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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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gebraucht!
    »Niemand würde meine Stickereien kaufen wollen«, erklärt Joyce und bricht das Eis.
    »Oh doch, natürlich! Sie … sie sind so fein gearbeitet!«, entgegne ich. Was absolut der Wahrheit entspricht – ihnen fehlt nur ein wenig designerische Finesse.
    »Außerdem stehe ich wahrscheinlich mittlerweile auf der Liste der meistgesuchten Verbrecherinnen«, fährt Joyce fort, grinst und schüttelt ihr lilafarbenes Haar.
    »Tut mir leid, Joyce«, entgegne ich und frage mich, ob sie jetzt wohl völlig durchgeknallt ist. »Das müssen Sie uns erklären.«
    »Letzte Woche bin ich zu meiner Nichte Roisin nach Irland geflogen. Und wissen Sie, was diese dummen Männer an der Gepäckkontrolle getan haben?«
    »Was ist passiert?«, frage ich interessiert.
    »Sie wollten mich mit meinen Nähutensilien nicht an Bord lassen. Man war der Meinung, die Stecknadeln und Nähnadeln könnten gefährliche Waffen sein. Ist das zu fassen? Die Beamten haben meine Adresse und Telefonnummer sorgsam notiert«, erklärt sie und grinst immer noch.
    Na toll, wie es aussieht, werde ich wohl alle Sachen für den gesamten Stand im Alleingang fertigen müssen. Relativ spontan mache ich dann aber einen Vorschlag. »Hätte eine von Ihnen Lust, aus meinen Stoffresten kleine Beutel für meine Ketten zu nähen?«
    Ich zeige ihnen meinen bescheidenen Versuch, mich an Patchwork heranzumachen, und erkläre die Form sowie die Mustervorlage, die wichtig sind.
    »Wenn Sie sich um das Aussehen der Beutel kümmern, werden wir sie Ihnen nähen. Nicht wahr, Ladys?«, bestimmt Joyce. Aus dem Kurs ertönt einheitliche Zustimmung.
    »Ich werde auch ein paar nähen, aber ich muss leider meinen Webteppich beenden – die Galerie hat mir ein Abgabedatum vorgeschrieben«, entschuldigt sich René und verzieht das Gesicht.
    »Trotzdem vielen Dank!«, erwidere ich.
    In der Teepause nimmt Hannelore mich beiseite. »Sie sind nicht böse darüber, dass niemand seine Arbeiten verkaufen will, oder?«
    »Na ja, ich habe anderswo schon richtigen Schrott gesehen, der für ein kleines Vermögen verkauft wurde«, erwidere ich und trinke einen Schluck des starken Tees aus einer dieser weiß-grünen Teetassen, die anscheinend jedes Gemeindehaus in England im Schrank stehen hat.
    »Meine Damen im Nähkurs lieben Handarbeiten, aber dennoch wollen sie nicht so gern mit Ideen herumspielen. Sie kopieren einfach Dinge und sind damit zufrieden. Sie sind keine Erfinder oder Designer. Als ich in der Wüste mit den einheimischen Frauen Teppiche gewoben habe, war alles, was zählte, die Weitergabe von Ideen und Mustern. Und das ohne viele Worte oder gar schriftliche Erklärungen.«
    »Aber wir alle haben doch Ideen«, widerspreche ich wie eine frischgebackene Lehrerin.
    »Manchmal müssen wir aber die Dinge einfach so akzeptieren, wie sie sind. Ich habe zu Beginn mehrfach versucht, ihr Interesse für Politik zu wecken. Joyce hat dar über schon oft genug Witze gemacht, und es war zwecklos. Ich kann Ihnen aber versichern, dass sich alle darauf freuen, die Beutel zu nähen, wenn Sie ihnen alles Nötige dafür bereitstellen.«
    »Okay.«
    »Ich habe über Ihre Fortschritte nachgedacht. Sie sind eine Art Spätzünder. Als Sie zum ersten Mal zum Kurs gekommen sind, nahm ich an, Sie würden nach ein paar Sitzungen wieder aufgeben. Aber jetzt sind Sie mein bestes Pferd im Stall.«
    Ich sage den anderen nichts davon, wie froh und erleichtert ich bin, endlich ein Lob für meine Arbeit zu bekommen – sie würden es vermutlich als Prahlerei empfinden. Im Gegensatz zu dem, was die meisten Leute denken, darf man als Künstler nicht gerade zartbesaitet und empfindsam sein. Vielmehr muss man fest entschlossen sein und sich ein dickes Fell zulegen, um immer wieder weitermachen zu können. Ständig lobe ich meine Töchter und meine Schüler, doch ich selbst bekomme nie ein Lob, nicht einmal von Adi.
    Insgeheim vermute ich, dass er nicht einmal einen Unterschied bemerken würde, hätte ich einen Kartoffelsack an, oder dass er meine Augenfarbe benennen könnte, würde ich ihm die Pistole auf die Brust setzen. Eigentlich ist das ganz schön gemein von mir, weil Adi farbenblind ist. Studien belegen, dass Farbenblindheit bei Architekten öfter vorkommt als in anderen Berufsgruppen. Was mich nicht sonderlich überrascht, wenn man sich einmal die scheußlichen Farben ansieht, die manche von ihnen benutzen – fast kindliche Farben: die Grundfarbe Blau oder das Grün aus dem Wasserfarben-Malkasten. Aber um auf

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