Ein cooler Typ aus der Hölle
lauschend den Kopf.
Draußen näherte sich aus
Richtung Eichbrunner Allee dumpfes Motorbrummen, getragen von wuchtigen
Winterreifen, die den Frühschnee zermahlten. Ein Bus rollte heran.
„Heh!“ Tim hechtete zum
Garagentor. Das könnte der 37er sein.“
Er schob das Tor hoch.
Draußen fuhr ein Bus vorbei:
der 37er der Städtischen Verkehrsbetriebe, nahezu leer, erleuchtet, mäßig
plakatiert mit Werbung für Mobilfunk-Erzeugnisse, das Kaufhaus Superklotz und
unverzichtbare Lebensversicherungen im neuen Jahrtausend.
An der Ecke vorn war eine
Haltestelle. Tim sprintete. Vermutlich würde der Bus nur halten, wenn dort
jemand stand.
Tim rannte wie um sein Leben,
überholte das Fahrzeug, konnte aber den Vorsprung nicht halten. Sie kamen
gleichzeitig an.
Der Bus stoppte. Niemand stieg
aus. Tim, nur für Sekunden unter Keuchatem, nahm die vordere Tür und sprang die
Stufen hinauf.
Der Fahrer hielt seinen
Kartoffelbauch mit beiden Händen und sah aus, als säße er jetzt lieber zu Hause
vor der Glotze.
Tim holte Kleingeld hervor, „’n
Abend. Eigentlich will ich nicht mitfahren. Ich brauche nur eine Auskunft.
„Nämlich?“ Der Mann war müde
und verdrießlich, aber nicht unfreundlich.
Tim lächelte, als hätte er
endlich den Weihnachtsmann gefunden. „Es geht um ein Mädchen. So groß“, er
zeigte es mit flacher Hand, „15 Jahre, blond, sehr zart. Sie ist vorhin
zugestiegen in der Birnbacher Straße.“
„Der Fahrer nickte. „Entsinne
mich. Die war total außer Atem.“
Das passt, dachte Tim, weil
panische Flucht kein Schritttempo zulässt.
„Wissen Sie noch, wo sie
ausgestiegen ist?“
„Deine Freundin, ja?“
„Die Freundin meines Freundes.“
„Ich glaube, das war Limmwick
Straße, Ecke Feilner Weg.“
„Vielen herzlichen Dank! Und
hier“, Tim gab ihm sein Münzgeld, etwa 3,50 DM, „für das Bier nach Feierabend.“
„Danke, junger Mann. Das ist
aber nicht nötig.“
Doch Tim war schon draußen und
rannte zurück.
Die andern standen mit Luna vor
der Garage, die jetzt dunkel war. Volker hielt Tims Bike mit der aufgesattelten
Kiste.
„Katja ist raus Limmwick
Straße, Ecke Feilner Weg. Was will sie dort, Volker? Wohnt dort eine Freundin
von ihr?“ Der Junge überlegte. „Nein. Mir fällt keine ein.“
„Dort ist eine Telefonzelle“,
sagte Karl. „Ob’s ihr darum ging? Vielleicht will sie dich noch mal anrufen,
Volker. Denn jetzt braucht sie echt Hilfe. Und das hat was mit den beiden
Männern zu tun. Mit Schuhgröße 46 und mit Nilpferdgewicht.“
Tim überprüfte die Kiste. Sie
sah wieder aus wie vorher, zugenagelt und unversehrt.
„Saubere Arbeit“, meinte Tim.
„Wie habt ihr die Nägel reingeschlagen?“
„Mit Klößchens wasserdichtem
Allwetter-Schuh“, erwiderte Gaby lachend. „Ist der einzige mit klobigem Absatz.
Wir sind ja alle mit Leichtlaufsohle bestiefelt. Klößchen hat den linken zur
Verfügung gestellt, weil der angeblich weniger muffelt als der rechte. Es war
trotzdem schlimm.“ Klößchen schickte einen Blick zum Nachthimmel. „Das muss ich
mir nun sagen lassen — trotz frischer Socken und sauber gewaschener Füße. Der
Absatz ist schief, weil ihr meinen Schuh als Hammer missbraucht habt. Ich werde
hinken müssen, aber Gabriele Glockner lästert über mich.“
„Ist ja gut, Willi.“ Gaby
klopfte ihm auf die Schulter. „Ohne deinen Schuh hätte Tim die Nägel mit der
Faust reinkloppen müssen. Und das macht er erst ab 20 Zuschauern.“
Tim sah Volker an. „Ist Katja
auch so frech, wenn sie mal keine Angst hat?“
„Sie würde. Aber ich lasse es
nicht zu. Du musst bei Gaby die Zügel etwas anziehen.“
„He!heh!“, meinte Gaby. „Höre
ich da Macho-Töne?“ Tim legte den Arm um seine Freundin. „Würde ich mir bei dir
nie trauen, Pfote. So, Amigos! Was machen wir jetzt? Ich meine, Katja geht vor.
Wir sohlen also zur Limmwick Straße. Die Kiste kann warten.
„Willst du sie ständig
herumbuckeln?“, fragte Karl. „Weißt du ‘ne andere Lösung?“
„Wir könnten uns teilen. Drei
suchen nach Katja, zwei gehen zu Wienerfeld und... Aber darüber haben wir ja
noch gar nicht entschieden. Oder bleibt es dabei?“
Während sie losschoben wie
gehabt, sagte Gaby: „Unseren tollen Hinweis auf Vandalo müssten wir eigentlich
im Präsidium abliefern. Aber mein Papi hat Grippe und sein Stellvertreter
Kommissar Blechschmidt...“
„...genießt nicht unser Vertrauen“,
fiel ihr Tim ins Wort. „Das heißt, wir machen erst mal weiter auf
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