Ein Antrag nach Mitternacht
sollten, die mir meine mögliche Zukünftige vorstellt!“
„Rochford!“ Francesca sah zur Treppe. „Schhht! Die Diener werden Sie hören!“
Sie drehte sich um, nahm den Kerzenhalter und ging zum Salon. Mit einer knappen Kopfbewegung bedeutete sie Rochford, ihr zu folgen. Im Salon stellte sie den Kerzenhalter ab und schloss die Tür hinter ihm.
„Also gut.“ Sie sah ihm ins Gesicht und straffte ihre Schultern. „Wenn Sie darauf bestehen, werde ich es Ihnen sagen.“
„Ich bitte darum.“ Rochford musterte sie mürrisch und angespannt.
„Ich habe mich umgesehen und einige Frauen gefunden, von denen ich glaube, dass sie … dass sie zur Duchess taugen. Ich wollte Ihnen keine bestimmte Frau aufdrängen, aber ich dachte, wenn Sie einige Zeit mit meinen Kandidatinnen verbringen, entwickeln Sie vielleicht eine Vorliebe für eine von ihnen.“
„Das erklärt noch immer nicht, warum Sie sich überhaupt dazu veranlasst fühlen, für mich eine Frau zu suchen.“
„Weil ich Ihnen etwas Schreckliches angetan habe“, antwortete Francesca, die gegen ihre Tränen ankämpfen musste. Sie atmete tief durch, bis sie sich gesammelt hatte, dann redete sie weiter: „Weil ich Daphne geglaubt habe, aber nicht Ihnen. Weil ich deswegen die Verlobung gelöst habe. Ich wollte den Fehler wiedergutmachen, den ich vor fünfzehn Jahren begangen hatte.“
Wieder musterte Rochford sie erst, ehe er antwortete. „Sie lösen unsere Verlobung, und als Sie erfahren, dass Sie im Unrecht waren, da ist das Ihre einzige Reaktion? Sie machen sich auf die Suche nach einer Frau, die die ersetzen soll, die ich verloren habe?“
„Nein, nein, natürlich nicht“, protestierte sie. „Wenn Sie es so hinstellen, klingt es ja grausig.“
„Und wie sollte es sonst klingen?“
„Ich wollte sie Ihnen nicht als Ersatz für mich vorstellen. Das wäre doch absurd. Ich dachte lediglich … also ich weiß, dass Sie in all den Jahren nie verheiratet gewesen sind. Und ich fürchtete, dass … nun ja, dass mein Verhalten Sie beeinflusst haben könnte, sich gegen eine Ehe zu entscheiden. Ich dachte, Sie könnten zu der Ansicht gelangt sein, dass man Frauen nicht vertrauen kann und dass auch jede andere Frau Sie enttäuschen würde. Ich fühlte mich verantwortlich.“
„Dass ich nicht geheiratet habe, war ganz allein meine Entscheidung, Francesca.“
„Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass Sie ohne diesen Zwischenfall schon vor langer Zeit eine Frau gewählt hätten“, beharrte sie. „Ich war um Sie besorgt. Und ich dachte, ich besitze die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Ich wollte Sie nicht verärgern, wirklich nicht. Ich wollte nur helfen. Es ist doch schließlich klar, dass Sie heiraten müssen.“
Er verzog den Mund. „Jetzt hören Sie sich an wie meine Großmutter.“ Dann drehte er sich weg, ging ein paar Schritte, wirbelte schließlich herum und kam zu ihr zurück. „Glauben Sie tatsächlich, ich bin nicht in der Lage, um eine Frau zu werben, sodass Sie das für mich erledigen müssen? Dass es mir so völlig an Charme fehlt? Denken Sie, jede mögliche Braut würde vor mir davonlaufen, wenn ich auf mich allein gestellt bin?“
Francesca sah ihn erschrocken an. „Ich … ich …“
„Bin ich etwa so tollpatschig? Sagen Sie es mir, Sie haben es schließlich aus erster Hand erlebt: War mein Werben um Sie so fürchterlich?“
Er hatte sich vor ihr aufgebaut, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu sehen. Seine Wut schien keine Grenzen zu kennen, während er wie ein Hüne vor ihr stand. In seinen Augen loderte ein Feuer.
„War mein Kuss so abstoßend?“ Er redete derart leise weiter, dass sie ihn kaum noch verstand. „War es so abscheulich, von mir angefasst zu werden?“
Als wäre sie nicht schon sprachlos genug gewesen, packte er auf einmal ihre Arme und zog sie an sich, um sie eindringlich zu küssen.
Francesca stand wie angewurzelt da, jeder Gedanke war verflogen, der ihr eben noch durch den Kopf gegangen war. Sie nahm nichts anderes mehr wahr als den festen Griff seiner Finger um ihre Oberarme und seine heißen Lippen auf ihrem Mund. In ihr erwachte eine Flamme zum Leben, und sie begann zu zittern, da nicht nur ihre Gefühle so unglaublich waren, sondern auch das, was Rochford mit ihr machte.
Sein Kuss war so beharrlich, dass sie ihre Lippen öffnete, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Sie spürte ein heißes Sehnen in sich, und zugleich fühlte sie sich schwindelig und schwach,
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