Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
zugelaufen.
»Wir müssen morgen mit den Malerarbeiten beginnen. Das können wir nicht länger verschieben. Wir erhalten nur dann eine Prämie, wenn wir die Umbaumaßnahmen termingerecht beenden«, erklärt er und hüpft vor Begeisterung vor mir auf und ab. Ihm allein nur dabei zuzusehen, macht mich schon müde!
»Ich werde mich definitiv heute Abend darum kümmern. Versprochen«, erwidere ich und kann mich nicht entsinnen, jemals solche Handwerker gesehen zu haben, die so hart arbeiten. Für mich ist es immer noch recht gewöhnungsbedürftig, dass ihre Autos schon morgens um halb acht in der Frühe vor dem Haus stehen und auch immer noch dort stehen, wenn ich abends von der Arbeit nachhause komme. Auch überrascht es mich ein wenig, dass Adi mir die Aufgabe überlassen hat, mit den Handwerkern zu reden, wo er doch eigentlich so viel mehr von der Sache versteht als ich.
»Hier ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich heute Abend noch an, wenn Sie sich entschieden haben.« Schnell kritzelt Robbie die Nummer auf einen Zettel. Ich nehme ihn und stecke ihn in meine Hosentasche.
»Adi, ich habe den Unterrichtsbesuch bestanden«, rufe ich, während ich zum ersten Mal versuche, in unserer halb renovierten Küche zu kochen. Der hellrosafarbene Putz gefällt mir immer besser, und ich stelle mir gerade vor, dass ein helles Rosa für die Küche gar nicht mal so schlecht wäre. An meine Absicht, die Küche mit einer weißen Wandfarbe zu versehen, will ich lieber nicht denken, denn alles endete in einer Katastrophe. Sämtliche Versuche, das Cottage in ein Zuhause zu verwandeln, scheinen eine Ewigkeit her zu sein.
»Das sind ja super Neuigkeiten«, antwortet Adi lustlos. »Wenigstens hast du nicht den ganzen Tag über in einem Büro auf deinen vier Buchstaben gesessen. Wollen sie dich also weiterbeschäftigen?«
»Natürlich! Du Kleingläubiger! Zwar können sie niemanden entlassen, wenn man beim Unterrichtsbesuch durchfällt, aber sie können einem das Leben zur Hölle machen«, erwidere ich und hoffe auf eine Umarmung oder einen Kuss. »Leider konnte ich ihn nicht davon überzeugen, die Kosten für meinen Nähkurs zu übernehmen«, fahre ich fort und merke bestürzt, dass Adi mir nicht einmal anerkennend auf den Rücken klopft.
»Das überrascht mich nicht. Wenn ich die Teilhaber fragen würde, für mich einen Kurs zum Thema ›Flechtwerk mit Lehmbewurf‹ zu bezahlen, würde man sich im Büro über mich totlachen«, fährt Adi ohne auch nur den Hauch von Mitgefühl fort.
»Aber das ist doch nicht richtig!«
»Werd realistisch, Laura!«, erwidert Adi gereizt.
»Ich bin realistisch. Außerdem haben sie dir den Kurs über Websitegestaltung finanziert. Und nicht zu vergessen das VPN -Netzwerk-Seminar! Und hast du nicht auch mitten in London in einem Park Flöße gebaut? Wie realistisch war das denn bitte?«
»Das hat mir Spaß gemacht«, entgegnet Adi, und zum ersten Mal seit Tagen funkeln seine braunen Augen. »Außerdem kann man nie wissen, ob mir mein Wissen über Websitegestaltung nicht irgendwann einmal ganz nützlich sein kann«, fügt er geheimnisvoll hinzu.
»Wir müssen heute noch entscheiden, welche Farben wir im Haus haben wollen.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich glaube nicht, dass es da viel zu besprechen gibt. Schlichtheit ist das Schlüsselwort«, erklärt Adi kryptisch.
»Warum essen wir nicht in der Jurte zu Abend?«, frage ich. »Das könnte man als neutrales Territorium bezeichnen. Das wird uns helfen, uns für Farben zu entscheiden.«
»Wie du willst.«
Ich balanciere ein schweres Tablett in den Garten hinaus. Indem ich mich drehe, öffne ich die Lamellentüren der Jurte mit den Schultern. Adi folgt mir auf dem Fuße und hat die Farbtafeln dabei. Mir geht der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass hier gerade die typischen Männer-/Frauenrollen vertauscht werden.
»Was haben all die Stoffreste hier noch zu suchen? Ich habe ja nichts dagegen, dass du in der Jurte nähst, aber du könntest hinterher wirklich aufräumen! Du bringst hier alles in Unordnung, und ich bin immer derjenige, der hinter dir herräumen muss.«
Ich kann es nicht fassen, was ich da höre. Mir kommt es vor, als würde all meine Arbeit rund ums Haus völlig untergehen und unbemerkt bleiben.
»Die Stoffe liegen schon länger da und haben dich bislang nicht gestört. Ich empfinde es als eine Zeitverschwendung, immer wieder alles wegräumen zu müssen. Jedes Mal muss ich den Kram dann wieder aufs Neue rausholen.«
»Wegen deines
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