Ein Bodyguard zum Heiraten?
warum du für deine Stiefschwestern die Mutterrolle übernimmst. Warum du dich verpflichtet fühlst, das Wohl deiner Familie immer hinter deine eigenen Bedürfnisse zu stellen. Und so wird es immer weitergehen. Jedenfalls solange du nicht bereit bist, dir selbst zu vergeben.“
Ihre Augen schimmerten feucht. „Was ist mit dir? Wofür gibst du dir die Schuld?“
Luc seufzte auf. „Jetzt muss ich wohl die Wahrheit sagen, was?“
„Das erwarte ich von dir. Ich vermute mal, dass es irgendwie mit deinem kaputten Knie zusammenhängt …?“
„Stimmt. Dabei ist es passiert.“
„Es muss schlimm gewesen sein, wenn du immer noch Albträume davon hast.“
Er hielt sie ganz fest. „Schlimm ist gar kein Ausdruck.“
„Wenn du lieber nicht darüber sprechen möchtest …“
„Du hast über dein Problem geredet. Dann muss ich es jetzt auch tun.“ Er sammelte sich kurz, dann fuhr er fort: „Nach meiner Militärzeit habe ich meine eigene Sicherheitsfirma aufgemacht. Wir hatten uns auf Personenschutz spezialisiert.“
„Sicher ein gefährlicher Job.“
„Nein, ein langweiliger“, korrigierte er sie, „aber ganz selten auch mal furchtbar.“
„Verstehe. Und das war eins der furchtbaren Erlebnisse.“
„Es war das furchtbare Erlebnis.“
„Was ist denn passiert?“
„Eines Tages wollte ein Ehepaar unsere Dienste in Anspruch nehmen. Sonya und Kurt Jorgen.“ Er schluckte. „Sie hatten ein Kind, ungefähr fünf Jahre alt. Kurt wollte meine Hilfe, damit sie eine Zeit lang untertauchen konnten. Ich habe gleich gemerkt, dass da irgendwas nicht stimmte. Natürlich habe ich nachgebohrt, aber er wiegelte alles ab. Er meinte nur, sie wären dabei, ihr Leben neu zu ordnen, und wollten eine Weile weit weg von allem sein.“
Sie musste Luc recht geben. Da stimmte eindeutig etwas nicht.
„Und wie hat Kurt erklärt, dass er dafür einen Leibwächter brauchte?“
„Er sagte, er hätte eine Menge Geld. Wenn er eine Zeit lang verschwände, würde ihn das angreifbar machen. Den Schutz würde er nur benötigen, bis sie sich irgendwo niedergelassen hatten. Ich sollte ihm zeigen, wie man für ein paar Monate untertaucht.“
„Aber das stimmte so nicht …?“
„Nein, natürlich nicht. Wie ich erst später erfuhr, hatte er auf der Arbeit etwas gesehen, das er nicht sehen durfte. Kriminelle Machenschaften. Aber das verschwieg er mir. Als ich mit der Familie im Auto saß – wir waren gerade dabei, in die Stadt zu fahren, in der sie ihr neues Leben beginnen wollten –, holten uns die Helfershelfer von Kurts Arbeitgeber ein und drängten uns mit ihrem Wagen von der Straße. Na ja … und leider habe ich damals nicht geschafft, was mir gestern gelungen ist.“
„Ein mutwillig herbeigeführter Unfall“, flüsterte sie betroffen.
„Ganz genau. Der Ehemann war sofort tot.“ Wieder musste Luc schlucken. „Das Kind auch. Sonya war schwer verletzt. Die Dunkelmänner waren bei dem Unfall ebenfalls verunglückt und stellten deshalb keine Bedrohung mehr dar, aber die waren mir in diesem Moment sowieso völlig egal. Ich wollte nur Sonyas Leben retten.“
„Aber … sie ist dann auch gestorben …?“
„Nein, ich konnte sie retten.“ Er hielt einen Moment inne, bevor er weiterredete. „Das Furchtbare ist – sie wollte gar nicht gerettet werden, weil sie instinktiv spürte, dass ihr Mann und ihr Sohn nicht überlebt hatten. Sie flehte mich an, sie sterben zu lassen, damit sie bei ihnen sein könnte.“
Erschüttert hielt Téa ihn an sich gedrückt. „Oh, Luc.“
Sie spürte, dass ihre Berührung ihm guttat, aber auch, dass er immer noch nicht bereit war, sich ihr hundertprozentig zu öffnen. „Ich habe die Frau dann am nächsten Tag im Krankenhaus besucht. Sie wurde so hysterisch, dass die Ärzte ihr eine Beruhigungsspritze geben mussten. Völlig außer sich schrie sie mich an, dass sie mich hassen würde und ich sie hätte sterben lassen müssen.“
„Oh, das tut mir so leid. Sie war vor Kummer nicht bei Sinnen.“ Forschend blickte Téa ihn an. „Das ist dir doch klar, oder?“
„Natürlich. Genauso, wie es mir klar ist, dass es nicht meine Schuld war, dass sie ein Vierteljahr später einen Selbstmordversuch unternahm.“ Er klang jetzt noch verbitterter. „Man konnte sie aber noch retten.“
„Und wie ging es mit ihr weiter?“
„Ich weiß es nicht.“ Berührt schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich habe Angst, mich danach zu erkundigen.“
„Du glaubst … dass sie tot ist, nicht
Weitere Kostenlose Bücher