das graue Abendkleid aus dem letzten Jahr erinnerte. Francesca fand, darin recht annehmbar auszusehen – und gar nicht wie eine Frau, deren vierunddreißigster Geburtstag sich mit gewaltigen Schritten näherte.
Als der Dienstagabend gekommen war und damit der von Francesca arrangierte Theaterbesuch anstand, traf der Duke – wie nicht anders zu erwarten – noch vor der vereinbarten Uhrzeit bei ihr ein. Ungewöhnlich war dagegen, dass Francesca bereits fertig war. Nachdem Fenton sie allerdings hatte wissen lassen, dass Rochford eingetroffen war, trödelte sie erst noch einige Minuten, ehe sie nach unten ging. Es war nie gut, wenn eine Dame zu übereifrig erschien,
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