Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Blasenentzündungen ein. Das muss an der ganzen Feuchtigkeit hier im River Cottage liegen.«
Bis ich nach Reedby gezogen bin, habe ich noch nie so viele Leute über feuchte Wohnräume und Blasenprobleme reden hören!
»Weißwein – Weißwein wäre toll«, erwidere ich und empfinde so etwas wie einen Hauch von Neid angesichts Charlottes – oder vielmehr Lady Bracknells – Offenheit. Sie scheint sich überhaupt nicht daran zu stören, was andere Leute von ihr denken könnten. Mich wird man niemals dabei erwischen, wie ich mit Partygästen, die ich zuvor noch nie gesehen habe, über Blasenentzündungen diskutiere – zumindest nicht, solange ich nüchtern bin!
Wir fangen an zu lesen. Phyllis vom Dorfladen gibt eine sehr seltsame Miss Prism. Mir gegenüber verhält sie sich immer noch äußerst kühl. Seitdem Lilly ihr (ohne mein Wissen) über meine Verbindungen zu diesen ausbeuterischen Unternehmen und von dem Fernsehbericht erzählt hat, erkundigt sie sich nicht mehr nach den Mädchen, wenn ich bei ihr einkaufen gehe. Wie gern würde ich ihr erklären, dass ich kaum irgendwelche meiner Entwürfe verkaufe und dass es ein wirklich unglücklicher Zufall war, dass ein paar meiner verkauften Designs in den Fernen Osten gelangt sind, um dort in Produktion zu gehen. Doch stattdessen sitze ich aufrecht in meinem Sessel und lausche aufmerksam, wie sie mich, Cecily, in ihrem breiten Norfolkakzent anspricht und dabei keinesfalls wie eine – meine – Gouvernante klingt. Ich beginne, nervös meine Zeilen vorzulesen.
»Ich kann Deutsch nicht ausstehn …«
»Lauter, ich verstehe Sie nicht!«, ruft mir Charlotte mit der Stimme von Lady Bracknell zu. Allmählich denke ich, dass Lady Bracknell und Charlottes Oberschichtgehabe durchaus austauschbar sind.
»Es ist keine schicke Sprache. Ich weiß genau, dass ich nach meiner Deutschstunde immer ganz bieder aussehe«, lese ich laut vor. Einen Augenblick überlege ich ernsthaft, ob das hier ein abgekartetes Spiel ist. All das Gerede über die deutsche Sprache erinnert mich an Hannelore, obwohl sie mir das Nähen und nicht etwa Deutsch beibringt. Geht der Witz auf meine Kosten? Falls ja, so lacht zumindest niemand. Vielleicht ist es reiner Zufall, dass ich die Rolle der Cecily zugewiesen bekommen habe. Genau wie der Zufall, dass Chris Taylor hier in Reedby aufgetaucht ist.
Als wir beim dritten Akt angekommen sind, lachen wir alle und nuscheln. Ich habe alle Hemmungen verloren und lese laut vor, doch Liz ist die geborene Schauspielerin. Selbst dann, wenn sie in die Rolle eines Mannes schlüpft.
»Sind als Mitglieder des Buchclubs eigentlich nur Frauen erlaubt?«, wage ich diesen Vorstoß, Chris im Hinterkopf.
»Natürlich«, erwidert Charlotte entsetzt.
»Hört! Hört!«, ruft Hattie.
»Meine Damen, ich finde, wir sollten darüber nachdenken, ob der Buchclub nicht einen Ausflug ins Fach der Laienschauspieler unternehmen könnte. The Reedby Players , das wäre doch ein toller Name!«, stellt Charlotte in den Raum. Liz ist die Einzige, die nicht allzu begeistert aussieht.
»Laura, nicht alle unsere Treffen verlaufen wie dieses«, flüstert sie mir zu. »Du kommst doch noch einmal, oder? Und wenn wir uns bei dir treffen, könnte das Ganze in der Jurte stattfinden.«
»Na klar«, erwidere ich laut. Mittlerweile habe ich die Kontrolle über meine Lautstärke verloren. Dabei habe ich doch gar nicht so viel getrunken, glaube ich zumindest. Der Wein sollte nur dazu dienen, meine Nerven zu beruhigen.
»Prima«, schließt Charlotte. »Ein Mitglied hätten die Reedby Players also schon.«
»Wie bitte?« Ich fühle mich wie ein ungezogenes Schulkind.
»Laura, Sie könnten auch die Kostüme nähen, wenn Sie nicht schauspielern wollen«, erklärt Charlotte. Habe ich etwa so schlecht gelesen?
»Laura, haben Sie die Kette schon fertig?«, fragt mich Hattie, die ich insgeheim mit einer englischen Rose vergleiche. Heute Abend trägt sie sogar ein Kleid, das mit roten Rosen gemustert ist, ihrer rundlichen Figur schmeichelt und einen angenehmen Kontrast zu ihrem rotblonden Haar bildet.
»Ja. Jedenfalls das meiste«, erwidere ich und versuche über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass ich noch nicht fertig bin. »Ich war mir aber nicht sicher, ob Sie die Perlen auf Angelschnur oder einer Stoffschnur aufgereiht haben wollen. Außerdem habe ich begonnen, kleine Botschaften wie Worte und Sinnsprüche auf meine Werke zu sticken.«
»Wow! Das ist eine tolle Idee! Ihre Arbeiten sind echte,
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