Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Titel: Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Krömer
Vom Netzwerk:
in dem sich dieses Land noch heute befindet. Darum ist es auch unmöglich – für mich zumindest –, die große Frage Wie entwickelt sich die Lage in Afghanistan? zu beantworten. Ich habe mir selbst diese Frage natürlich oft gestellt, habe immer wieder nach Antworten gesucht, oft nachts wach gelegen, Kopfschmerzen gehabt, und dann wurde mir meist schlecht von dem Gedanken-Karussell, das umso mehr an Fahrt aufnimmt, je länger man sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Ich habe letztendlich keine Antwort gefunden. Erst einmal war ich ob der überwältigenden Komplexität dieses Konflikts überfordert. Mich haben die Eindrücke, die Geschichten und die Erfahrungen geradezu überrollt. Die Vernunft und das Bauchgefühl sagen mir, dass der Einsatz der Soldaten überflüssig und der Krieg mit herkömmlichen Strategien nicht zu gewinnen ist. Aber in diesem Krieg geht es, glaube ich, schon lange nicht mehr um Vernunft. Zum Beispiel kostet der Einsatz von über fünftausend deutschen Soldaten in Afghanistan pro Jahr satte drei Milliarden Euro Steuergelder. In Berlin würde das Geld zwar nicht einmal für den Bau eines Flughafens reichen, aber zum Aufbau von Afghanistan würde mir schon einiges einfallen, wenn mir diese Summe stattdessen dafür zur Verfügung stünde. Die Amerikaner sind seit mehr als zwölf Jahren in Afghanistan stationiert. Es hat nur wenig gebracht. Im Gegenteil: Sollten sich alle Soldaten (aller Nationen) aus Afghanistan zurückziehen, wird die Angst bleiben, dass die Taliban erneut das ganze Land überschwemmen und wieder an die Macht kommen, sodass der Einsatz aller Soldaten seit dem Jahr 2001 völlig umsonst gewesen wäre. Ich werde bis zum Schluss dieses Buches hier keine Zahlenschlacht eröffnen, im Internet stößt man allerdings schnell auf die Summen, die die Amerikaner für den gesamten Einsatz bis heute bezahlen mussten. Das ist die einzige Zahl, an der ich mich hier trotzdem leicht festbeißen möchte: eine Billion (1.000.000.000.000) US-Dollar. Für dieses Geld kann man also Tausende von Soldaten entsenden, man bekommt für diese Summe viele Waffen, Militärflugzeuge, Düsenjäger, Panzer und Abwehrraketen, aber für all das Geld bekommt man anscheinend nicht einen einzigen Menschen dazu, seine Einstellung zu ändern und sich nicht mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft zu jagen.
    Ich kann nicht mutmaßen, wie lange der Wiederaufbau Afghanistans dauern wird, geschweige denn wann er ernsthaft anfangen wird. Ich weiß nur, dass ein Dr. Helmut Kohl mit dem Versprechen, in wenigen Jahren würden überall in Afghanistan blühende Landschaften zu sehen sein, erneut auf die Fresse fallen würde. Im Kleinen kann man die DDR vielleicht sogar als Beispiel nehmen. Nur dass die DDR um 1989, im Vergleich zum heutigen Afghanistan – was die Infrastruktur, die Stromversorgung, Kanalisation, et cetera angeht – ein Schlaraffenland war. Der Aufbau Ost ist immer noch im Gange, und man sieht im Land nun, nach mehr als zwanzig Jahren, wirklich einige blühende Landschaften. Wir haben es fast geschafft. Aus tiefstem Herzen wünsche ich mir diesen Aufbau, die blühenden Landschaften (und damit meine ich keinen Mohn) auch für Afghanistan.

    Macht’s jut Nachbarn!

Quellenangaben/Fotografien

Das Buch
    Eine Reise weit heraus aus der Komfortzone – bei der Kurt Krömer mehr gelernt hat als andere auf dem Jakobsweg. Dieses Buch ist ein Ereignis. Der Komiker und ARD-Late-Night-Talker Kurt Krömer ist bekennender Pazifist und anerkannter Wehrdienstverweigerer. Doch als sich die deutschen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan gerade von ihm einen Auftritt zur Truppenunterhaltung wünschten, sagte er spontan zu. Von dieser Reise in eine der gefährlichsten Krisenzonen der Weltpolitik berichtet Kurt Krömer in seinen Aufzeichnungen – eine Reise, der dann sogar noch eine zweite Reise folgte, um neben dem Alltagsleben der deutschen Soldaten auch das zivile Leben der afghanischen Bevölkerung in der Hauptstadt Kabul kennenzulernen. Das Sensationelle dieses Berichts liegt im Aufeinandertreffen von Komik und Tragik, von scharfem Witz, genauer Beobachtung und der allgegenwärtigen Bedrohung, der Soldaten wie Zivilisten in Afghanistan jederzeit ausgesetzt sind. Entscheidend ist, dass Kurt Krömers trockener Humor nie zynisch ist, sondern dass es regelrecht befreiend wirkt, wenn er auf seine unnachahmliche Art die überall lauernden Gefahren beschreibt und die Soldaten und Soldatinnen porträtiert, auf die er dort

Weitere Kostenlose Bücher