Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
stets auf Reisen ist. Wie man hört, will er vor seinem Tod (was ich recht morbide finde) seine Erkundung von Nomadenzelten rund um die Erdkugel abschließen. Manchmal denke ich aber auch, dass Hannelore sehr einsam sein muss; denn wie es aussieht, wird Peter wohl noch bis September in Kirgisistan bleiben. Danach will er nach Nordindien aufbrechen.
»Worüber habt ihr zwei euch unterhalten?«
Adi ignoriert meine Frage und macht sich eifrig daran, das Unkraut auf die Schubkarre zu laden.
»Schön, Sie zu sehen«, grüße ich, nachdem ich die Küchentür geöffnet habe.
Hannelore sieht mit ihrer weißen Schürze und den Gummihandschuhen aus, als habe sie eine Operation vor sich – immerhin hat sie ihre Backutensilien auch schon griffbereit ausgebreitet.
Ich sehe mich eher als eine Frau, die lieber in der Küche steht, anstatt zu putzen. Diese Aussage hat nur einen Haken: Ich backe nicht. Na gut, das stimmt so eigentlich auch wieder nicht, denn ich backe durchaus Kuchen, aber das frei »nach Schnauze« – was nicht heißt, dass das Ergebnis auch immer mundet.
Da klopft es an der Küchentür. »Meine Damen«, grüßt uns Adi, »eine Eierlieferung«.
»Wunderbar!«, schwärmt Hannelore und schließt die Tür, nachdem sie Adi den Eierkarton abgenommen hat.
Durch das Küchenfenster hindurch winke ich Adi zu, der lächelt und den Daumen hebt.
»Absolute Präzision ist wichtig, Laura. Daran müssen Sie denken, wenn Sie backen wollen«, ermahnt mich Hannelore. Jetzt werde ich also einen Kuchen backen, einen anständigen Kuchen für Erwachsene. Hilfe!
»Ich habe ein Thermometer mitgebracht«, fährt sie fort.
»Ich weiß, es ist ziemlich heiß«, erwidere ich. »Für die Zeit des Mittsommermarktes ist sogar eine richtige Hitzewelle vorausgesagt worden.«
»Laura, damit will ich die Temperatur der geschmolzenen Schokolade messen«, entgegnet Hannelore ein wenig verärgert. »Vorsicht walten zu lassen, könnte Ihnen vielleicht eines Tages sogar noch einmal das Leben retten.« Wovon um alles in der Welt redet sie? So ein ernsthaftes Thema, dabei wollen wir doch nur einen Kuchen backen! Ich hatte gehofft, es könnte vielleicht ganz lustig werden, zusammen ein paar Kuchen für den Mittsommermarkt zu backen, doch mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Als Hannelore mir kurz den Rücken zuwendet, stecke ich mir heimlich ein Stück Schokolade in den Mund.
»Kochen und Backen sind eine Frage der Alchemie. Nur dann, wenn man das exakte Maß und die richtige Kombination der Zutaten hat, wird es funktionieren.« Zwar nicke ich zustimmend, denke aber insgeheim, dass dies doch eher ein wenig nach Hexerei klingt. Ich muss an meine Cupcakes denken; ich gebe immer schrecklich viel Backpulver in den Teig, da ich Zutaten nie abmesse. Stattdessen haue ich einfach alles in eine Schüssel. Und Gott sei Dank gibt es ja noch den Zuckerguss! Ein wenig Zuckerguss und kunterbunte Liebesperlen darüber, und schon sind kleinere Mängel perfekt überdeckt!
Hannelore öffnet meinen Kühlschrank und nimmt eine in Frischhaltefolie gewickelte Teigkugel heraus.
»Wann haben Sie die denn gemacht?«, frage ich verwundert und lasse den Blick durch die blitzblanke, aufgeräumte Küche schweifen.
»Die Teigkugel habe ich mitgebracht«, lacht Hannelore und reicht mir das ziemlich schwere Paket.
Gemäß ihren Anweisungen rolle ich den Teig auf dem Küchentisch aus. Dies ist ein wunderbares Training für die Oberarme, eine echte Alternative zum Fitnessstudio. Ich hoffe nur, dass Prada vorher nicht schon wieder am Tisch hochgesprungen ist. Das wird mir bis an mein Lebensende anhängen, wenn die Dorfbewohner von Reedby weiße Haare in ihrem Apfelstrudel vorfinden sollten. Oder, noch wahrscheinlicher, Schweißtropfen von mir. Es ist einfach zu heiß, um zu backen! Und warum ist Hannelore nicht auch nur das kleinste Anzeichen davon anzumerken, dass es auch ihr warm ist – oder sie gar schwitzt?
»Ich weiß überhaupt nicht, warum sich die Leute über diese angenehmen Temperaturen so beschweren. In Kirgisistan herrschen derzeit Temperaturen von über vierzig Grad, während man dort im Winter tatsächlich erfrieren kann«, erklärt Hannelore und fasst eine heiße Backform ohne Handschuhe an.
»Moment!«, schreie ich. Einen Augenblick lang befürchte ich, dass sie die Sachertorte auf meine neuen Küchenfliesen fallen lassen könnte. Schnell stelle ich ein Kuchengitter auf die nagelneue Granitarbeitsplatte.
»Das Design ist wirklich
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