Ein cooler Typ aus der Hölle
eingefallen.“
„Ja, und?“
Mcfish beugte sich etwas aus
dem Fenster und wirkte wie einer, der sich unnötig sorgt.
„Haben Sie die Kiste schon
abgeliefert?“, fragte Dowara.
„Nee. Ich nicht. Ich sagte
doch, dass es erst morgen geht. Aber...“
„Mann! Ich habe Ihnen ‘nen
Hunderter gegeben für den läppischen Weg.“
„Ist ja gut. Die Kiste ist
schon bei Wienerfeld. Äh... Freunde von mir haben das besorgt.“
„Freunde?“
„Absolut zuverlässig. Und Sie?
Sagten Sie nicht, Sie fahren nach Mailand.“
„Bin schon auf dem Weg dorthin.
Aber ich war mir nicht sicher, ob ich Ihnen gesagt habe, dass der Inhalt
zerbrechlich ist. Die Kiste darf nicht geworfen werden.“
„Ist nicht zu befürchten,
Herr...“
Martin erwartete, dass der
Mann, den er für den Hausmeister vom Ludwig-Gymnasium hielt — wegen Tims
tricksiger Behauptung, nun seinen Namen nennen würde.
Aber Dowara überhörte das laut
gedachte Fragezeichen und sagte stattdessen: „Also, dann nochmal meinen Dank!
Und Gute Nacht!“
Er wandte sich um und ging zu
seinem Wagen zurück. Im Obergeschoss wurde das Fenster geschlossen.
Na, gut!, dachte Dowara. Wenn
die Zustellung erledigt ist, kann mir alles andere egal sein. Mcshark soll
ausbaden, was er sich damals angerührt hat. Vergeltung für Verrat. So
funktioniert das nun mal — und nicht nur im Untergrund.
*
Hinter der Kellertür roch die
Luft sauer. Körber schwitzte. Holmes hatte Eisfüße und wusste, dass der nächste
Blasenkatarr unvermeidlich war. Elender Mist! Der Gedanke an Schmerzen,
Wärmflasche und blöden Gesundheitstee war nicht dazu angetan, Holmes’ Stimmung
zu heben.
Immerhin hatte er die Tür einen
winzigen Spaltbreit geöffnet. Der knappe Zentimeter genügte, um in die
gemütliche Diele zu äugen. Alte Möbel standen herum. Hinter einem
gartenseitigen Fenster mit ältlichen Butzenscheiben waberte die Nacht.
Eine Treppe ins Obergeschoss.
Dort hörten sie Mcfish reden. Sie verstanden jedes Wort. Der andere stand vor der
Haustür. Dowara war nochmal zurückgekommen aus einem — wie es Holmes und Körber
schien — nichtigen Anlass. Sie konnten nicht ahnen, dass — in Wahrheit — sie
dieser Anlass waren.
Immerhin war jetzt alles
beredet und der gefährliche Typ zog ab. Sie hörten, wie er den Wagen startete
und wegfuhr.
„Unsere Zeit wird knapp“,
flüsterte Körber.
„Das Mädchen müsste schon hier
sein.“
„Warten wir noch?“
„Wir schnappen ihn uns, wenn
die Möglichkeit da ist. Gleich voll auf die Rübe, damit er nichts mitkriegt.
Wenn dann das Mädchen kommt, gehe ich an die Tür. Mich kennt sie nicht. Bin ein
Freund. Unser Betäubungsmittel reicht auch für die.“
Beide hielten Totschläger in
der Hand: kurze Bleirohre, dick mit Leder überzogen. Um Mcfish nicht auch noch
am Schädel zu verletzen, waren die Hiebwaffen zusätzlich mit dämpfendem
Isolierband umwickelt. Freilich — nur hinterrücks und mit Tücke würden diese
Werkzeuge nützlich sein, wie sich jetzt erwies“ als Mcfish die Treppe
herunterkam. Er war überlegen bewaffnet, hielt nämlich eine Kalaschnikow in den
Händen — ein maschinenpistolen-artiges Schnellfeuergewehr, benannt nach seinem
russischen Erfinder.
Zig Millionen Exemplare dieses
bewährten Mordwerkzeugs sind verteilt über die Welt. Terroristen,
Söldnertruppen, Untergrund-Armeen und Aufständische, auch reguläre Truppen —
sind bewaffnet damit. Denn die Kalaschnikow funktioniert auch nach einem Bad im
Schlamm und ihre Feuerkraft ist mörderisch.
Holmes blieb der Atem weg.
Körber hatte sich gebückt, spähte in Bauchhöhe durch den Türspalt und spürte
Gänsehaut auf dem feisten Buckel.
Mcfish blieb einen Moment in
der Eingangsdiele stehen, starrte gedankenverloren an die Wand und hielt die
Kalaschnikow so schussbereit, als hätte er sein Ziel bereits entdeckt. Auf die
Kellertür achtete er nicht. Stattdessen ging er zum Hauseingang, lehnte sich
neben der Tür an die Wand und begann zu warten.
Der wartet auf uns, dachte
Holmes. Und natürlich auch auf das Mädchen. Verdammt! Was jetzt? Wir können
nicht mal zurück, denn die verdammten Stufen knarren wie ein altes Spukschloss.
Da fühlt man sich ja als säße man selbst in der Falle, lächerlich! Wir sind die
Jäger, wir! Mcfish ist das Wild!
*
Eine Millionenstadt!, dachte
Bruno Wienerfeld, der Besitzer der klassizistischen Villa Josefine. Unterwelt
gibt’s hier wie überall. Aber ohne Beziehungen läuft nichts.
In der Tat! Er
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