Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
einem wunderschönen, seltsam leuchtenden Halbdunkel vor uns liegt. Über The Green scheint der Himmel immer noch ein wenig hell zu sein.
»Ich habe schon überlegt, einen Club der einsamen Schrebergärtner-Ehefrauen zu gründen«, frotzele ich und bekomme ein schlechtes Gewissen wegen meines Misstrauens, als ich Adis vollgeladene Schubkarre mustere.
»Sieh mal, was ich hier für dich habe!« Unter Bündeln von Rucola holt Adi eine große Kiste mit Erdbeeren sowie ein Bündel Lavendel hervor.
»Meine Lieblingsblume! Woher weißt du das?«, frage ich verwundert.
»Natürlich weiß ich das, schließlich bin ich dein Mann!«, lacht Adi.
Ich stolziere durch den Garten, esse ein paar Erdbeeren und schnuppere immer wieder an dem Lavendel. Dann laufe ich zu Adi und umarme ihn spontan. »Den könnte ich trocknen und dann daraus Duftsäckchen mit Norfolker Lavendel machen!«
»Laura, ich liebe dich. Das weißt du, oder?«
Ich tanze durch den Garten, während Adi mir sprachlos dabei zusieht.
»Man könnte meinen, die Welt sei nicht groß genug für dich.« Adi strahlt mich mit seinem hübschen, breiten Grinsen an, und ich folge ihm ins Schlafzimmer hinauf.
»Ich habe beschlossen, aus den Erinnerungsstücken der Leute neue Dinge zu nähen«, erkläre ich, während Adi mich mit einer Erdbeere füttert.
»Aus Erinnerungsstücken oder altem Kram?«
»Aus Erinnerungsstücken. Aus besonderen Erinnerungen sollen Vergissmeinnichts entstehen. Wie zum Beispiel aus Mums alten Kleidern oder sogar aus einem Hochzeitskleid, das nie wieder getragen wird – wie meines. Dann kann man es als Vergissmeinnicht jeden Tag mit sich herumtragen.«
Adi schaut mich an, als hätte ich eine Fremdsprache benutzt.
»Willst du wirklich die Kleider von deinen verstorbenen Verwandten mit dir herumschleppen?«
»Du verstehst mich nicht, oder?«, meckere ich und zerstöre den intimen Moment.
Aber manchmal scheinen wir tatsächlich verschiedene Sprachen zu sprechen.
Kapitel 35
Blindstich – Der Blindstich ist ein Saumstich, der bei dünnen Stoffen angewendet wird. Er ist von beiden Stoffseiten aus kaum zu sehen.
Mit einem voll beladenen Kofferraum mit Pams Kreationen, fahre ich unsere Einfahrt hinauf. Kaum zu glauben, wie viele Federmäppchen und Teekannenwärmer sie in der kurzen Zeit gestrickt hat! Sie hat mich sogar auf die Idee gebracht, seltsam geformte Cafetièrenwärmer zu nähen – mit einem kleinen Loch oben für den Knopf, mit dem der Kaffeefilter zu Boden gedrückt wird.
Durch das Küchenfenster entdecke ich Hannelore. Sie eilt durch unsere Küche, ohne dass dabei auch nur ein einziges ihrer blonden Haare die perfekte Frisur ruiniert. Sie lacht und unterhält sich dabei mit Adi, doch was um Himmels willen haben die beiden miteinander zu besprechen?
»Ich habe ihr gesagt, dass sie ruhig schon anfangen kann«, erklärt Adi lächelnd. Er kommt mir mit einer Gartenschere aus der Küche entgegen und will zu unserem kleinen Küchengarten.
»Ich hatte ganz vergessen, dass Hannelore vorbeikommen und mir zeigen wollte, wie man ›richtige‹ Kuchen für den Mittsommermarkt backt.«
»Jedenfalls ist sie gut vorbereitet und wartet auf dich«, erwidert Adi mit einem schiefen Lächeln und nickt mit dem Kopf in Richtung Küche.
Während Adi das Kräuterbeet von Unkraut befreit, beobachte ich ihn. Er hat sich verändert. Sein Gesicht wirkt nicht mehr blass und müde, sondern ist gebräunt und wettergegerbt. Er wirkt kerniger, wie ein echter Kerl. Einen Augenblick lang sinkt meine Zuversicht. Verändern sich Männer nicht äußerlich, wenn sie eine Affäre haben? Vielleicht ist er an den vergangenen Abenden gar nicht im Schrebergarten gewesen und hat sich daher auch nur so vage darüber geäußert, wie viele Tage er nun tatsächlich im Büro ist?
»Fragst du gar nicht nach deiner Mutter?«
»Wie geht es ihr?«, seufzt Adi.
»Sie hat fleißig gestrickt«, erwidere ich und werfe einen neuerlichen Blick durch das Küchenfenster, wo Hannelore schon alles Nötige vorbereitet hat. »Dein Vater sagt, wenn das Stricken nicht gewesen wäre, hätte er nicht gewusst, was er mit ihr hätte anstellen sollen.«
Mittlerweile hat sich Hannelore meine gelben Spülhandschuhe übergestreift und wischt die Arbeitsplatte ab. Als sie mich entdeckt, klopft sie an das Küchenfenster.
»Sofort«, gestikuliere ich. Keine Ahnung, wie ich sie einschätzen soll. Einerseits scheint sie ziemlich selbständig zu sein, was sie wahrscheinlich auch sein muss, wenn Peter
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