Ein Bodyguard zum Heiraten?
uns bemerkt haben? Wie sollte das denn gehen? Wir haben damals doch kaum zwei Worte miteinander gewechselt. Schon auf den ersten Blick konnten wir uns nicht ausstehen.“
„Und weißt du nicht mehr, warum?“
Angestrengt dachte sie an diesen für sie so unangenehmen Sommer zurück. „Doch … du hast mich dauernd genervt und geärgert.“
„Ich habe dich ‚gezappt‘, wie ich es nannte“, half er ihrer Erinnerung auf die Sprünge.
„Ja, richtig, jetzt fällt’s mir wieder ein. Du warst wie elektrisch aufgeladen. Und dann hast du mir immer aufgelauert, um mir einen Stromschlag zu verpassen, wenn ich am wenigsten damit rechnete.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Ungezogener Bengel!“
„Denk mal genauer darüber nach“, drängte er sie. „Könnte man das nicht als Vorstufe, als Kinderversion dessen auffassen, was wir als Erwachsene erlebt haben, als wir uns zum ersten Mal berührt haben?“
„Moment. Ich dachte, du glaubst nicht an das Inferno.“
„Tue ich auch nicht.“
„Aber …“
„Aber meine Eltern und meine Großeltern glauben fest daran, hundertprozentig.“
Empört stellte sie ihre Tasse ab. „Und wegen dieser elektrischen Schläge …“
Er nickte. „Ich glaube, sie gingen davon aus, dass wir das Inferno erlebten. Primo hat mich zur Seite genommen und mir befohlen, dich für den Rest der Ferien nicht mehr anzurühren, ja, dir nicht mal nahe zu kommen. Und da Primos Wort Gesetz ist …“ Luc zuckte mit den Schultern. „Ja, und so vergingen Jahre. Und dann, jede Wette, haben Nonna und Madam beschlossen, uns wieder zusammenzuführen – um zu sehen, ob etwas zwischen uns passiert. Deine Zerstreutheit kam ihnen als Vorwand gerade recht.“
„Na schön“, meinte Téa. „Gehen wir also mal davon aus, dass wir wegen der Sache am See vor all den Jahren in unserer jetzigen Situation sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir uns auch erwartungsgemäß verhalten müssen. Davon mal abgesehen, verstehe ich immer noch nicht, was das Inferno mit dem Autounfall und deiner Entscheidung zu tun hat, niemals zu heiraten.“
„Die Dantes glauben: Wenn ein Paar durch das Inferno zusammengefunden hat, ist es eine ewige Liebe, eine Liebe fürs Leben.“
„Ist das nicht der Grundgedanke hinter jeder Heirat?“
„So war es zwischen den Jorgens. Das habe ich sofort gespürt, obwohl ich sie ja gar nicht so gut kannte. Eine glückliche Familie, Vater, Mutter, Kind, und sie haben sich sehr geliebt. Und im nächsten Augenblick … war die Frau allein. Als ihr Mann und ihr Sohn starben, war auch ihr Leben vorbei – nur, dass sie weiterlebte, am Boden zerstört. Alles, was folgen würde, war nur noch eine Qual für sie … so sehr, dass sie ihr Leben beenden wollte.“
„Und du hast Angst, dass dir dasselbe zustößt?“
„Sonya hat ihr Leben Kurt und ihrem Sohn gewidmet. Als sie nicht mehr waren, gab es für sie nichts mehr. Nach ihrem Empfinden war auch ihr Leben vorbei.“
„Aber du bist nicht Sonya“, wandte Téa ein.
„Allerdings nicht. Weil ich nämlich nicht bereit bin, so viel von mir selbst für einen anderen Menschen hinzugeben. Ich habe es bei Rafe und seiner Frau Leigh miterlebt. Er liebte sie aus ganzem Herzen, und als sie ihn verlassen hatte, war er am Ende. Nein, ich werde keine zweite Sonya. Und kein zweiter Rafe nach dem Scheitern seiner Ehe.“ Ernst sah er sie an. „Das heißt: Ich werde nicht heiraten.“
„Du liegst falsch, Luc. Bei dir geht es gar nicht um die Ehe – du hast beschlossen, nicht zu lieben. Ist eine komische Sache mit der Liebe.“ Sie schob die leere Tasse beiseite. „Du gehst davon aus, dass du sie kontrollieren kannst.“
„Kann ich auch.“
„Da bist du im Irrtum.“ Brüsk schob sie den Stuhl zurück und stand auf. „So leid es mir für dich tut – die Liebe sucht sich ihre Kandidaten aus. Und die können nichts dagegen tun.“
Mit diesen Worten wandte sie sich um und zwang sich, von dem fortzugehen, was sie sich am meisten auf der Welt ersehnte.
8. KAPITEL
Einige Stunden später wurde der Mietwagen gebracht, und Luc unterzeichnete die erforderlichen Papiere. Als die Besitzerin der Hotelanlage sie fragte, ob sie noch länger bleiben wollten, blickte Luc fragend zu Téa hinüber. „Deine Entscheidung“, erklärte er mit ausdruckslosem Gesicht.
Téa zögerte. „Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis wir den ehemaligen Herstellungsleiter gefunden und befragt haben. Außerdem geht Connie davon aus, dass ich mindestens zwei
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