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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Mutter. Ich setzte mich auf die Sofalehne und wartete, während Justin seinen Charme an meiner Mutter ausließ. Manchmal glaube ich, dass sie nur anruft, um mit ihm zu sprechen, jedenfalls klingt ihre Stimme immer besonders fröhlich, wenn Justin mir irgendwann den Hörer reicht. Aber das war Justin. Auch ich war ganz entzückt gewesen, als wir uns vor vier Jahren im Improvisations-Kurs kennen lernten. Damals begannen wir beide gerade mit dem Schauspielunterricht. Justin hatte seinen Job hinter der Kamera an den Nagel gehängt, als sein erster Film ihm zwar eine Menge Begeisterung und einen angesehenen Filmpreis einbrachte, aber leider keinen Verleih. Er behauptete, etwas anderes probieren zu müssen, nachdem er feststellte, wie schwierig es war, einen Film herauszubringen. Ich wunderte mich darüber, weil ich es mindestens ebenso schwer fand, als Schauspielerin Erfolg zu haben.
    Unser Improvisations-Lehrer hatte uns zusammengebracht, weil ich als Einzige ohne Partner war, als Justin sogar noch später als ich zum Unterricht auftauchte. Ich fürchtete mich ein wenig davor, mit ihm zusammenzuarbeiten, schließlich war er mit seinem dunkelblonden Haar, den grünen Augen und seiner Größe ein wirklich gut aussehender Mann und genau der Typ, den ich lieber mied. Gut aussehend und noch dazu Schauspieler – er musste einfach eingebildet sein. Sie können sich also vorstellen, wie ich mich fühlte, als der Lehrer mit uns die erste Übung machte. Ich musste mich mit dem Rücken vor Justin stellen und mich direkt in seine Arme fallen lassen. „Um Vertrauen aufzubauen“, wie uns der Lehrer erklärt hatte. Und Vertrauen hatte sich tatsächlich aufgebaut. Von dem Moment an, als ich Justins festen Griff spürte, wusste ich instinktiv, dass er immer für mich da sein würde. Und das war er auch. Zum Beispiel, als meine frühere Mitbewohnerin mich vor zwei Jahren rauswarf, weil sie Platz für ihren neuen Freund brauchte. Justin hatte mir seine Wohnung ohne mit der Wimper zu zucken angeboten, im Gegensatz zu den Wimpern meiner Mutter, als sie erfuhr, dass ich künftig einen männlichen Mitbewohner haben würde. Doch als ich Justin zum ersten Mal mit nach Hause brachte, gewann er sofort ihr Herz. Seitdem wohnen wir zusammen.
    „Diesen Sonntag?“ hörte ich Justin jetzt sagen. „O Mrs. Di, Sie bringen mich da in Schwierigkeiten. Sie wissen doch, dass ich zu Ihren
Manicotti
nicht nein sagen kann, aber Lauren kommt zu Besuch.“
    Lauren war seit drei Jahren Justins Freundin, wobei sie bisher insgesamt vermutlich nicht mehr als drei Monate miteinander verbracht hatten. Lauren war Theaterschauspielerin, die immer wieder die eine oder andere Hauptrolle bekam, aber nie eine in New York. Momentan spielte sie Ibsen, und zwar ausgerechnet in South Florida.
    „Genau, dieses Wochenende dreht sich ganz um meine Beziehung“, fuhr Justin mit einem Lachen fort. „Aber Angela hat noch nichts vor, soweit ich weiß. Warten Sie mal einen Moment, meine Liebe. Ich gebe sie Ihnen. Lassen Sie es sich gut gehen, Mrs. Di.“ Sehr aufgeräumt angesichts der Tatsache, dass er gerade meine Wochenendpläne durchkreuzt hatte, reichte er mir den Hörer.
    „Hi, Ma.“ Ich ließ mich ungeschickt von der Lehne des Sofas auf die Sitzfläche rutschen, woraufhin eine Staubwolke in die Luft stieg.
    „Angela!“ schrie meine Mutter in mein Ohr, als sei sie überrascht, meine Stimme zu hören. Sie schien es tatsächlich immer wieder für ein Wunder zu halten, dass ich nicht täglich niedergeschossen wurde. Schließlich wohnte ich außerhalb der Avenue A. Das einzige, was Ma über „Alphabet-City“ wusste, hatte sie aus dem gleichnamigen Film, in dem es von blutigen Straßenschlachten nur so wimmelte. Mein Bruder hatte es für nötig erachtet, ihr diesen Film zu zeigen, kurz nachdem ich bei Justin eingezogen war.
    „Wie geht es dir, Ma? Und Nonnie?“ Nonnie ist meine Großmutter, die im Erdgeschoss des Hauses meiner Mutter in Brooklyn wohnt. Sie könnten genauso gut zusammenwohnen, so viel Zeit, wie sie in der Küche meiner Mutter verbrachte.
    „Nonnie geht’s gut. Sie freut sich schon darauf, dich am Sonntag zum Essen zu sehen. Sonny und Vanessa kommen auch!“ Als ob mein arroganter Bruder Sonny und seine schwangere Frau für mich ein Grund wären, zu kommen.
    Ich seufzte innerlich. Wenn meine Mutter es sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, ihre Familie zum Sonntagsessen zu versammeln, gab es keine Entschuldigung, von einer Gehirnoperation einmal

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