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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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alten Familienbesitz weggegeben hat – insbesondere den Schals trauere ich hinterher. Aber glücklicherweise sind diese Webstühle hier erhalten geblieben«, stellt René fest und streicht über den Webstuhl. »Natürlich webe ich damit nicht die traditionellen bunten Stoffe, die als ›Norwich Stuffs‹ bekannt sind. Ich beschäftige mich mit aktuellen Trends«, fährt sie stolz fort. »Als direkte Nachfahrin der Weber oder Fremden aus den Burgundischen Niederlanden beziehungsweise den Siebzehn Provinzen.«
    »Stammt daher auch der Name René?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber mein Mädchenname ist Delf. Wir nehmen an, dass Delf die verenglischte Form der niederländischen Stadt Delft ist.«
    »Aus der das blau-weiße Porzellan stammt?«
    »Ganz genau. In meinen Adern fließt das Blut von Webern und Töpfern. Manchmal bedauere ich, dass ich meinen Mädchennamen nach der Hochzeit nicht beibehalten habe, wie die jüngeren Leute es heutzutage tun.«
    »Sie könnten den Namen doch als Ihren Künstlernamen benutzen!«, schlage ich vor.
    »Dafür bin ich zu alt.«
    »Womit weben Sie?« Ich berühre die feste, halbtransparente Oberfläche der Schnüre.
    »Das ist meine geheime Zutat – Angelschnur. Gefällt es Ihnen? Das hier ist eine Auftragsarbeit für eine Galerie in Edinburgh, aber im Augenblick befürchte ich, niemals damit fertig zu werden.«
    »Ich finde es toll. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, mit noch mehr Angelschnur ein Muster darauf zu nähen oder zu sticken?«
    »Na ja, ich bin eher eine Weberin. Der Nähkurs ist ein willkommener Tapetenwechsel, um mal unter Leute zu kommen. Aber vielleicht sollte ich tatsächlich einmal versuchen, auf diese Art und Weise eine Oberfläche zu kreieren«, erwidert sie mit einem Zwinkern. »Aber Sie, junge Dame, könnten versuchen, mit Angelschnur zu arbeiten. Hier, nehmen Sie eine Garnspule.« René reicht mir etwas, das wie eine industrielle Drahtspule aussieht. »Ich habe einen ordentlichen Deal ausgehandelt mit einem Angelausrüster in Great Yarmouth«, lacht sie.
    »O je, jetzt muss ich aufpassen, dass Kurt mich nicht sieht. Er hat diesen Fimmel, dass Einbrecher Angelruten brauchen, um Schlüssel und so weiter durch den Briefschlitz zu ziehen.«
    »Da hat aber jemand eindeutig zu viel Zeit. Müßiggang ist aller Laster Anfang«, schüttelt René den Kopf. »Aber jetzt kommen Sie, lassen Sie uns nach oben gehen.«
    Oben fällt mein Blick auf ein Einzelbett, das mit einer wunderschönen Patchworkdecke bedeckt ist.
    »Das Atelier ist mein Unterschlupf. Manchmal webe ich die ganze Nacht lang.«
    »René, ich muss jetzt leider gehen. Aber der Besuch hier war sehr inspirierend«, gestehe ich. »Ich würde am liebsten nach Hause laufen und gleich loslegen …«, erkläre ich und wedele mit der Angelschnur.
    »Natürlich. Ich verstehe Sie voll und ganz .«
    Ich gehe in den grauen, feuchten Nebel hinaus, von dem Reedby so oft umgeben ist. Wieder zuhause koche ich mir einen Kaffee, schalte das Radio ein und beginne mit Hatties Knäuelperlen. Dazu zerschneide ich einen alten rosafarbenen Chiffonschal sowie die übriggebliebenen Teile meines Cocktailkleides aus den Sechzigerjahren, das ich nie wieder werde tragen können.
    Da klingelt es plötzlich an der Tür. Nein, nein, warum ausgerechnet jetzt? Geh weg!, denke ich. In Momenten wie diesen wünschte ich, ich hätte einen kleinen Türspion wie in Ealing. Als ich jedoch durch das Fenster spähe, entdecke ich einen grauhaarigen, struppigen Hinterkopf, der Heather Weatherall gehört. Bevor Heather sich noch einmal zur Tür umdreht, ducke ich mich schnell. Ich glaube nicht, dass sie mich gesehen hat. So hocke ich nun unter dem Fenster und gehe zwischen den Vorhängen in Deckung. Mein Samtrock in den Farben Schwarz und Mitternachtsblau passt hervorragend zu den blauen Übergardinen.
    Ich komme mir wie die Kinder vor, die Verstecken spielen. Was sie jetzt wohl gerade tut? Wahrscheinlich hat sie einen freien Platz für Prada in ihrer Hundeschule. Wenn ich sie jetzt hereinbitte, werde ich niemals mit meinen Näharbeiten fertig. Darum bleibe ich erst einmal, wo ich bin – versteckt zwischen den Vorhängen im Wohnzimmer. Ich schnuppere und stelle fest, dass sich an den Rändern der Vorhänge Schimmel gebildet hat. Nicht zu fassen! Ich habe sie aus einem Bettbezug aus den Fünfzigerjahren genäht, und sie passen geradezu perfekt zu meinen weißgrünen Wänden.
    Ich bin eine schlechte Hausfrau. Vielleicht sollte ich wie Heather

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