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Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Titel: Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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deinen Schwager mit seinem Baby beobachtet hast, und wusste genau, was du denkst. Aber ich werde auch nichts für das Kind fühlen, wenn es geboren ist. Ich kann für niemanden etwas fühlen.“
    „Woher willst du das wissen? Wie kannst du so sicher sein?“, rief Gina verzweifelt.
    „Ich weiß es.“ Er stand auf und schaltete Licht ein. Im grellen Schein wirkte sein Gesicht starr wie eine Maske. „Ich will für niemanden etwas fühlen!“
    „Aber warum?“ Sie hatte sich nie große Hoffnungen gemacht, dass er sie lieben würde. Aber ihr Kind brauchte einen Vater. Sie hielt ihn am Arm fest, als er sich abwenden wollte. „Ich weiß, es hat etwas damit zu tun, dass du deine Eltern und deine Verlobte verloren hast. Daphne hat von einem Unglück gesprochen, aber sie hat nie gesagt, was passiert ist.“ Mit flehendem Blick wollte sie ihn dazu bringen, es ihr zu erzählen. Ihr zu erklären, warum er nichts fühlen wollte. Doch nichts in seiner versteinerten Miene regte sich, und nach spannungsgeladenen Sekunden ließ sie die Hand von seinem Arm gleiten.
    „Ich muss los“, sagte er rau.
    Sie starrte ihm nach, wie er die Jacke vom Sessel nahm und zur Tür ging. Erst da wurde ihr bewusst, dass er wirklich gehen wollte.
    „Wohin willst du? Es ist Weihnachten.“ Ein Tag, der voller Hoffnung und Glück begonnen hatte und in Verzweiflung endete. „Du bekommst doch jetzt keinen Flug mehr.“
    „Mein Privatjet steht abrufbereit. Ich werde einen kurzen Zwischenstopp in Rom einlegen, bevor ich nach Kanada weiterfliege.“ Wie immer würde er die Leere in sich mit Arbeit füllen. Die Planung für ein neues Restaurant in Toronto würde ihn für eine Weile beschäftigt halten.
    Benommen folgte Gina ihm in die Halle. Seine Reisetasche stand noch genau dort, wo er sie abgestellt hatte, bevor sie zur Farm rausgefahren waren. Er nahm die Tasche und öffnete die Haustür. Ein eisiger Wind fuhr herein.
    Gina konnte nicht glauben, dass er wirklich ging. Sicher würde er noch etwas sagen? Sich zu ihr umdrehen?
    Erst als sich die Tür schon hinter ihm schloss, löste sich ihre Starre. Sie rannte ihm nach. „Lanzo!“
    Er drehte sich zu ihr um. Der leere Ausdruck in seinen Augen schockierte sie.
    „Unser Baby braucht dich“, flüsterte sie flehend. Dann schluckte sie ihren Stolz hinunter. „Ich brauche dich.“
    Langsam schüttelte er den Kopf, wie um ihre Worte abzuwehren. „Es tut mir leid, cara “, sagte er leise und stieg in seinen Wagen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Der Januar brachte Schnee. Als Gina eines Morgens die Vorhänge beiseitezog, hatte sich der Garten in ein Wintermärchen verwandelt.
    Als Lanzo am Abend anrief, erzählte sie ihm von der weißen Pracht. Seit seiner abrupten Abreise waren seine Anrufe seltener geworden. Auch verliefen die Unterhaltungen geradezu schmerzhaft höflich und steif. Die Unbeschwertheit war verschwunden, es schien, als wären sie Fremde und nicht zwei Menschen, die in ein paar Monaten Eltern werden würden. Doch Lanzo hielt an seiner Meinung fest, dass er dem gemeinsamen Kind kein Vater sein wollte. Er schickte nur regelmäßig die Schecks – um sein Gewissen zu beruhigen, wie Gina vermutete.
    Der Schnee wandelte sich in Schneematsch, die Tage waren ebenso grau und trübe wie Ginas Stimmung. Und dann wachte sie eines Morgens in einem nassen Bett auf. Verwirrt schlug sie die Bettdecke zurück … und schrie gellend nach Daphne.
    „Sie sind Miss Baileys Partner?“
    Der Arzt und Lanzo standen im Klinikgang vor dem Krankenzimmer. Am Morgen war Gina mit dem Rettungswagen eingeliefert worden.
    „Sì.“ Lanzo konnte seine Ungeduld nur mühsam zügeln. „Ich bin der Vater ihres Kindes.“ Ein Vater, der Hunderte von Meilen entfernt in Rom gewesen war, als ihn Daphnes aufgelöster Anruf erreichte: Gina sei mit schweren Blutungen ins Krankenhaus gebracht worden. Er schluckte schwer. „Und es besteht keine Gefahr mehr, dass Gina das Baby verliert?“
    „Glücklicherweise haben die Blutungen aufgehört. Aber im Ultraschall war eine Fehllage der Plazenta zu erkennen. Miss Bailey wird nicht natürlich gebären können, sondern das Baby wird per Kaiserschnitt geholt werden müssen. Solange keine weiteren Blutungen auftreten“, fuhr der Doktor fort, „und Ihre Partnerin strikte Bettruhe einhält, können wir darauf hoffen, dass die Schwangerschaft bis zur siebenunddreißigsten oder achtunddreißigsten Woche hält, bevor wir das Baby holen.“
    Lanzo legte die Hand auf die Klinke.

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