Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
und den Kurs aufhalten. Vielleicht sollten die lieber einen Yogaphysiotherapeuten einstellen?«
»Das ist nicht witzig!«, stellt Adi eingeschnappt fest.
»Na, da ist das Nähen aber deutlich verletzungsärmer«, fahre ich grinsend fort.
»Bist du sicher? Gestern Morgen, als ich die Diagonale Katze machen wollte, habe ich mit meiner Hand direkt in eine Stecknadel gepackt.«
»Was, hier drinnen? Oder in der Jurte?«, bemühe ich mich, um Adi dafür zu entschädigen, dass ich ihn eben nicht ernst genommen habe.
»Jetzt hat sich nicht nur meine Jurte in ein Nähzimmer verwandelt, sondern auch noch mein Schlafzimmer! Ich will aber auch einen eigenen Yogaraum«, erklärt Adi und ahmt Daisys »Ich will aber …«-Sprüche nach. »Gibt es eigentlich Selbsthilfegruppen für die Ehemänner der Nähkursteilnehmerinnen?«
»Und was ist mit den Yogaehefrauen?« Ich kann mich nicht mehr beherrschen und breche in Gelächter aus. Gott sei Dank kann auch Adi darüber lachen.
»Was ist das denn? Seit wann liest du Bücher?«, stellt Adi fest.
»Das muss ich bis Donnerstag gelesen haben. Wir treffen uns bei Charlotte.«
»Sie hat dich also nicht nur in ihr Organisationsteam für den Mittsommermarkt gelockt, jetzt musst du auch noch ein Buch lesen? Und ich bin von nun an dazu verdonnert, jeden Donnerstag den Babysitter zu spielen?« Adi verzieht das Gesicht.
»Nein, wir lesen nicht jede Woche ein Buch. So schnell, wie ich lese, schaffe ich wahrscheinlich nicht einmal ein Buch in einem Jahr. Aber wenn ich unterwegs bin, kannst du doch in Ruhe hier zuhause deine Yogaübungen machen«, entgegne ich und kann mein Gelächter kaum verbergen. »Ich mache nur Witze.« Adi packt mich, und wir lachen und tollen ausgelassen ein paar Minuten im Bett herum. Was ist los? Bin ich plötzlich attraktiv? Oder plagt ihn sein schlechtes Gewissen?
»Autsch!«, schreit Adi mit einem Mal.
»Sorry, tut mir leid. Das ist meine Chenille-Nadel.« Ich behalte lieber für mich, wie genial eine Chenille-Nadel durch ihre scharfe Spitze ist, dabei aber mit dem großen Nadelöhr nicht zu groß ist. Mein Wissen über das Nähen wird allmählich immer breiter. Beim TV -Quiz Mastermind stünde ich vor einer schwierigen Wahl, wenn ich mich zwischen Vintagekleidern und Nähen als Spezialthema entscheiden müsste.
Als ich kurz darauf versuche, Ernst sein ist alles zu lesen, nicke ich dabei immer wieder ein. Dies ist keine Lektüre, die ich im Reedby-Damen-Buchclub erwartet hätte. Nachdem ich Liz erzählt habe, dass ich Neuerscheinungen und kontroverse Themen erwarte, hat sie mir erklärt, dass Charlotte, die den Club leitet, immer nur die Lektüren aus ihren Englischkursen durchsetzt. Denn so hat sie jedes Mal schon Diskussionsthemen und Notizen für ihre Seminare zur Englischen Literatur parat.
Ich habe bereits mehrere Seiten gelesen, doch ich kann mich an kaum etwas erinnern. Kann ich überhaupt irgendetwas Intelligentes über dieses Buch sagen? Wenn ich es nicht schaffe, das Buch zu Ende zu lesen, werde ich mir aus Amazon-Rezensionen eine Meinung zusammenstricken. Ob Charlotte oder eins der anderen Mitglieder etwas merken wird? Oder werde ich vielleicht am Ende gar noch aus dem Club geworfen?
Kapitel 27
Korallenstich – Der Korallenstich besteht aus einer Reihe Knötchenstichen, die mit Geradstichen zu einer Kette verbunden sind. Die Abstände zwischen den Knötchen können variieren.
Ich bringe die Kinder zur Schule und zum Hort. Aber eigentlich soll ich es nicht als Hort bezeichnen, denn laut Linda, der Leiterin des Ganzen, handelt es sich um eine Vorschule – mit echten Lernerfolgen und Leistungsnachweisen für jedes einzelne Kind. Mir bleibt der Sinn jedoch eher schleierhaft. Insbesondere dann, wenn ich sehe, wie Schüler ans College kommen und nicht in der Lage sind, mit Ideen zu »spielen« und neue kreative Konzepte und Lösungen zu entwerfen. Wäre ich eine der Verantwortlichen, würde ich einiges anders machen …
Als ich zuhause ankomme, drehen sich meine Gedanken immer noch um ein Gespräch, das ich im Kinderhort heute Morgen zufällig mitbekommen habe. Mir ist klar, dass ich andere Leute nicht belauschen soll, aber die Tatsache, dass sich einige der Mütter gestern zu Kaffee und Kuchen getroffen haben und ich nicht eingeladen war, hat mich wirklich tief getroffen. Was habe ich gesagt oder ihnen getan, dass sie sich so verhalten? Oder liegt es einfach nur daran, dass sie mich nicht mögen?Es ist, als wäre ich immer noch die neue
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