Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Papierkram abzuarbeiten, die vor dem Ferienbeginn noch erledigt werden müssen.
Was zunächst noch eine Träne gewesen ist, die ich auf dem Rasen verdrückt habe, entwickelt sich auf der Heimfahrt zu einem wahren Sturzbach. Ich bin wirklich glücklich mit meiner Entscheidung, doch ein Teil von mir will meine schrulligen Schüler nicht zurücklassen und kann sich gar nicht vorstellen, wie es sein wird, nicht mehr im College zu unterrichten. Außerdem gibt es da ja immer noch diese nervigen Gefühle für Chris. Obwohl ich die rote Strickjacke heiß und innig liebe, so bringe ich es einfach nicht fertig, sie anzuziehen. Was mir eindeutig sagt, dass dieses Geschenk auf einer ganz anderen Ebene anzusiedeln ist als irgendein Geschenk einer guten Freundin.
Als ich in unsere Einfahrt abbiege, ist es gerade einmal drei Uhr nachmittags. Wenn ich mich beeile, schaffe ich es noch, eine Tasse Kaffee zu trinken, bevor ich Lilly wieder von der Schule und Daisy vom Hort abholen muss. Doch dann sehe ich Adis Wagen und entdecke seine Silhouette durch das Küchenfenster. Warum ist er um diese Uhrzeit schon zuhause?
Kapitel 44
Saatstich – Der Saatstich ist ein einfacher Stich, der aus kleinen, einzelnen, locker verstreuten Geradstichen mit jeweils gleicher Länge besteht.
»Wir müssen reden«, stellt Adi nach dem Abendessen fest, als er den Tisch abräumt.
Zum zweiten Mal an diesem Tag habe ich ein ungutes Gefühl. Ein Teil von mir würde am liebsten den Kopf in den Sand stecken. Dem anderen Teil von mir ist wiederum klar, dass Adi und ich uns dringend unterhalten müssen.
»Prada muss zuerst Gassi gehen.« Am liebsten hätte ich noch hinzugefügt, dass Adi in der Zwischenzeit vielleicht ein paar Yogaübungen machen solle, damit wenigstens einer von uns beiden fit genug ist, um sich zu unterhalten.
Ich schultere Pradas Gassi-Tasche, als würde ich eine Wickeltasche für ein Kleinkind mitnehmen. Dabei hatte ich mir doch geschworen, keine Babys mehr zu haben! Es ist gerade mal ein gutes Jahr her, seit ich für Daisy keine Wickeltasche für den Notfall mehr mitnehme. Die Gassi-Tasche war einmal eine Tischdecke, die wir jedoch nie benutzt haben. Während ich Prada anleine, bewundere ich insgeheim das Minipatchwork, das ich aus übriggebliebenen Stofffetzen genäht und schließlich mit silbernen Pailletten versehen habe (das war die Idee der Mädchen, nicht meine!). In unserem Haushalt wird eben nichts verschwendet!
»Mummy, ich will mitkommen«, bettelt Daisy. »Ich will Prada an ihrer neuen Leine Gassi führen.«
»Du musst heute früh ins Bett, meine Süße«, erwidere ich, um nicht meine wahren Gründe preisgeben zu müssen, warum ich allein gehen will.
»Mach schon, geh ruhig mit Prada Gassi. Ich werde hier aufräumen und die Mädchen ins Bett bringen. Ein Mann hat eben immer was zu tun. Aber pass auf, draußen ist es ziemlich kalt. Du solltest besser einen Mantel anziehen«, sagt Adi, als würde er sich mit Daisy und Lilly unterhalten und nicht etwa mit seiner Frau.
Schnell ziehe ich mir eine meiner letzten Kreationen über: ein rotes Patchworkcape. Durch einen der Schlitze, die ich als Armlöcher hineingearbeitet habe, nehme ich Pradas Leine in die Hand.
»Mummy«, schreit Daisy. »Du siehst aus wie Rotkäppchen!«
Ich lächele. »Für Rotkäppchen bin ich vielleicht ein wenig zu alt.«
Als ich hinausgehe und die abendliche, dufterfüllte Sommerluft tief einatme, bin ich ziemlich erleichtert. Doch Prada zieht und zerrt mich The Green hinunter, bis es plötzlich einen kräftigen Ruck macht. Prada ist auf und davon, und ich halte nur noch ein abgerissenes Stück regenbogenfarbenen Stoffes mit silbernen Pailletten in der Hand. Suchend blicke ich mich um, doch von ihr ist weit und breit nichts zu sehen. Wie kann ein so kleiner Hund sich bloß so schnell aus dem Staub machen?
Vor dem Haus der Weatheralls bleibe ich stehen. Heather liegt in ihrer Hängematte und liest. Sie trägt ihr Haar nun etwas länger als bei unserer ersten Begegnung, und es gefällt mir so eigentlich besser, weil es irgendwie beruhigend wirkt. Die schwarze und grau-weiße Mähne verleiht ihr auf jeden Fall eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bobtail. Ich winke ihr zu. Sie winkt zurück.
»Was glauben Sie, wo sie hingelaufen ist?«, rufe ich und halte die Leine hoch.
Heather klettert aus der Hängematte und tritt an die Hecke heran. »Wer?«
»Prada. Entschuldigung, Sie können nicht hellsehen. Prada hat sich losgerissen.«
»Als Hundepsychologin
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