Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
flüsternd. „Ich wollte meine Ehe retten, und ich wusste auch nicht, mit wem ich hätte reden können. Wir gingen regelmäßig aus, meist mit Simons Geschäftspartnern. Wem hätte ich mich anvertrauen sollen, wenn wir nach außen hin doch den Eindruck des schillernden Paares vermittelten, das alles hatte?“ Sie konnte Lanzo nicht ansehen. „Ich weiß, ich war dumm, aber ich hielt an meinem Traum von einer Familie fest. Irgendwie hoffte ich darauf, dass Simon mit dem Trinken aufhören würde, wenn erst ein Baby da war. Doch ich wurde nicht schwanger. Dann verlor Simon seinen Job, und von da an ging es rasant bergab. Er trank den ganzen Tag.“
„Und noch immer bist du bei ihm geblieben?“
„Ich fühlte mich schuldig, weil ich den Mann nicht lieben konnte, zu dem er geworden war. Aber als seine Ehefrau empfand ich es als meine Pflicht, ihm zu helfen. Nur … er wollte meine Hilfe nicht. Bei einem unserer vielen Streits wollte ich ihm die Whiskyflasche aus der Hand nehmen … Er ist ausgerastet und hat mich geohrfeigt. Die Flasche fiel zu Boden, ich stürzte so unglücklich, dass eine Scherbe mir Hals und Gesicht zerschnitt.“ Wieder fasste sie sich an die Narbe. „Die Wunde musste genäht werden, und jetzt habe ich eine bleibende Erinnerung an meine gescheiterte Ehe.“
„Kein Wunder, dass du bei der Szene mit den O’Connells so blass wurdest.“ Lanzo nahm sich zusammen. Sich von seiner Wut auf ihren Exmann mitreißen zu lassen, würde ihr nicht helfen. Es musste sie unendliche Überwindung gekostet haben, ihm von ihrer Ehe zu erzählen. Sie brauchte jetzt seine Unterstützung und Stärke. „Dich trifft keinerlei Schuld an dem Alkoholproblem deines Exmannes, genauso wie Miranda nicht für O’Connells Benehmen verantwortlich ist“, versicherte er überzeugt.
Er neigte den Kopf und strich mit den Lippen über ihre Narbe, eine Berührung so leicht wie Schmetterlingsflügel. Gina spürte einen seltsamen kleinen Stich in ihrem Herzen. Er ist nur nett zu dir, deute nicht mehr hinein . Sie wollte sich von ihm zurückziehen, wollte ihm sagen, dass wieder alles in Ordnung mit ihr sei und sie weiterschlafen würde. Aber das wäre gelogen. Sie bezweifelte, dass sie Schlaf finden konnte – nicht wegen des Albtraums von Simon, sondern wegen der anderen Erinnerungen, die jetzt auf sie einstürzten. Erinnerungen, wie Lanzo sie auf das weiche Gras jener Lichtung hinunterzog und sie mit exquisiter Zärtlichkeit liebte.
Sie schluckte, als er den Kopf hob und ihr in die Augen schaute. Verlangen stand in seinem Blick, doch auch Verständnis und das stumme Versprechen, dass sie bei ihm sicher war. Die Anspannung ließ von ihr ab.
Vielleicht war es dieses Wissen oder vielleicht auch die Erinnerung an die Zärtlichkeit, mit der Lanzo sie damals zum ersten Mal geliebt hatte … oder sie besaß ganz einfach nicht mehr die Kraft, ihr Verlangen nach ihm zu zügeln. Sie wusste es nicht, wusste nur, dass sie, als er den Kopf neigte, sich nach seinem Kuss sehnte. Ihr Herz klopfte wild, als er den Mund leicht auf ihren presste, sie ergab sich dem Gefühl und öffnete willig die Lippen für ihn.
Es schockierte Lanzo, als er bemerkte, dass Gina nicht die Einzige war, die zitterte. Auf diesen Moment hatte er gewartet, seit er sie in Poole wiedergesehen hatte und ihm klar geworden war, dass sie seine Gina von vor zehn Jahren war. Sein Verlangen nach ihr war stetig gewachsen, nur hatte er da noch nicht gewusst, was sie von ihrem Exmann zu ertragen gehabt hatte. In sein Verlangen mischte sich jetzt der Wunsch, ihr zu beweisen, dass er sie niemals anders als mit größtem Respekt und Achtung behandeln würde.
Er würde sie nicht drängen. Er wollte jeden Moment mit ihr auskosten, in jedem Seufzer schwelgen, der über ihre Lippen kam, jeden sinnlichen Kuss genießen.
Gina spürte seine Erregung, und sengende Hitze durchströmte sie. Seit ihrer Trennung hatte sie sich keine körperliche Beziehung zu einem Mann mehr gewünscht, doch jetzt war sie sicher, dass sie mit Lanzo schlafen wollte. Er sollte sie lieben und die dunklen Erinnerungen an ihre Ehe vertreiben. Sie wusste, sie riskierte ihr Herz dabei. Schon einmal, vor zehn Jahren, hatte er die Beziehung beendet, und in dem, was sie seither über ihn gelesen hatte, ließ sich deutlich erkennen, dass er eine Abneigung gegen feste Beziehungen hegte. Doch nichts davon änderte etwas daran, dass sie ihn begehrte.
Und da sie ihre Sehnsucht nicht in Worte fassen konnte, legte sie die
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