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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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Shepard’s Pie zubereitet hat. Und ich sehe sie auch noch genau vor mir, wie sie mich in ihrer Tunika aus lila und orangefarbenem Polyester von der Vorschule abgeholt hat – was womöglich eine meiner frühesten Erinnerungen überhaupt ist. Was wohl ein Psychologe dazu sagen würde? Die Stoffe sind alle mit einer ganz bestimmten Erinnerung gepaart und fungieren als eine Art Vergissmeinnicht. Das wäre doch ein hervorragender Name für meine Werke für den Mittsommermarkt!
    Wo ist eigentlich Adi? Dies ist mittlerweile eigentlich eine rhetorische Frage, da ich die Antwort längst kenne. Er hat sich in einen echten Erwachsenen verwandelt und verbringt seine gesamte Freizeit im Schrebergarten – zumindest behauptet er das. Denn bisher ist für die viele Zeit, die er dort verbringt, noch nicht viel Ertrag dabei herumgekommen. Wenigstens hat er die Hühner dorthin mitgenommen. Ich frage mich ernsthaft: Kann man eigentlich so viel Zeit in einem Schrebergarten verbringen? Oder führt er dort irgendetwas anderes im Schilde? Vielleicht sollte ich ihm dort mal einen Überraschungsbesuch abstatten?
    Unser Garten sieht wunderschön aus – ein typisch englischer Landschaftsgarten. Nur ist es nicht ganz so schön, dass ich hier allein sitze. Zwar ist mir gerade ein toller Name für meine Näharbeiten eingefallen, doch ich habe niemanden, dem ich davon berichten kann. Ich könnte Chris eine Mail schicken. Ihm würde garantiert etwas zu dem Namen einfallen.
    Es ist beinahe schon dunkel, Adi müsste also eigentlich bald nachhause kommen – es sei denn, er übernachtet bei seinen Hühnern. Vielleicht ist er ja lieber bei ihnen als bei mir? Bin ich denn wirklich so uninteressant, so unattraktiv? Ist irgendetwas mit mir nicht in Ordnung? Ich mustere meinen Jeanskittel. Der ist zwar praktisch, aber doch ziemlich unspannend. Damals in London gehörte es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, meine Vintagekleider anzuziehen, eine CD von Doris Day oder Frank Sinatra aufzulegen und eine andere Laura zu werden. Ich glaube, das hat Adi früher ganz gut gefallen. Wenigstens hat es ihn immer zum Lachen gebracht!
    Schnell gehe ich nach drinnen und durchwühle meinen dezimierten Kleiderschrank – denn nach dem Brand ist ja nicht mehr viel davon übrig geblieben. Als ich ein blau-weiß gestreiftes, schmal geschnittenes Kleid aus den Fünfzigerjahren hervorkrame, wird mir schnell klar, dass ich ein Korsett brauchen werde, um dort noch einmal hineinzupassen! Dazu könnte ich mit Schürze und in Pantoffeln mit einem Tablett voller Kekse und einem Glas Milch darauf warten, dass der Hausherr nachhause kommt.
    Ich schiebe die Kleiderbügel weiter und streiche über den Satinstoff meines Abendkleides aus den Dreißigerjahren mit dem paillettenbesetzten Ausschnitt. Ich muss es anziehen und streife es mir schnell über. Der Stoff liegt angenehm weich auf der Haut, sodass ich mich sehr weiblich fühle. Wie ein Hollywoodstar aus alten Musicalfilmen stolziere ich die Treppe hinunter. Um das Bild abzurunden, fehlt mir nun nur noch eine von Hannelores Pelzstolen.
    Ich schlendere in den Garten hinaus und entdecke ein Licht, das The Green hinaufkommt. Zeitgleich ertönt ein surrendes Geräusch – vielleicht kurbelt Adi an seiner Taschenlampe? Als ich unseren Freunden aus London im Februar von dieser Lampe erzählt habe, sind sie in schallendes Gelächter ausgebrochen.
    Bevor ich mir überlegen kann, wie ich mich in meinem Kleid in Pose bringen kann, merke ich, dass etwas um meinen Kopf schwirrt. »Autsch!« Wie ein Hund an einem Knochen zerrt dieses Ding an meinem Haar, das ich locker zu einem Dutt zusammengebunden habe.
    »Hilfe!«, rufe ich entsetzt. Dann erstarre ich. Adi kommt mit einer Schubkarre voller Salat die Straße hinaufgelaufen und scheint mit der Taschenlampe in mein Haar.
    Ich zittere wie Espenlaub.
    »Laura, atme tief durch!«, ruft Adi mir zu.
    »Hilfe!«, will ich schreien, doch meine Stimme ist bemitleidenswert fiepsig und spiegelt in keinem Maße wider, wie verängstigt ich tatsächlich bin. Ich komme mir vor wie die typische holde Maid aus einem Film aus den Dreißigerjahren, die in Bedrängnis gerät.
    »Was war das?«, frage ich atemlos, bleibe aber immer noch wie versteinert stehen.
    »Eine Fledermaus.«
    »Eine was?«
    »Eine Fledermaus. Sobald die Sonne untergeht, schwirren hier gleich mehrere durch den Garten. Mittlerweile ist sie aber verschwunden.«
    Schweigend stehen wir da und lassen den Blick über den Garten schweifen, der in

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