Ein cooler Typ aus der Hölle
Korber.
„Jedenfalls isst er zu Hause.
Unsereins wird eines Tages an den Folgen von Fast Food verrecken.“
„Was hast du gegen die Pizza an
der Ecke? Schmeckt gut und ist preiswert.“
„Ich wünschte“, murmelte
Holmes, „ich hätte jetzt eine. Glühend heiß! Ich würde die Schuhe ausziehen und
mich drauf stellen.“
„Warum nicht?! Es gibt ja auch
Käse-Pizza mit fünferlei Sorten.“
Sie schlichen weiter, folgten
einem Kellergang bis zur Treppe. Die führte hinauf ins Parterre.
Holzstufen. Jede dritte
knarzte. Die beiden stiegen sehr langsam hinauf. Körber begann zu schwitzen —
nicht aus Angst, sondern vor Anspannung. Er wusste: Martin Mcfish war damals in
der irischen Untergrundbewegung ein Profi gewesen. Zwar keiner der schießt oder
Bomben wirft in vorderster Linie, aber ein Profi. Der besaß garantiert eine
Waffe. Vielleicht lauerte er bereits in der Diele.
Sie verharrten vor der
Kellertür.
Körber stieß gegen den
Rucksack, den sein Komplize geschultert hatte.
Sie hatten alles mit, was sie
für ihren Auftrag brauchten: Narkosemittel, Verbandsmaterial zum Abbinden der
Wunde, Knochensäge. Martin Mcfish würde seine rechte Hand vermissen, wenn er
aus der Narkose erwachte, aber umbringen wollten sie ihn nicht. Sogar eine
Packung mit starken Schmerztabletten würden sie zurücklassen.
Holmes schaltete seine Lampe
aus und legte die Hand auf die Türklinke.
In diesem Moment schrillte das
Telefon.
„Es klang sehr nah. Offenbar stand
der Apparat im Erdgeschoss.
„Nützt gar nichts“, wisperte
Körber. „Der Kerl pennt wie ‘ne Ratze, hat vorhin nicht abgehoben und wird auch
jetzt nicht
Er stockte. Oben im Haus ging
eine Tür. Tappende Schritte, die zu Polterschritten wurden. Mcfish kam die
Treppe herab.
„Verdammt!“ Körber hatte Mühe,
leise zu bleiben. „Wieso wird er jetzt wach? Wieso...?“
„Vielleicht saß er vorhin in
der Badewanne.“
Das Telefon klingelte
unentwegt.
Jetzt wurde abgenommen.
„Ja?“, fragte Martin. Seine
Stimme klang benommen. Dann: „Hallo, Katja! Ja, ich bin schon eine Weile zu
Hause, aber noch nicht lange. Habe noch Musik gehört. Mit Kopfhörer. Da kriegt
man zum Glück nicht mehr mit, was sonst so um einen herum geschieht. Dazu einen
kleinen Drink — und man ist eingestimmt für die Nacht. Ich war gerade am
Einschlafen. Du! Von wo rufst du an? Katja! Ich weiß nämlich, dass du hier
warst. In meinem Schuppen. Stimmt’s? Wie? Nein! Deine Handtasche habe ich nicht
gefunden. Aber Volker war hier mit vier Freunden — mit Tim, Gaby Karl und
Klößchen. Und sie hatten Luna mit. Als Fährtenhund, weil sie dich suchen. Das
brave Tier hat alle bis zu meinem Schuppen geführt. Leider warst du schon weg.
Du bist getürmt wegen der beiden Männer, nicht wahr? Ja, die Kids haben Spuren
im Schnee gefunden und alles gedeutet. Was waren denn das für Typen? Penner?
Ich habe keine Ahnung.“ Martin lauschte.
Körber begann leise mit den
Zähnen zu knirschen.
Holmes spürte, wie sich seine
Nackenhaare aufrichteten.
Zur Hölle mit der Göre! Also
hatte sie tatsächlich gelauscht. Und jetzt warnte sie Mcfish, den sie offenbar
kannte.
Dessen Stimme klang nun sehr
ernüchtert — trotz des kleinen Drinks.
„Du bist sicher, Katja, dass du
das richtig verstanden hast: sie wollen mir die rechte Hand abhacken. Der eine
heißt Edward, der andere Jürgen. Wie? Gut! Aber gesehen hast du sie nicht.
Okay, aber du würdest ihre Stimmen erkennen. Wie? Den einen hast du an der
Telefonzelle getroffen. Und musstest ihm über den Kopf streichen für eine
wertlose Telefonkarte. Beschreib den Kerl mal!“
Martin lauschte.
Holmes stieß Körber im Dunkeln
an, zweimal. Was wohl hieß: du Idiot!
Dem brach jetzt tatsächlich
kalter Schweiß aus. Hölle und Verdammnis! Das also war sie gewesen. In die Arme
war sie ihm gelaufen, die gefährliche Zeugin. Aber er hatte nichts gemerkt.
Hingegen sie ihn an der Stimme erkannte.
„Verstehe.“ Martin hüstelte.
„Weiß zwar nicht, warum die mich verstümmeln wollen, aber... äh... in meiner
alten Heimat habe ich sicherlich Feinde. Da gibt es einige — also, denen bin
ich auf die Füße getreten. Ja, natürlich verständige ich die Polizei. Aber
jetzt geht’s um dich, Katja. Du hast Zoff mit deinen Eltern und bist abgehauen,
nicht wahr? Aber so läuft das nicht. Das ist keine Lösung, Katja. Die Kids
suchen noch immer nach dir — und die geben nicht auf. Das Beste ist, du gehst
nach Hause. Okay?“
Doch das Mädchen schien
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