Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Unterrichtsbesuchs habe ich nichts gesagt. Ich habe versucht, dich in dieser Zeit zu unterstützen .«
Als ich die Schüssel mit den Nudeln auf den Boden setze, frage ich mich, ob es tatsächlich eine so gute Idee war, in der Jurte zu Abend zu essen. Adi und die Mädchen sitzen im Schneidersitz vor mir und sehen aus, als würden sie mit Beduinen essen.
»Ich hätte wohl eher etwas Orientalisches wie Couscous oder Lammkebabs kochen sollen«, scherze ich, während ich mich damit abmühe, mit meinem Bleistiftrock aus den Vierzigerjahren im Schneidersitz dazusitzen.
»Nudeln sind okay. Aber du musst dich gerade hinsetzen und ein wenig mehr auf deine Haltung achten. Wir sind schließlich nicht mehr die Jüngsten.«
Nichts, was ich tue, scheint mehr richtig zu sein – zumindest in Adis Augen. Was ist bloß in ihn gefahren? Einen Augenblick lang frage ich mich, ob er sich so miesepetrig verhält, weil er eine Affäre hat. So gemein ist er doch früher nicht gewesen. Außer über David spricht er nie über Arbeitskollegen. Tut er das, weil es dort vielleicht eine Frau gibt, mit der er etwas angefangen hat?
Glücklicherweise wechselt Lilly das Thema. »Ich hätte gern ein orangefarbenes Zimmer.«
»Meins soll rosa werden«, mischt sich Daisy ein. »Rosa mit goldenen Sternen.«
»Ich weiß nicht, ob Robbie das kann.«
»Wir reden darüber, wenn ich wieder zurück bin«, erklärt Adi.
»Wo gehst du denn hin?«
»Ich treffe mich mit Mark Randall zum Yoga. Er sagt, dass der Kurs im Buddhistenzentrum ganz gut ist.«
»Gute Idee«, erwidere ich und verkneife mir den Hinweis, dass es ja eigentlich meine Idee gewesen ist. »Ich bin sicher, du wirst dich in kürzester Zeit zum Kursbesten entwickeln. Schließlich ist deine Körperhaltung ja jetzt schon hervorragend.« Mir ist klar, wie kindisch ich mich benehme, doch ich kann mir diese bissige Bemerkung einfach nicht verkneifen.
Ich räume das Geschirr vom Abendbrot weg und lasse Adi allein, der liebevoll über das Scherengitter der Jurte streicht. Ich weigere mich strikt, meine Nähsachen wegzuräumen. Laut Hannelore ist so viel Platz in der Jurte, dass hier bis zu vierzig Personen problemlos schlafen können. Also gibt es hier auch genügend Platz für einen Mann und ein wenig Stoff.
Schließlich packe ich die Mädchen im Wohnwagen ins Bett. Danach habe ich endlich Zeit, mich hinzusetzen. Ich stelle es mir merkwürdig vor, bald wieder ins Haus zurückzuziehen. Denn ich habe mich schon richtig daran gewöhnt, es mir hier auf kleiner Fläche allein mit den Mädchen gemütlich zu machen. Warum will Adi unbedingt damit warten, über die Farben zu sprechen, bis er wieder zurück ist? Gibt es etwa noch etwas anderes, worüber er mit mir reden will, was die Mädchen aber nicht mitbekommen sollen? Allmählich habe ich immer öfter das Gefühl, ihn nicht mehr zu kennen, nicht mehr zu wissen, was er glaubt und denkt.
Ich höre, wie sich ein Auto nähert, und danach ertönen Schritte im Garten. Schnell schalte ich das Licht aus. Warum tue ich so, als würde ich schon schlafen? Und warum gehe ich einem Gespräch mit meinem Mann aus dem Weg? Ich habe keine Lust, mir auch nur über irgendeine dieser Fragen Gedanken zu machen.
Vorsichtig schiebe ich die Gardine ein wenig zur Seite, blinzele mit einem Auge durch das Fensterchen und beobachte Adi. Er stößt sich den Kopf an der Lamellentür, schimpft wie ein Rohrspatz (so viel also dazu, dass er beim Yoga Stress abbaut!) und verschwindet in der Jurte. Schon im Cottage war er zu groß für die Türen. Und jetzt ist er auch zu groß für die Jurte. Offensichtlich hat man sich sowohl beim Cottage als auch bei der Jurte nicht an der Größe eines großen Engländers orientiert, denke ich, während ich mich an Hannelores Erläuterungen zum Bau der Jurte erinnere.
Adi glaubt wohl, er sei eine Art Überlebenskünstler, ein Experte des Special Air Service der British Army bei einem Außeneinsatz im Dschungel. Als ich jedoch so durch mein kleines Fensterchen schaue und sehe, wie seine Taschenlampe das weiße Zelttuch erleuchtet, kommt er mir eher wie ein Pfadfinder vor.
Gern würde ich mich hin und her wälzen, werde davon jedoch von meiner Matratze abgehalten, die anscheinend für eine weitaus kleinere und leichtere Person gemacht worden ist. Plötzlich fallen mir die Farbtafeln wieder ein, aber jetzt ist es zu spät, um Robbie noch anzurufen. Egal – sein Auto wird in wenigen Stunden schon wieder vor unserem Haus parken. Insgeheim freue
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