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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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schwitzen.
    Mit bebenden Händen, langte sie in den Rucksack, um die Urne vorsichtig herauszuheben, als der Dorfsheriff den Teddybär ganz plötzlich zurückpfiff.
    Er sagte etwas, das sich übersetzt anhörte wie „lass die Braut, die ist vermutlich harmlos, wir haben ein paar Kilo Kokain am Haken, die Jungs brauchen Verstärkung!“
    Augenblicklich reichte er Yuna die Papiere aus dem Fenster und sie hatte kaum genügend Zeit ihre Habseligkeiten von der Motorhaube zu klauben, als er auch schon mit vollem Sound und stinkendem Auspuff davonraste.
    Sie legte den Rucksack in die Gepäckbox zurück und schickte dabei ein Stoßgebet zu ihrem Großvater ins Jenseits. Für sie stand glasklar fest, dass er von dort aus eingegriffen hatte. Allerdings fragte sie sich erleichtert schmunzelnd, wo er wohl so schnell so viel Koks her hatte?

    Nach dem Schreck brauchte sie erst einmal eine kleine Verschnaufpause und ehrlich gesagt, hatte sie auch etwas Hunger. Egal ob sie damit den Pölsterchen Zucker gab, sie brauchte etwas in der Art einer Currywurst zwischen den Zähnen. Bei diesem Wunsch hatte sie allerdings vergessen, dass sie sich in Frankreich befand, wo auch der gemeine Franzose und Trucker in einer Raststätte ein Gourmetmenü erwartete.
    In dem nächsten Selbstbedienungsrestaurant, das die Autobahn dramatisch überspannte, fand sich also ein reiches Angebot an Zungenschmeichlern: feine Blattsalate mit dreierlei Dressing, jetzt allerdings schon etwas zusammengefallen, diverse Charcuterie, wie Kutteln in Aspik, sowie geräucherte Bressepourladen und zu Tode gegrilltes Entrecote von Freiland Rindern, sowie ein Traditionsessen aus der Region, der Coq au vin, in Rotwein geschmortes Hähnchen. Zum Schlemmen beim Dessert luden Mille Feuilles ein, allerdings ebenso zusammengefallen, wie die Blattsalate. Je später der Abend, desto matschiger das Buffet. Aber immer noch sehr reichhaltig. Trotz der fortgeschrittenen Stunde.
    Yuna entschied sich für ein regionalen Produkt…Soupe de pommes de terre mit saucisses und einem trockenen Baguettebrötchen, das im Mund krachte und Yuna um ihre Zähne fürchten ließ.
    Die Kassiererin, war im Slowmotion-Modus und vertippte sich so oft, dass sie ihr am Ende einen Betrag in die Hand drückte, den sie sich selber überschlagmäßig ausgerechnet hatte. „Der Rest ist für sie“, sagte sie locker und hoffte in deren Interesse, dass auch wirklich einer blieb. So gut im Rechnen war sie um diese Zeit auch nicht mehr.
    Nach einem halben Liter Cola, der heißen Suppe, die nicht mal übel schmeckte, und dem zahnbrechenden Baguette im Magen, fühlte sie sich stark genug, ihre Fahrt fortzusetzen. Noch ein petit café, dessen Bitterkeit ihr sämtliche Geschmackspapillen lahm legte, aber die Lebensgeister erstaunlich erfrischte.
    Aufgeputscht trat sie hinaus in die herbe Nachtluft.
    Es hatte aufgehört zu regnen und als sie tief durchatmete, stieg ihre Zuversicht ins schier Unermessliche! Sämtliche good Vibrations boosteten, so als wäre Nena auf einer geflügelten Gitarre vorbei gedüst und hätte einen ihrer Wellnesssongs für Seeleninvaliden dabei zur Erde und geradewegs in ihre Ohren tropfen lassen. Jedenfalls war die Wirkung so und ganz unmöglich nur dem Essen zuzuschreiben. Obwohl man nie wusste: Gott war in Frankreich überall und sicher auch gelegentlich in der Verkleidung eines Gourmetkochs unterwegs. Dann allerdings wohl nicht gerade in einer Autobahnraststätte. Dennoch…
    Yuna stülpte sich den Helm zufriedener auf, drehte den Zündschlüssel lässiger als noch zuvor und ließ mit Vergnügen, den Motor aufheulen. „Wir machen das, Opa“, sagte sie dabei recht entspannt. „Du und ich, was ganz Tolles! Habe ich dir doch versprochen. Auf geht´s!“

    Sie war fast Dreißig, von ihrem Freund, der sich ins Jenseits verabschiedet hatte, schon vor seinem Tod schnöde verlassen, mit einem Job, der zwar leidlich interessant war, sie aber genauso wenig befriedigte wie das Single-Dasein. Sie hatte also eigentlich nichts, worauf sie stolz sein konnte und nicht den geringsten Grund in nenamäßige Zufriedenheit mit ihrem Dasein abzudriften. Ganz sicher war vieles in ihrem Leben gut, vieles aber auch nicht.
    Zum Beispiel, dass es niemanden gab, der sie wirklich vermisste, wenn sie einfach mal für ein paar Tage in die Bretagne verschwand.
    Nein, das stimmte nicht ganz. Natürlich gab es da noch ihre Familie. Ihr Bruder würde zwar nicht sie vermissen, aber umso schmerzlicher das von seinem

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