Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Weatherall Mrs Lasky einstellen, die dann an meiner Stelle eine propere Hausfrau sein könnte. Vielleicht wäscht sie ja auch Vorhänge? Versuchen eigentlich auch andere Frauen, Zeit zu sparen, indem sie sich zwischen schimmeligen Vorhängen verstecken?
Draußen wird an die Haustür gehämmert. Prada bellt, und ich sehe, dass Heather durchs Wohnzimmerfenster späht.
»Laura! Laura!«, schreit sie. »Geht es Ihnen gut? Können Sie mich hören? Hören Sie, ich werde jetzt den Notarzt rufen. Bewegen Sie sich nicht!«
Was soll ich bloß tun? Ich werde wohl oder übel aufstehen müssen!
Schließlich gehe ich zur Tür. »Ich muss einen kurzen Augenblick lang ohnmächtig gewesen sein«, lüge ich. »Ich habe immer mit niedrigem Blutdruck zu kämpfen.« Wobei ich recht überzeugend klinge, wie ich finde.
Heather beäugt mich misstrauisch. Eine Hundetrainerin lässt sich nicht so leicht an der Nase herumführen!
Prada läuft sofort zu Heather und schaut zu ihr auf, als sei sie eine Art Göttin der Hundewelt. Ich bin sicher, dass Prada Heather mir vorzieht. Und das nach allem, was ich für diesen Hund tue!
»Kurt sagte mir, dass Sie eben nachhause gekommen sind«, erklärt sie und streichelt Prada flüchtig über den Kopf. »Hätten Sie eine Minute für mich?« Oh Gott, jetzt fragt sie mich, warum ich so viel Angelschnur besitze. Wo ist die überhaupt? Mein Blick fällt auf meine Hand, die immer noch die Garnspule mit der Angelschnur fest umschlossen hält.
Schneller als ich gucken kann, sitzt Heather mit einer Tasse Tee in der Hand auf meinem Sofa. »Wissen Sie, wir feiern nächsten Monat unseren vierzigsten Hochzeitstag, und da möchte ich Kurt mit etwas Besonderem überraschen. Ich habe gehört, dass Sie diese besonderen Einzelstücke entwerfen.« Wie aufs Stichwort holt sie ein unglaublich schickes Minikleid aus den Sechzigern aus ihrem dunkelgrünen Nylonrucksack. »Das Kleid habe ich an dem Tag getragen, als wir uns kennengelernt haben. Jetzt passe ich aber leider nicht mehr hinein.«
»Und was soll ich damit anstellen?«, frage ich und befürchte schon, dass Heather mich beauftragt, es zu Kurts großem Vergnügen für ihn anzuziehen.
»Könnten Sie aus dem Stoff ein paar Krawatten nähen und diese dann mit unseren Initialen besticken?«
Ihre Idee rührt mich sehr. »Natürlich kann ich das. Soll ich auch eine kleine Nachricht, ein Wort oder einen Satz aufsticken? Das würde die Krawatten noch einmal mehr zu ganz besonderen Einzelstücken machen.«
»Können Sie ›Beste Freunde‹ darauf sticken?«
»Ah! Das ist wirklich süß«, lobe ich.
»Er ist mein bester Freund. Obwohl er vielleicht denkt, dass ich Hunde noch lieber mag.«
Schließlich sitze ich auf der Chaiselongue und bin erschöpft von dem Gespräch mit Heather. Schnell werfe ich einen Blick auf die Uhr. Meine Rushhour beginnt, wie ich es immer nenne: Es wird Zeit, die Mädchen abzuholen, den beiden das Abendessen zuzubereiten, sie zu baden, Adis und mein Abendessen zu kochen, alles wegzuspülen, dann mein Bad. Und erst dann werde ich vielleicht für den Buchclub lesen können. Mein Gott! Dabei habe ich nicht einmal Hatties Halskette fertig! Aber wenigstens habe ich jetzt schon einmal eine Idee; anstatt mit Garn werde ich die Knäuelperlen mit Anglerschnur verbinden, was bestimmt hübsch aussehen wird. Genau so funktioniert Kreativität. Irgendwo lauern Ideen und Gedanken und warten auf den ganz besonderen Aha-Effekt, wenn sie sich in etwas Reales verwandeln können.
Kapitel 28
Raupenstich – Der Raupenstich gehört zu der Gruppe der umstochenen Stiche. Dicht an dicht gearbeitete Stiche bedecken einen darunterliegenden Faden. Daraus entsteht eine sehr plastische Linie, die erhaben auf dem Stoff liegt.
In den hohen Glastüren von River Cottage betrachte ich mein Spiegelbild. Nicht einmal im Traum hätte ich damit gerechnet, dass Charlotte in einem so stattlichen, vorneh men Haus wohnen würde. Wie schafft sie es bloß, dass ihre Fenster und Türen so glänzen? Vielleicht kümmert sich Mrs Lasky auch um River Cottage? Aber anstatt dass ich mich in meinem grünen Kaftan erkenne, blickt mir meine Mutter entgegen. Laura, du ziehst dich nicht nur wie deine Mutter an – du bist jetzt auch genauso alt wie sie, als sie die Kleider getragen hat. Erwachsen! Der Gedanke jagt mir einen Schauer über den Rücken.
Ich kann mich noch gut an Mums Motto erinnern: »Ich muss mich nicht so wie alle anderen anziehen, darum muss ich auch nicht wie alle anderen
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