Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
ersten Baby arbeiten?“
„Das ist wunderbar“, antwortete ich wie betäubt. „Wie genau meinst du das, dass mir Hochzeit und Kinder nicht so wichtig sind?“
Randy lachte. „Komm schon, Ange, du weißt doch genauso gut wie ich, dass für dich immer deine Karriere im Vordergrund stand. Du wolltest doch immer ein großer Filmstar werden.“
„Schauspielerin. Ich bin Schauspielerin.“
„Wie auch immer.“
Als ich kurz darauf auflegte, fragte ich mich, ob ich vielleicht einen falschen Eindruck vermittelte. Stimmt, ich hegte den Wunsch, mit meinem schauspielerischen Talent Karriere zu machen. Und auch wenn ich in den vier Jahren, nachdem ich meinen festen Job im Verkauf aufgegeben hatte, nicht gerade eine Traumrolle ergattert hatte, so war
Rise and Shine
doch immerhin auch etwas, oder?
Offenbar musste ich aber etwas realistischer werden, wenn ich diesen speziellen Deckel irgendwann öffnen wollte. Ich war einunddreißig Jahre alt. Und ich wurde auch nicht jünger, was meine Mutter nie versäumte, mir in Erinnerung zu rufen. Ich musste endlich beginnen, wie eine Ehefrau auszusehen.
2. KAPITEL
I ch bin keine wirkliche Ehefrau, aber ich spiele eine im Fernsehen.
Als ich am nächsten Morgen nach der Sendung Justin dabei erwischte, wie er versuchte, ein Sofa durch die enge Eingangstür unseres Apartments zu quetschen, erkannte ich, dass ich zwar nicht wie eine Ehefrau aussah, aber sehr wohl so klingen konnte.
„Was in aller Welt tust du da?“ schrie ich. Dabei wusste ich ganz genau, was er tat. Er sammelte das, was andere Leute wegschmeißen. So liebenswert Justin auch war, er hatte eine der schlimmsten Eigenschaften, die ein Mitbewohner haben kann. Er litt unter Sammelwut.
„Hey.“ Er musste zu mir hoch schauen, weil er über seinem letzten Fundstück gebeugt stand: ein türkisgrünes Sofa, das ohne Zweifel schon bessere Zeiten gesehen hatte. „Kannst du dir vorstellen, dass jemand so was wegschmeißt?“
Kann ich, dachte ich, als ich die gelben Blumen und die platten Sitzkissen mit erneutem Horror betrachtete.
„Das stand genau vor unserem Haus.“
Ich hätte am liebsten laut geseufzt. Eine fadenscheinige Couch schätzungsweise aus dem Jahr 1975, direkt vor unserem Haus. Wie hätte Justin da widerstehen können?
„Justin, wir haben bereits zwei Sofas.“ Er hatte eigentlich versprochen, das eine rauszuwerfen, als er mit dem anderen ankam. In Justis Fall war es ein Fluch, dass er Tante Eleanors geräumige, mietpreisgebundene Zweizimmerwohnung geerbt hatte. Nicht genug, dass Tante Eleanor ihrem Lieblingsneffen sowieso schon jede Menge Möbel hinterlassen hatte. Zusätzlich hatte Justin unter anderem vier Fernseher, drei Videorekorder, sechs Aktenschränke und einen Weber-Grill angeschleppt, den er vermutlich vorab für sein Traumhaus in einem Vorort besorgt hatte. Ein Traumhaus mit einer Garage, die groß genug war, das Yankee-Stadion zu beherbergen, für den Fall, dass irgendein künftiger Bürgermeister Rudy Guilanis Drohung in die Tat umsetzte, das Heimatstadion der
Bronx Bombers
abreißen zu lassen. Sollte das jemals der Fall sein, würde sich Justin mit Sicherheit verpflichtet fühlen, Teile davon aufzubewahren. In seinem wirren, kleinen Kopf war Justin davon überzeugt, dass er nicht etwa Müll ansammelte, sondern ihn vielmehr rettete.
„Ange, könntest du mir mal eben helfen?“ fragte er.
Ich seufzte. Mir war bewusst, dass ich erstmal nachgeben musste, weil ich ansonsten so lange im Hausflur festsitzen würde, bis die neue, monströse Anschaffung meines Mitbewohners in die Wohnung befördert war.
„Wie hast du die überhaupt hier hoch bekommen?“ Auch wenn Justin recht muskulös war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er ein 150-Kilo-Sofa die vielen Treppen zu unserer Wohnung ganz allein hinaufgetragen haben sollte.
„David aus 3 B hat mir geholfen. Und er sagte auch, dass er noch ein paar alte Lampen hätte, falls ich interessiert sei …“
Oje! „Justin, Schatz, wir sollten uns mal unterhalten …“, begann ich sanft, um das begeisterte Glitzern in seinen Augen nicht völlig zum Erlöschen zu bringen. Doch gerade, als ich eine Rede über die Gefahren der Wiederverwertung beginnen wollte, klingelte das Telefon.
„Könntest du …?“ Ich deutete auf die Couch, die zwischen mir und der Wohnungstür stand. Dann ließ ich mich gegen den Türrahmen sinken.
„Hallo“, sang er mit seiner üblichen munteren Stimme in den Hörer. „Hallo Mrs. Di, wie geht es Ihnen?“
Meine
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