Ein Antrag nach Mitternacht
Menschen kann man wohl kaum so mühelos abtun“, konterte der Duke.
„Wie ich sehe, haben Sie sich kein bisschen verändert“, sagte Perkins. „Sie hatten schon immer diese herablassende Art an sich.“ An Francesca gewandt ergänzte er: „Und Sie haben sich jetzt höhere Ziele gesetzt, meine Liebe? Möchte wissen, was der arme Andrew dazu sagen würde.“
Francesca verkrampfte sich. Ihr war völlig entfallen, wie sehr sie diesen Mann verabscheut hatte.
Bevor sie jedoch etwas entgegnen konnte, mischte sich der Duke ein: „Ich glaube, es wird Zeit für Sie, zu gehen, Mr Perkins.“
Der presste sekundenlang die Lippen zusammen, sodass Francesca mit einer wütenden Erwiderung – oder etwas noch Drastischerem – rechnete, aber im nächsten Moment wurde er schon wieder sichtlich ruhiger. „Selbstverständlich, Euer Gnaden.“ Der Titel klang aus seinem Mund wie eine Beleidigung. Dann verbeugte er sich vor Francesca und Althea. „Meine Damen.“
Mit diesen Worten machte er kehrt und verließ die Loge. Nach kurzem Schweigen äußerte sich Althea: „Was für ein aufdringliches Geschöpf. Sagen Sie nicht, dass Sie tatsächlich etwas mit ihm zu tun hatten, Lady Haughston.“
„Nein, natürlich nicht“, konterte sie gereizt. „Er war lediglich ein Bekannter meines Mannes.“
„Es zeugt von schlechtem Stil, dass er einfach so herkommt“, merkte Althea an.
„Ich glaube, Mr Perkins macht sich nicht allzu viel aus dem Thema Stil“, warf Rochford ein.
„Tja, damit bleibt jetzt eigentlich keine Zeit mehr, um die Eversons zu besuchen“, erklärte Francesca. „Kommen Sie, wir setzen uns wieder, Lady Althea.“
Sie hakte sich bei der jungen Frau unter und führte sie zurück zu ihrem Platz, damit Althea weiterhin neben Rochford saß.
Während des nächsten Aktes schaute Francesca immer wieder zu Rochford, ob der wohl zwischendurch einmal einen Blick in Altheas Richtung wagte. Aber er verfolgte die ganze Zeit über das Geschehen auf der Bühne, mit einer einzigen Ausnahme, bei der er zu ihr sah. Sie spürte, dass sie augenblicklich errötete, und sie war dankbar dafür, dass die Dunkelheit ihre Reaktion verbarg. Sie hoffte, nicht zu offensichtlich gehandelt zu haben, doch Rochford war zu ihrer großen Verärgerung schon immer in der Lage gewesen, die Dinge zu durchschauen und zu erkennen, die sich um ihn herum abspielten. Falls ihm das auch jetzt gelungen war, würde er sie sehr wahrscheinlich auffordern, damit aufzuhören.
Nach der Erkenntnis, dass ihr Versuch, sich in der ersten Pause aus der Loge zu stehlen, gründlich fehlgeschlagen war, blieb sie während der zweiten Pause einfach sitzen und unternahm stattdessen einen erneuten Anlauf, die beiden in ein Gespräch zu verwickeln. Letzten Endes waren aber Rochford und sie selbst diejenigen, die die Unterhaltung zum größten Teil bestritten, wobei Francesca sich alle Mühe gab, Althea bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu einer Äußerung zu bewegen. Als Rochford einen Komponisten erwähnte, fragte sie Althea, was sie von ihm hielt. Als er davon sprach, zu seinem Haus in Cornwall zu reisen, wollte Francesca Altheas Meinung zu der Lieblichkeit dieser Landschaft hören. Und als Francesca und Rochford auf ihren alten Braunen in Redfields zu sprechen kamen, erkundigte sie sich bei Althea, ob sie gern ritt.
Es war eine ermüdende Art, eine Konversation zu führen, und Francesca hatte nicht das Gefühl, damit irgendetwas zu bewirken. Zwar beantwortete Althea die ihr gestellten Fragen, aber ihre eigenen Beiträge waren nicht sonderlich lebhaft, und als Folge davon wirkte die Unterhaltung angestrengt. Sie geriet immer wieder ins Stocken, fast jede Äußerung klang holperig.
Francesca bekam nicht den Eindruck, dass Rochford den Wunsch verspürte, in Zukunft noch einmal zusammen mit Lady Althea einen Abend zu verbringen. Sollte das wider Erwarten doch der Fall sein, dann würde sie dafür sorgen, dass sie nicht mit dabei war. Sie hatte nicht das mindeste Interesse, abermals stundenlang zu versuchen, diese Frau zu einer kurzweiligen Konversation zu bewegen.
Als das Stück vorüber war, ließ es sich Rockford auch nicht nehmen, die beiden Frauen wieder wohlbehalten zurückzubringen. Er begleitete Lady Althea bis zur Tür, setzte sich wieder in die Kutsche und ließ als Nächstes vor Francescas Haus anhalten. Der Butler öffnete seiner Herrin und zog sich nach einer kurzen Verbeugung wieder in sein Zimmer zurück. Francesca drehte sich zu Rochford um, und mit
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