Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
ich mich sogar ein wenig darüber, dass Adi die Farbentscheidung wohl vergessen hat. So viel also zu einer gemeinsamen Farbwahl! Dann kann er sich auch nicht beschweren, wenn ihm meine Auswahl nicht gefallen sollte. Er hatte seine Chance.
Verschlafen werfe ich einen Blick durch die Wohnwagenvorhänge. Heute wird ein sonniger Tag. Adis Audi ist schon fort. Nachdem ich endlich eingeschlafen war, muss ich wie ein Murmeltier geschlafen haben, da ich gar nicht mitbekommen habe, wie er weggefahren ist. Es überrascht mich, wie pünktlich er es morgens schafft, für die Arbeit aufzustehen, seit wir in Reedby sind. In London, seitdem wir zusammen sind, war immer ich diejenige, die ihn – insbesondere im Winter – gewaltsam aus dem Bett treiben, ihm manchmal Brote fürs Mittagessen einpacken und ihn aus dem Haus scheuchen musste. Anschließend stand das gleiche Spiel bei Lilly an. Daisy dagegen ist für gewöhnlich früher auf den Beinen als ich.
Ich glaube, Adi gefällt das Junggesellenleben in seiner Jurte ganz gut; einzig und allein muss er daran denken, morgens pünktlich aus den Federn zu kommen. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es eigentlich nie anders gewesen. Wenn ich gemein wäre, würde ich behaupten, dass das Einzige, worum er sich morgens tatsächlich selbst kümmern muss, der Gang zur Toilette ist.
Die Handwerker warten draußen wie Geheimagenten in ihren Kastenwagen. Ich kann doch nicht schon wieder im Morgenmantel rausgehen und ihnen aufschließen! Die müssen doch denken, ich würde nur herumfaulenzen! Ach, was soll’s?Ich ziehe meinen gequilteten rosafarbenen Morgenmantel aus den Siebzigerjahren an – ein kleines Geschenk von Liz nach dem Brand. Sie wusste, dass mir der Kitsch des Ganzen gefallen würde, und ich liebe ihn von ganzem Herzen. Wenn ich ihn trage, habe ich das Gefühl, wieder ungefähr zehn Jahre alt zu sein.
Robbie entdeckt mich und springt aus seinem Transporter.
»Morgen, Mrs Stark!«, ruft er. »Ich habe Raymond mitgebracht, weil wir so gut vorankommen.« Ein Mann, etwa halb so groß wie Robbie, winkt mir sanftmütig zu. Ich könnte schwören, dass Robbie unter ADS leidet. So, wie er durch die Gegend hetzt, hat er entweder eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung oder zum Frühstück einen deutlich zu starken Kaffee getrunken. Ich finde es bewundernswert, wie er die Renovierung in Angriff nimmt. Dieser Mann könnte glatt Berge versetzen, dabei ist er bestimmt schon Mitte fünfzig. Ein Gedanke geht mir durch den Kopf. Warum kommen diese ADS -Jungs wie Leon nicht zu Robbie und arbeiten mit ihm, anstatt den Lehrern (mir) das Leben zur Hölle zu machen? Laura, du solltest wirklich in die Politik gehen!Als könne Robbie Gedanken lesen, ergreift er plötzlich das Wort.
»Ich verrat Ihnen was, Mrs Stark: In der Schule war ich eine absolute Niete, aber jetzt sehen Sie sich bloß mal diese Wand an!«
»Die sieht toll aus! Und das innerhalb so kurzer Zeit!« Ich lobe diesen gestandenen Mann wie eines von Lillys Bildern.
»Eine Tasse Tee wäre nicht schlecht«, erklärt er. »Für Raymond mit zwei Zuckerwürfeln.«
»Sind Sie zwei heute allein hier?«
»Die Polen kommen, wenn ich die Farbe besorgt habe. Haben Sie sich eigentlich mittlerweile entschieden?«
Ich nicke aufgeregt. »Darauf können Sie wetten«, erwidere ich selbstzufrieden.
»Sieh mal, Mummy, Daddy hat uns einen Brief durch die Wohnwagentür geschoben!«, ruft Lilly, die sich schon für die Schule fertiggemacht hat.
Mir bleibt kurz das Herz stehen. Adi hat mich verlassen – uns. Er hat eine Affäre mit einer anderen. Bilder dieses Szenarios schießen mir durch den Kopf. »Mach den Brief nicht auf! Gib ihn Mummy, ohne ihn zu lesen!«
Schnell überfliege ich den Brief.
L, wollte dich nicht wecken, weil das Haus einfach nur in klassischem English White angestrichen werden soll.
A
»Wie konnte er nur?«, kreische ich. »Er vertraut mir nicht einmal so weit, weiße Farbe aussuchen zu können! Es muss sogar ein besonderer Weißton sein!«, entfährt es mir.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein Team von Malermeistern zur Verfügung, und Adi will das Cottage in Weiß anstreichen lassen. »Jeder x-Beliebige kann ja wohl weiße Farbe aussuchen. Das ist schön sicher und zeigt, dass man absolut keine Vorstellungskraft besitzt«, meckere ich. »Daisy, warum hast du immer noch deinen Pyjama an?«, schreie ich. »Du musst dich fertigmachen!«
»Wir haben Pyjamawoche im Kindergarten!«
»Tatsächlich?«
»Ich dachte, du
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